Sie sind schnell, flexibel einsetzbar und verursachen unterwegs null CO2-Emissionen – die Rede ist von Lastenrädern. Auch auf der Letzten Meile in der Paketlogistikbranche sind sie nicht mehr wegzudenken. In urbanen Gebieten sind immer mehr Zusteller*innen per Tretpedale unterwegs und sorgen somit für Entlastung im Autoverkehr. In unserer Podcast-Folge von „Lieferzeit, der Logistik-Podcast“ geht es ausführlich um das Phänomen der Lastenräder. Warum Lastenräder keine Kurzzeit-Erfindung sind, aber dafür wahre Ladewunder – das zeigen die folgenden Fakten.
Geschichte des Lastenrads
- Vorreiter USA: 1894 fand in San Francisco ein Eisenbahnstreik statt, der als „Pullman Rail Strike“ in die Geschichte einging. Die Strecke wurde daraufhin in acht Teilsegmente unterteilt und die Waren wurden per Fahrradkurieren transportiert – die Geburtsstunde des Lastenrads!
- Deutschland zieht nach: Der erste Lastenradfahrer in Deutschland war Johann Baptist Ruhdorfer. Dieser fuhr 1896 mit einem selbstgebauten Hochrad aus dem bayerischen Hohenlinden täglich nach München und Rosenheim, um Ersatzteile zu transportieren. Er gilt als der Urvater der deutschen Fahrradkuriere.
- Dänen liefern erstes langes zweirädriges Lastenrad: In den 1920er Jahren wurde das Long-John-Lastenrad erfunden, bei dem die Waren auf einer Fläche vor dem Lenker transportiert werden.
Steigende Beliebtheit
- Rasantes Wachstum in den letzten fünf Jahren: 2016 waren in Deutschland knapp 15.000 Cargobikes auf deutschen Straßen und Radwegen unterwegs. 2020 waren es bereits 103.200 (Quelle: cargobike.jetzt). Ein Drittel davon sind E-Bikes.
- Blick in den Hermes-Kosmos: Bei Hermes sind aktuell bundesweit über 40 eigene Lastenräder im Einsatz, zuzüglich der Bikes der Servicepartner. Derzeit sind die Räder in Berlin, Hamburg, Leipzig und Ludwigsburg unterwegs. Allein in Berlin sind 28 im Einsatz (Stand: August 2021).
- Monat für Monat steigende Mengen: Über 70.000 Hermes-Sendungen wurden im Juli 2021 deutschlandweit per Lastenrad zugestellt.
Ein Gefährt, das es in sich hat
- Ladewunder: Je nach Ausführung erlauben E-Cargobikes eine Zuladung von 60 bis 200 Kilogramm und besitzen ein Ladevolumen von bis zu mehreren hundert Litern.
- Leichtgewichte unter den Transportgefährten: Gewöhnliche Cargobikes haben ein zulässiges Gesamtgewicht von 200 Kilogramm.
- Lenkungsarten: Bei dreirädrigen Cargobikes gibt es drei verschiedene Lenkungsarten. Bei der Achsschenkellenkung drehen sich Räder und Lenker mit, während der Kasten vorne gerade bleibt. Bei der Drehschemellenkung dreht auch der Kasten mit. Bei der Neigetechnik neigt sich die Fahrer*innen, ähnlich wie beim Motorrad, mit dem Lastenrad beim Abbiegen in die Kurve.
- Starke Antriebskraft: Ein voller Akku sorgt, je nach Umgebung, für 50 bis 140 Kilometer Reichweite.
Schnelligkeit & Zeitgewinn
- Schnell unterwegs: Sogenannte S-Pedelecs (Speed-Pedelecs) erreichen Spitzengeschwindigkeiten bis zu 45 km/h.
- Enorme Zeitersparnis: 85 Prozent der innerstädtischen Kurierfahrten könnten in der Theorie auch mit einem Cargobike durchgeführt werden – und es ist dazu schadstoffärmer und verkehrsvermeidend. In Hamburg stehen Autofahrer über das Jahr gerechnet insgesamt 45 Stunden im Stau (Platz 6 in Deutschland). (Quelle: ahoi-velo.de)
Interessantes
- Dänische Hauptstadt überzeugt: Kopenhagen gilt als fahrrad- und cargobikefreundlichste Stadt der Welt. Beim Ranking von copenhagenizeindex.com erzielt die dänische Hauptstadt zuletzt den Spitzenwert von 90,2 Prozent. In der Wertung werden Faktoren wie Fahrradstraßen, die Anzahl von Bikesharing-Anbietern oder autofreie Innenstädte berücksichtigt. Laut Schätzungen sind aktuell 30.000 Cargobikes in Kopenhagen im Einsatz. Als beste deutsche Stadt liegt Bremen auf Platz 11 (58,9 Prozent).
- Dos & Don’ts: Der Radlogistikverband Deutschland hat einen Verhaltenscodex für alle gewerblichen Lastenradfahrer*innen veröffentlicht, der empfiehlt, wie man sich gegenüber anderen Verkehrsteilnehmer*innen verhalten soll und dem auch die Hermes Zusteller*innen folgen.