Kolumne von Dirk Rahn, Geschäftsführer Operations bei Hermes Germany
Wir bauen um! Während dieser schlichte Hinweis beispielsweise bezogen auf den Schienenverkehr bei vielen Menschen blankes Entsetzen auslöst – schließlich muss man mit Zeitverzögerungen und weiteren Ärgernissen rechnen – reagieren unsere Auftraggeber durchweg positiv auf die angekündigten Baumaßnahmen. Und das aus gutem Grund: Indem wir unsere logistische Infrastruktur – intern sprechen wir auch gerne von der Hermes-DNA – so massiv wie nie zuvor verändern, machen wir uns fit für weiteres Wachstum aus dem Onlinehandel und werden leistungsfähiger.
Schließlich muss das seit Jahren stetig steigende Paketvolumen weiterhin qualifiziert verarbeitet werden können. Zudem rücken wir auch räumlich gesehen näher an die Auftraggeber heran und verkürzen unsere Versandzeiten. Entsprechend gut kommt die Initiative an – bei den Distanzhändlern ebenso wie bei den vielen Millionen Privatkunden, die Hermes ihre Sendungen Tag für Tag anvertrauen. Denn mit dem konstant wachsenden Paketgeschäft steigen auch die Kundenansprüche hinsichtlich Qualität und Geschwindigkeit. Der Kunde gibt praktisch das Tempo vor. Und wir als Dienstleister sind gefordert, Schritt zu halten – oder idealerweise schneller zu sein.
Bad Rappenau: Heimat für erstes neues Logistik Center
Um das gewährleisten zu können, bedarf es erheblicher Investitionen in die richtigen Standorte. So wie in Bad Rappenau (bei Heilbronn), wo Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen, Dr. Andreas Mattner (Managing Director ECE Projektmanagement) und ich heute gemeinsam den ersten Spatenstich als symbolisches Startzeichen für den Beginn der Bauarbeiten gesetzt haben. Bereits im Mai kommenden Jahres wird der neue Standort in Betrieb gehen. Dann werden hier mehr als 60 Millionen Sendungen im Jahr sortiert bzw. von hier aus direkt an die Kunden oder die etwa 1.500 Hermes PaketShops im Zustellgebiet geliefert. Um dabei jederzeit perfekte Qualität zu leisten, bedarf es selbstverständlich modernster Technik. Vor allem jedoch brauchen wir dafür richtig gute und engagierte Mitarbeiter – und davon an einem Standort wie Bad Rappenau über 200. Bei der Konzeption des neuen Logistik Centers haben wir unserer Unternehmensphilosophie entsprechend zudem sehr genau darauf geachtet, hohe Nachhaltigkeitskriterien zu erfüllen. Dafür bekommen wir die „Gold“-Auszeichnung der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen). Und das streben wir auch für unsere weiteren Neubauten an.
Neun neue Hermes Logistik Center bis 2019
Bad Rappenau hat für uns insofern eine besondere Bedeutung, als das es der Startpunkt für unser umfangreiches Zukunftsprogramm ist, bei dem wir bis 2019 bundesweit über 300 Millionen Euro in den Bau von neun Standorten bzw. in die Erweiterung bestehender Logistik Center investieren. Damit schaffen wir Kapazitäten für jährlich über 400 Millionen Sendungen und sind künftig in jedem Teil der Republik mit extrem leistungsfähigen Sortier- und Verteilzentren präsent. Alle diese Neubauten haben eine Hallengröße von mindestens 10.000 m², sind also so genannte „Big-Boxes“ und können bis zu 25.000 Sendungen pro Stunde verarbeiten. Neben Bad Rappenau werden wir zum Beispiel in der Nähe von Mainz, Augsburg und Berlin bauen. Aber auch in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sollen Hermes Logistik Center entstehen. Den vorläufigen Schlusspunkt unserer Bauaktivitäten setzen wir voraussichtlich im Frühsommer 2019 im Großraum Dresden. Mit unseren deutschlandweit dann insgesamt 15 Logistik Centern sowie 20 Depots stellen wir uns optimal auf die Bedürfnisse im Distanzhandel ein. Immerhin haben wir uns vorgenommen, der präferierte Logistikpartner im E-Commerce zu werden.
Herausforderungen für die gesamte Branche
Aber wir sind Realisten. Unsere Baumaßnahmen allein genügen natürlich nicht, um uns nachhaltig erfolgreich im Markt zu positionieren. Sie sind dafür nicht mehr als eine Basis. Erfolgsentscheidend wird vielmehr sein, wie wir und die gesamte Paketbranche mit Megatrends und gesellschaftlichen Entwicklungen wie der Digitalisierung, der Individualisierung von Produkten und Services, der zunehmenden Globalisierung des Konsums, der Veränderung der Arbeitswelten etc. umgehen. Bei vielen dieser Themen hat sich die Logistik von anderen Branchen überholen lassen. Also müssen wir aufholen – mit hohem Tempo, enormer Beweglichkeit und vor allem mit absoluter Fokussierung auf unsere Kunden.