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Frauen in der Logistik: „Ich mag die Dynamik und die enormen Gestaltungsmöglichkeiten“

Sabrina Naser-Sawczak (Foto: Hermes Germany / Willing-Holtz)

Die Logistik gilt nach wie vor als Männerdomäne. In unserer Serie „Frauen in der Logistik“ stellen wir regelmäßig Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Bereichen vor. In dieser besonderen Ausgabe aus Anlass des Internationalen Frauentags am 8. März rücken wir Sabrina Naser-Sawczak in den Fokus, Depot Manager am Hermes Standort in Lüneburg.

Sabrina, unsere Rubrik heißt „Frauen in der Logistik“ – aber es scheint, dass es sie immer noch viel zu selten gibt. Was begeistert dich an der Branche?

Sabrina Naser-Sawczak: Logistik hat mich schon immer fasziniert. Mein Vater war Truck-Fahrer in den USA und ich habe ihn auf seinen Touren begleitet und somit einen Einblick in die amerikanische Logistik bekommen. Aber Logistik ist viel mehr als nur Transport. Die Logistik ist sehr vielfältig. Man arbeitet nicht nur mit Maschinen, Technologie und Daten, sondern auch mit Menschen – oft aus verschiedenen Kulturen und Branchen. Diese Mischung aus Technik und menschlichem Faktor macht die Logistikbranche unglaublich dynamisch und spannend. Aber ich habe lange nicht daran gedacht, dass das ein Beruf für mich selbst wäre.

Am Ende hast du dich aber für die Logistik entschieden. Wie war dein Weg dahin?

Sabrina Naser-Sawczak: Ich habe in Polen einen Master in „Marketing und Management“ studiert und parallel in einer Bank gearbeitet. Dank meiner Leistungen an der Universität bekam ich die seltene Möglichkeit, ein bezahltes Praktikum im Ausland zu leisten. So kam ich nach Hamburg und beschloss, dort meine Zukunft zu gestalten. Deshalb absolvierte ich einen Intensiv-Sprachkurs und begann in Deutschland bei einem amerikanischen Technologie- und Dienstleistungsunternehmen zu arbeiten. Zuerst war ich im Recruiting tätig, dann als Operations Manager für den Berliner Standort, wo ich ein Team von über 200 Mitarbeitenden leitete. Dabei habe ich gemerkt, dass das operative Geschäft genau mein Ding ist. Um mich in diesem Bereich weiterzuentwickeln, habe ich später ein MBA-Studium an Universität in Columbus, Ohio, aufgenommen. Diese Ausbildung hat mir eine solide Management-Wissensbasis gegeben.

Und wie bist du dann zu Hermes Germany gekommen?

Sabrina Naser-Sawczak: Mein Weg in die Logistikbranche begann mit einem Wechsel zu einem Personaldienstleister, wo ich hauptsächlich Großkunden aus der Logistik betreute. Dabei rekrutierte, schulte und koordinierte ich gesamte Schichten polnischer Fachkräfte. Aufgrund von Sprachbarrieren agierte ich oft als Übersetzerin bei Onboardings und späteren Schichtmeetings, was ich sehr interessant fand. Plötzlich war meine Faszination für die Branche wieder da und so bin ich schließlich zu Hermes Germany gewechselt.

Seitdem habe ich wertvolle Erfahrungen durch spannende Aufgaben und Projekte gesammelt. Beispielsweise habe ich unter anderem das Projekt „Green Delivery Hamburg“ mit dem E-Mobility-Hub in Hamburg Mitte mitbetreut. Für mich war das ein wichtiges und revolutionäres Projekt, bei dem wir seit Ende 2023 Sendungen in der gesamten Hansestadt Hamburg inklusive der Außenbezirke lokal emissionsfrei zustellen – sei es an der Haustür oder am PaketShop. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir unter anderem eine eigene Ladeinfrastruktur aufgebaut und die gesamte Letzte-Meile-Struktur umgestellt. Das war ein sehr intensives, aber auch spannendes Projekt.

Enorme Gestaltungsmöglichkeiten sind gegeben

Seit Oktober 2024 leitest du das Depot am Standort Lüneburg, mit aktuell über 60 Mitarbeitenden und über 30.000 Sendungen am Tag. Eine anspruchsvolle Aufgabe.

Sabrina Naser-Sawczak: Das stimmt, es braucht einen guten Überblick, eine Menge Disziplin und vor allem viel Kommunikation. Ich kann nicht für alles die Expertin sein – aber ich muss die Expert*innen zusammenbringen und die Dinge verstehen, um Entscheidungen treffen zu können. Mir macht das Spaß – ich mag, wie gesagt, die Dynamik, das Hands-on-Gefühl im Operativen und die enormen Gestaltungsmöglichkeiten. Jeder Tag ist komplett anders und es ist ein gutes Gefühl, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern.

Was sind konkret deine Aufgaben?

Sabrina Naser-Sawczak: Als Depot Manager bin ich für eine Vielzahl von Aufgaben verantwortlich, um den reibungslosen Betrieb sicherzustellen. Ich trage die Gesamtverantwortung für unseren Standort und überwache kontinuierlich Kosten und Produktivität. Zu meinen Hauptaufgaben gehören die Personalführung, Prozessoptimierung und die Einhaltung von Sicherheitsstandards.

Die Rolle des Depot Managers sehe ich als eine zentrale Schnittstelle zwischen den Mitarbeitenden im Depot und der Zentrale. Daher ist es meine wichtigste Aufgabe, unsere Ziele und Werte zu vermitteln und zu erklären, warum bestimmte Änderungen notwendig und sinnvoll sind. Change Management ist ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit: Ich möchte Veränderungen nicht einfach vorgeben, sondern die Mitarbeitenden auf diesem Weg mitnehmen.

Welche Veränderungen stehen aktuell am stärksten im Fokus?

Sabrina Naser-Sawczak: Zwei Beispiele: Auch vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen mit Nachhaltigkeit im Green Delivery Hamburg-Projekt liegt mir die Elektrifizierung der Hermes Flotte sehr am Herzen. Hier müssen Vorurteile ausgeräumt werden – es kommt vor, dass manche an der Reichweite zweifeln oder sie trauen sich nicht, die Heizung anzumachen, weil sie fürchten, das koste zu viel Batterie. Das ist aber unbegründet.

Oder Digitalisierung: Die Tourenplanung wird zunehmend und konsequent mit Hilfe von Apps erledigt. Auf der einen Seite bedeutet dies eine Arbeitserleichterung, auf der anderen Seite für manche aber auch erst einmal eine Hürde im Umgang mit neuen Technologien. Es ist nicht immer leicht, von alten Gewohnheiten abzuweichen und Veränderungen anzunehmen.

Welche Fähigkeiten helfen dir, deinen Job gut zu machen?

Sabrina Naser-Sawczak: Vor allem Flexibilität, Zielorientierung und der Wille, Neues zu lernen: Ich kann nicht von anderen erwarten, dass sie etwas verändern, wenn ich selbst nicht bereit bin, mich weiterzuentwickeln. Man darf keine Angst haben, Dinge zu hinterfragen. Und es braucht Organisationstalent: Momentan bin ich noch dabei, Routinen zu entwickeln. Aber es hilft mir zum Beispiel, dass ich die Woche nach Themen ordne: Montag Qualität, Dienstag Teammeetings am Depot oder Area-Meetings in Hamburg, Mittwoch Personalthemen, Donnerstag ist mein Budgettag und am Freitag tausche ich mich regelmäßig mit meinem Vorgesetzten aus.

Chancen für Frauen in der Logistik heute so gut wie noch nie

Zu Beginn hast du erzählt, dass du dir anfangs noch nicht vorstellen konntest, in der Logistik zu arbeiten. Warum ist die Logistik aber gerade auch für Frauen ein spannendes Feld?

Sabrina Naser-Sawczak: Frauen sind lösungsorientiert, kreativ und können gut kommunizieren – das ist wichtiger als Muskelkraft. Meiner Meinung nach sind die Chancen für Frauen in der Logistik heute so gut wie noch nie. Gerade bei Hermes sind sie nicht nur willkommen, sondern dringend notwendig.

Woran hakt es deiner Meinung nach?

Sabrina Naser-Sawczak: Das Problem ist: Viele Frauen haben die Logistik einfach nicht auf dem Zettel. Über die Jahre hinweg hat sich ein Image entwickelt, das Logistik als einen männlich dominierten Bereich darstellt, was viele Frauen möglicherweise davon abhält, eine Karriere in dieser Branche in Betracht zu ziehen. Es ist wichtig, dieses alte Klischee aufzubrechen und Frauen zu ermutigen, die vielen Möglichkeiten und spannenden Herausforderungen in der Logistik zu entdecken.

Tatsächlich müssen Frauen, die sich entscheiden, in diese Branche einzusteigen, oft 130 Prozent von sich geben, um die verankerten Muster zu durchbrechen. Es erfordert zusätzlichen Einsatz und Entschlossenheit, um die etablierten Vorurteile und Barrieren zu überwinden. Ich hoffe, dass meine eigene Geschichte als Frau in der Logistik dazu beitragen kann, weitere Frauen zu inspirieren und Türen für sie zu öffnen, damit sie sich in allen Bereichen der Logistik behaupten können. Wir sind auf dem besten Weg, die neuen Helden der Logistik zu werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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