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Logistik europaweit: Unterschiedliche Mikro-Depot-Konzepte erfolgreich umgesetzt

Armadillo Cargobike von Hermes am Mikrodepot in Berlin-Prenzlauer Berg. (Foto: Hermes)

Seit der Jahrtausendwende hat sich das Volumen verdoppelt, bis zum Jahr 2022 erwartet der Branchenverband BIEK für Deutschland insgesamt 4,3 Milliarden Sendungen jährlich. In anderen europäischen Ländern ist die Herausforderung nicht kleiner: So müssen diese steigenden Mengen vor allem in die überfüllten Innenstädte geliefert werden. Nachhaltigkeit sowie die CO2–Reduzierung stehen dabei für Städte und KEP-Dienstleister im Fokus. Die Konzepte sind ganz unterschiedlich.

Er ist 1,25 Meter breit, 16 Meter lang und fährt nur 25 Kilometer pro Stunde: Der Cargohopper, der in der niederländischen Stadt Utrecht zur Paketauslieferung eingesetzt wird. Die Umwandlung des Stadtzentrums in eine Umweltzone im Jahr 2007 begrenzte den Einsatz für konventionelle Dieselfahrzeuge komplett: Eine neue Lösung war also gefragt. Für die engen Gassen der Stadt musste ein sehr schmales Gefährt gefunden werden. Der Cargohopper ähnelt einem kleinen Traktor mit mehreren kleinen Anhängern und ersetzt täglich fünf bis acht Lieferwagen in der Altstadt. Durch Solarzellen auf dem Dach fährt das Fahrzeug rund neun Monate mit Solarstrom, der Rest kommt aus grünem Strom, wodurch der Betrieb komplett CO2-neutral erfolgt. „Von August 2009 bis April 2011 wurden 18.500 Stopps mit 85.185 Sendungen beliefert und mehr als 200.000 Diesel­kilometer substituiert“, folgert die Studie „Die Ladezone im Blickpunkt“ vom Januar 2018. Weil täglich fünf bis acht Lieferwagen in der Altstadt ersetzt werden konnten, wurde der CO2-Ausstoß durch den Cargohopper insgesamt um 73 Prozent gesenkt.

Fahrradfahren beliebter machen in San Sebastián

Mit Pedelec-Lastenfahrrädern und einem Verteilzentrum hat die nordspanische Stadt San Sebastián 2009 ein Projekt gestartet, um den Lärmpegel zu senken und die Innenstadt vor Überfüllung zu schützen. Lkw beliefern das Verteilzentrum im Zentrum, von dort legen Cargobikes mit bis zu 180 Kilo Ladung rund drei Kilometer zu den Empfängern zurück. Insgesamt wurden dadurch jährlich etwa 27.000 Lieferwagen-Kilometer und 13 Tonnen CO2 eingespart. Die Stadt setzte auch darauf, das Fahrradfahren in der Stadt an sich beliebter zu machen – Fahrradwege wurden also nicht nur für die Paketzulieferung ausgebaut. Das hatte den Nebeneffekt, dass sich die Verkehrsbelastung weiter reduzierte und die Zusteller auf gut ausgebauten Wegen alle Ziele in der Stadt erreichen konnten.

Dreistufiges Modell in Paris: Nachhaltig entlang der Seine unterwegs

Dass solche Lösungen auch in den größten Metropolen Europas zu realisieren sind, zeigt das dreistufige Distripolis-Konzept in Paris: Zunächst landen die Sendungen in Verteilzentren in den Außenbezirken, danach werden sie zu umweltfreundlichen BLUE­Depots in verschiedenen Innenstadtgebieten transportiert. Batterieelektrische Transporter, Pedelec-­Lastenfahrräder oder batterieelektrische Lkw führen dann von dort aus die Belieferung auf der Letzten Meile durch. Ein komplexes und innovatives IT-System koordiniert die Sendungen in der dreistufigen Tourenplanung. Damit gelang es, die elektrischen Zustellfahrten von anfangs 400 auf 5.200 zu steigern, der CO2-Ausstoß sank laut der Studie „Die Ladezone im Blickpunkt“ von rund 2.000 auf 308 Tonnen pro Jahr.

Lastenrad als 1:1 Ersatz für einen Sprinter

Die aktuelle Ladezone-Studie der Industrie­ und Handelskammer zu Köln belegt: „das Marktpotential für eine urbane Logistik mit dem Mikro-­Depot-­Konzept groß.“ Big ­Data­-Analysen in verschiedenen deutschen Städten hätten demnach ergeben, dass bis zu 30 Prozent des urbanen KEP-­Marktes durch das Mikro-­Depot­-Konzept abgedeckt werden können, mit Sicherheit für Städte ab 100.000 Einwohner. Das betrifft in Deutschland etwa 80 Städte. Logistik-Immobilien­entwickler und Stadtplaner müssten noch mehr Angebote für mobile und stationäre Mikro-­Depots für dieses neue urbane Logistikkonzept schaffen, fordert die Studie. Mitverfasser Prof. Dr.-Ing. Ralf Bogdanski von der technischen Hochschule Nürnberg sagt: „Dort, wo das Konzept sinnvoll eingesetzt wird, kann ein Sprinter 1:1 von einem Lastenrad ersetzt werden.“

Drei von fünf klassischen Lieferwagen werden eingespart

Dass Lastenräder einen Transporter ablösen können, zeigt auch das vor einem Jahr gestartete Modellprojekt „KoMoDo“ in Berlin. Ausgangsbasis ist ein Mikro-Depot in Prenzlauer Berg. Lkw liefern die Pakete an, die dann in E-Lastenräder verladen und ausgeliefert werden. Insgesamt haben die bis zu elf Lastenräder der Projektpartner – Hermes, DHL, DPD und weitere Paketdienstleister – in zehn Monaten rund 38.000 Kilometer zurückgelegt und 160.000 Pakete zugestellt. So konnten circa elf Tonnen CO2 im Vergleich zu konventionellen Zustellfahrzeugen eingespart werden.

„Hermes hat 58.000 Pakete emissionsfrei zugestellt und in dem Einsatzgebiet drei von fünf klassischen Lieferwagen eingespart“, berichtet Michael Peuker, KoMoDo-Projektleiter bei Hermes Germany. Und er ergänzt: „Der Schlüssel zum Erfolg und zur wirtschaftlichen Skalierbarkeit derartiger Konzepte ist vor allem die Bereitstellung von innerstädtischen Flächen.“

 

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