Die Globalisierung hat die Lieferketten von Unternehmen längst erfasst. Das bietet viele Vorteile, aber auch Herausforderungen. Wer in dem Wirrwarr die richtigen Entscheidungen treffen will, muss sich mit Wirtschaft, Kommunikation, Kultur und Politik in Asien auskennen. Oder sich an einen passenden Dienstleister wenden.
Nehmen wir das Beispiel Adidas. In den 20er Jahren nähte Adolf Dassler mit seinem Bruder Rudolf noch in der alten Waschküche der Mutter Turnschuhe zusammen. In den 50er Jahren wurden Fußbälle, Schuhe und Kleidung schon in der firmeneigenen Fabrik im heimischen Herzogenaurach hergestellt. Heute arbeitet der Sportartikler mit mehr als 1.000 unabhängigen Lieferanten zusammen, die in 61 Ländern Produkte für die Adidas Gruppe herstellen.
Die Globalisierung hat die Lieferketten von Unternehmen längst erfasst. Unter dem Schlagwort Global Sourcing versorgen sich die Organisationen inzwischen weltweit mit Rohstoffen und Materialien und lagern Teile ihrer Produktion aus – vor allem nach Asien. Die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg hat Vorteile, birgt aber auch so manche Herausforderung mit sich.
Der wichtigste Faktor sind immer noch die Kosten
Das herausragende Kriterium für die Nutzung des asiatischen Beschaffungsmarktes ist immer noch der Kostenaspekt. Wer in Ländern mit günstigen Kostenstrukturen einkauft oder produzieren lässt, steigert seine Rendite und ist in der Lage, die eigenen Produkte preiswerter anzubieten als der Wettbewerb.
Durch die Globalisierung und die Digitalisierung hat die Transparenz enorm zugenommen. Preisvergleiche in den verschiedenen Ländern sind innerhalb kürzester Zeit möglich. Das führt zu einem immer stärkeren internationalen Wettbewerb. Lieferanten, die bisher in nationalen Märkten eine Art Monopolstellung hatten, werden gezwungen, sich ebenfalls dem globalen Wettbewerb zu stellen und ihre Preise zu senken.
Die Tatsache, dass sich die Beschaffung zu einer strategischen Komponente entwickelt hat, sorgt dafür, dass die Unternehmen die unterschiedlichen wirtschaftlichen Lagen in den Beschaffungsländern für sich nutzen können: so führen beispielsweise unausgelastete Produktionskapazitäten und hohe Lagerbestände durch eine niedrige Konjunktur zu günstigen Einkaufsmöglichkeiten.
Durch das Auftreten auf internationalen Märkten können nicht nur nachhaltige Beziehungen zu Lieferanten geknüpft werden, es ermöglicht auch die Zusammenarbeit mit Anbietern, die spezielles Produkt- oder Technologiewissen haben, zum Beispiel wenn ein Land wie China auf einen Rohstoff wie Seltene Erden spezialisiert ist. Dieses Wissen können die Unternehmen für sich nutzen und dadurch innovativer und qualitätsbewusster agieren.
Die Qualität muss stimmen
Natürlich gibt es bei so vielen Vorteilen auch Risiken, die bei der Zusammenarbeit mit ausländischen Lieferanten entstehen können. Zum einen gibt es wirtschaftliche Risiken, die beispielsweise mit Währungsschwankungen, längeren Transportzeiten und dem Transfer von Know-how über weite Strecken hinweg zu tun haben. Ein wichtiges Kriterium ist die Sicherstellung der Qualität. Immer wieder mal gab es Skandale, zum Beispiel die Produktion krebserregender Gelatine in Nahrungsmitteln oder die Verwendung von giftigen Weichmachern in Spielzeug. Um solche Verfehlungen ausschließen zu können, muss eine Beschaffungsorganisation die Kontrolle über die komplette Supply Chain haben. Es reicht dabei nicht aus, sich auf die Zertifizierung einzelner Lieferanten zu verlassen. Nur wer ein Netzwerk an bekannten Lieferanten und Sub-Lieferanten aufbaut, kann dafür garantieren. Dafür braucht man zwingend Mitarbeiter vor Ort.
Eine weitere Herausforderung ist die Kommunikation. Oft muss der Austausch über verschiedene Zeitzonen hinweg erfolgen, was organisatorisch schwierig ist. Hinzu kommen die Sprachunterschiede, oft völlig unterschiedliche Informations- und Kommunikationsstrukturen und eine geringere Markttransparenz. Die Mehrzahl aller Konflikte westlicher Unternehmen beruhen auf soften Faktoren, das heißt kulturellen Unterschieden. Oder besser: der Tatsache, dass diese von den Unternehmen unterschätzt werden. Für Asiaten sind andere Werte wichtig, sie denken oft anders und vor allem verhandeln sie anders.
Wer die Kontrolle haben will, muss vor Ort sein
Um glaubwürdig zu sein, ist es wichtig, sicherzustellen, dass die vorgegeben Standards eingehalten werden, etwa die UN-Konventionen, das Verbot von Kinderarbeit, Arbeitsschutzrechte und Einhaltung des Lohnniveaus. Oder zum Beispiel die Business Social Compliance Initiative, eine Organisation mit Sitz in Brüssel, die Unternehmen einen Verhaltenskodex anbietet, der sie dabei unterstützt eine ethische Lieferkette aufzubauen. Dieser Kodex beruht auf internationalen Verträgen zum Schutz von Arbeitnehmerrechten. Das zu gewährleisten ist gar nicht so leicht. Ein großer Teil Textilproduktion findet beispielsweise in kritischen Ländern statt – und die liegen fast ausschließlich in Asien.
Mit all diesen Herausforderungen fertig zu werden, erfordert nicht nur ein gezieltes Länder- und Lieferantenportfolio, sondern auch eine enge Verzahnung aller Funktionen entlang der Supply Chain und enge Lieferantenpartnerschaften mit hohem Kontrollgrad bis in die Produktionsstätten. Flexibilität, Transparenz sowie prozessuale und technische Integration werden in der Beschaffung in Zukunft die Erfolgsfaktoren sein.
Nicht alle Firmen können das selbst übernehmen. So haben sich rund um das Sourcing Dienstleister gegründet. Hermes-OTTO International unterstützt Unternehmen seit nunmehr 50 Jahren bei der Beschaffung von Produkten aus den wichtigsten Märkten in den Kategorien Mode, Schuhe und Accessoires sowie Einrichten. Mit 1400 Mitarbeitern an 20 Standorten verfügt das Team über eine Mischung aus globaler und lokaler Expertise, von der die Kunden profitieren können.