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Menschen bei Hermes: Hinter den Kulissen: „Ohne Daten ist es unmöglich, die Paketströme zu steuern“

Vaibhav Rajendra Deoghare (Foto: Hermes Germany)

Vaibhav, du arbeitest als Business Analyst in der Abteilung „Commercial Excellence and Controlling”. Das klingt ziemlich anspruchsvoll – was genau sind deine Aufgaben?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Meine Kernaufgaben sind Datenmanagement und Reporting. Gemeinsam mit meinem Team erstelle ich Analysen und Prognosen darüber, wie viele Pakete verschickt werden, wann das Versandaufkommen besonders hoch oder besonders niedrig ist. Dazu prüfe ich die Forecasts der Sales-Teams auf Plausibilität. Auf Basis der Analysen planen die einzelnen Operations-Teams dann, wie viele Fahrer*innen auf welchen Routen eingesetzt werden. Für unsere Prognosen betrachten wir das Gesamtbild: Wie ist die aktuelle Geschäftslage, worauf müssen wir achten? Wenn zum Beispiel eine Krise wie die Corona-Pandemie eintritt, müssen die Pläne innerhalb kürzester Zeit angepasst werden. Kurz: Mein Job ist es, die relevanten Zahlen und Empfehlungen für eine möglichst effiziente Planung zu liefern.

Warum sind Daten gerade in der Logistik besonders wichtig?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Logistik bedeutet, Ressourcen in einem komplexen Umfeld intelligent einzusetzen. Ohne Daten ist es unmöglich, die Paketströme zu steuern. Deshalb gilt: Unternehmen, die ihre Daten schneller und effizienter verarbeiten, sind im Vorteil. Bei Hermes Germany nutzen wir dafür ein webbasiertes Dashboard, für das ich verantwortlich bin. Dort werden alle Informationen, unter anderem zu den Sendungsmengen, konsolidiert. So können wir in Echtzeit sehen, wenn zum Beispiel in einer bestimmten Region gerade viel los ist oder wie viele Pakete an einem Tag oder in einem Monat versendet werden.

Vaibhav Rajendra Deoghare (Foto: Hermes Germany)

Worauf kommt es in deinem Job besonders an?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Oft müssen Einschätzungen mit wenig Vorlauf und unter hohem Zeitdruck erstellt werden – gleichzeitig aber natürlich sehr präzise sein. Da kommt es stark auf Konzentration an. Aber ich mache das inzwischen seit zwei Jahren und habe eine gewisse Routine. Außerdem haben wir ein Vier-Augen-Prinzip, um die Qualität unserer Analysen sicherzustellen.

Daten werden immer genauer modelliert – dabei hilft die KI

Du arbeitest viel mit Zahlen und Tabellen.  Was macht dir an deinem Job Freude?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Bei Hermes Germany habe ich schnell wichtige Projekte übernehmen dürfen, solche Herausforderungen machen mir Spaß. Und unser Arbeitsbereich hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Es ist spannend, die Analyse von altmodischen Tools wie Excel auf moderne Business Intelligence-Lösungen umzustellen und Daten immer genauer modellieren zu können.

Welche Rolle spielt dabei Künstliche Intelligenz? Für den Umgang mit großen Datenmengen ist KI ja prädestiniert.

Vaibhav Rajendra Deoghare: Absolut richtig – KI verändert unsere Arbeit enorm und hebt erstaunliche Potentiale. Ein Beispiel: In einem Projekt, bei dem ich die komplette Verantwortung vom Set-up bis zur Testphase habe, arbeiten wir mit Unternehmen an einer gemeinsamen KI-Lösung für den Mengen-Forecast. Diese integriert historische Daten. Der Vorteil: Unsere Vorhersagen werden so noch deutlich präziser.  

Solche Entwicklungen waren noch vor wenigen Jahren undenkbar, als du dich für deinen Beruf entschieden hast. Wie wird man eigentlich Business Analyst?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Der Zufall hat dabei für mich eine gewisse Rolle gespielt. Ich habe mich immer schon sehr für Autos interessiert. Nachdem ich meinen Bachelor in Maschinenbau in Mumbai gemacht hatte, bin ich deshalb nach Deutschland mit seiner bedeutenden Automobilbranche gegangen. In Heidelberg habe ich dann meinen Master in „International Business and Engineering“ absolviert. Während des Studiums habe ich ein Praktikum bei einem Autozulieferer gemacht und dabei mein Interesse an Datenanalyse entdeckt. Zu dem Thema habe ich dort dann auch meine Abschlussarbeit geschrieben. Als ich mit dem Studium fertig war, brach Corona aus – und es gab Einstellungsstopps in der Automobilbranche. Daher habe ich mich auf Stellen im Bereich Datenanalyse beworben. Bei Hermes Germany hat es dann super gepasst.

Wie sich gezeigt hat, war das für beide Seiten eine gute Entscheidung. Im vergangenen Jahr hast du sogar ein Förderprogramm für Potentialträger bei Hermes Germany durchlaufen. Wie sah das Programm aus?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Für diese Talentinitiative nominiert die Bereichsleitung Kolleg*innen aus allen Abteilungen, und es hat mich sehr gefreut, dabei sein zu dürfen. Es geht dabei sehr stark um Selbstreflexion und die persönliche Weiterentwicklung. Ziel ist es, herauszufinden, ob man etwa eine Fachexperten- oder eine Führungslaufbahn bei Hermes Germany einschlagen möchte. In dem Programm haben wir über sechs Monate einen Business Case bearbeitet. Zusätzlich gab es regelmäßig Workshops zu Führungsthemen, etwa über den Umgang mit Stress oder das Führen von Feedbackgesprächen. Ich habe dabei extrem viel gelernt und bin sicher, dass ich weiter Führungsverantwortung übernehmen möchte.

Welche Fähigkeiten braucht ein guter Business Analyst?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Natürlich sollte man ein grundsätzliches Interesse an Zahlen und Analyse haben sowie die relevanten Tools kennen. Entscheidend ist aber aus meiner Sicht etwas anderes: Man braucht den Blick für das Wesentliche und muss in der Lage sein, die richtigen Fragen zu stellen. Wenn ich zum Beispiel bei der Geschäftsführung präsentiere, habe ich 30 Minuten – da müssen die Inhalte auf den Punkt sein. Auch Kommunikationsfähigkeiten sind deshalb sehr wichtig. Seit ich in Deutschland bin, habe ich intensiv an der Sprache gearbeitet. Manches war nicht leicht zu verstehen. Wenn mein Chef sagte „Da muss noch viel Wasser die Elbe runterfließen“, hieß das nicht, dass der Fischmarkt überflutet wird. Inzwischen bin ich mit meinem Deutsch sehr zufrieden.

Arbeiten ist in Deutschland entspannter

Du bist in Indien aufgewachsen und hast dort auch schon gearbeitet, bevor du nach Deutschland gekommen bist. Wie unterscheidet sich die Arbeitswelt der beiden Kulturen?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Das mag sich komisch anhören, aber für mich wirkt in Deutschland alles viel entspannter. In Indien ist es normal, viel mehr als die reguläre Arbeitszeit zu arbeiten. Auch weil es dort auf eine Stelle 10.000 Bewerber gibt – und hier eher 100. Für Technik- und IT-Interessierte aus Indien ist das eine große Chance.

In Deutschland spielt auch die Work-Life-Balance eine größere Rolle, daran musste ich mich erst gewöhnen. Wenn ich am Anfang gefragt wurde, wie lange ich für eine bestimmte Aufgabe brauche, habe ich immer eine Stundenzahl angegeben – statt einer Zahl von Tagen. Bis mein Vorgesetzter sagte: „Du kannst dir auch mehr Zeit dafür nehmen.“

Das heißt, du findest die Deutschen ein bisschen langsam?

Vaibhav Rajendra Deoghare: Nein, bestimmt nicht. Es ist einfach ein anderes Mindset, in dem die Menschen ihre Zeit individueller einteilen können. Hier ist es okay, auch mal Pause zu machen und über das Wochenende zu reden. Trotzdem hängen sich alle rein. Ich finde deshalb Gleitzeit eine tolle Sache – so kann ich zwischendurch Behördentermine wahrnehmen oder bei einem Spaziergang im Park auf neue Ideen kommen. Auch dass man mit Weiterbildungen und Trainings die eigene Expertise ausbauen kann, ist toll. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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