In der besinnlichen Zeit macht sich diesmal ein Trend breit, das begehrteste Geschenk in diesem Winter ist: Zeit. Selbst große Unternehmen, die vom Konsum leben, weisen ihre Kunden mit großem Aufwand darauf hin, wie wertvoll dieses Gut ist.
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Natürlich gibt es Menschen, die sich das ganze Jahr über Geschenkideen für ihre Liebsten notieren und dann Ende Oktober schon alle Präsente für Weihnachten besorgt und sogar verpackt haben. Aber genauso viele sind bis kurz vor dem Feste ratlos und hetzen gestresst durch die Innenstädte und das Internet. Und so wechseln am Ende kiloweise Geschenke den Besitzer, die manchmal nicht gebraucht und oft nicht gewollt werden. Der Schauspieler Elyas M’Barek freut sich in dem neuen Spot des Pay-TV-Senders Sky etwas gequält über allerlei besondere Geschenkideen seiner Freunde. Die Botschaft ist klar.
Richtig zu schenken, ist gar nicht so einfach. Wenn es um Kinder geht, überlassen die restlichen Familienmitglieder gerne den Müttern das Besorgen der Geschenke. Das ergab eine Umfrage, die im Auftrag des Spielzeughändlers MyToys in Auftrag gegeben wurde. Zwei Drittel aller Geschenke werden von den Müttern gekauft, nur 43 Prozent der deutschen Eltern teilen sich den Einkauf. 150 Euro wollen die Familien in diesem Jahr ausgeben, das sind 20 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Drei Viertel der Eltern holen sich die Ideen direkt von ihren Kindern. Und was wünschen sich die Eltern? Eigentlich nur eines: Zeit. 70 Prozent gaben an, dass ihnen im Alltag ausreichend Zeit mit ihren Kindern fehlt.
Unverkäufliches schenken
Damit bestätigen die angestrengten Eltern, was sich als Trend für dieses Weihnachtsfest durchzusetzen scheint: Zeit statt Zeug. Der E-Commerce-Händler Otto wirbt sogar in der wichtigsten Saison für den Onlinehandel in seinem Weihnachtsfilm für dieses unverkäufliche Produkt – und das mit recht einprägsamen Mitteln. In dem Spot des Hamburger Unternehmens wird eine dreiköpfige Familie gezeigt, der das wertvollste Gut verloren zu gehen scheint: gemeinsam verbrachte Zeit. Erst im letzten Moment gelingt es ihnen noch, wieder zusammen zu kommen. Auf der Microsite zeitgeschenke.otto.de hat Otto zahlreiche kreative Ideen gesammelt, wie man seine Lieben beglücken kann, zum Beispiel einer durchtanzten Nacht oder einem Grillabend im Winter.
Auch der Lebensmittelhändler Edeka sorgt sich darum, dass seine Kunden mehr Zeit miteinander verbringen. Unter dem Motto #Zeitschenken verkauft der Supermarkt Zeitgutscheine, die von den Schenkern dann individuell gestaltet werden können. Die Webseite „Zeit statt Zeug“ versucht Menschen davon zu überzeugen, statt dem dritten Handy, dem sechsten Schal oder dem zehnten Parfüm lieber gemeinsame Zeit zu schenken. Ziel ist es, den Konsum zum Wohle der Welt einzudämmen und Zeit wieder sinnvoller zu nutzen. Inspirationen gibt es jede Menge: Zoobesuch statt Stofftier, Blumen pflanzen statt Blumenstrauß, Fußball spielen statt Konsole.
Nachhaltiges Weihnachten
Mieten statt Kaufen: Wer bei der Konsumschlacht nicht mitmachen will, kann bei Otto Geschenke Waschmaschinen, Fernseher, Kaffeeautomaten oder Tablets auch langfristig mieten. Wohngemeinschaften können sich so eine Waschmaschine teilen, bis alle anderer Wege gehen. Oder junge Familien Geräte mieten, die sie nur für eine bestimmte Zeit brauchen.
Das Bundesumweltamt hat einen Verbraucherratgeber herausgegeben und appelliert darin an die Vernunft der Deutschen. Für eine Bundesbehörde greift sie dabei auf eine recht ungewöhnliche Sprache zurück. Statt „Zeug“ sollten die Menschen doch einfach mal „Zeit“ schenken. Und Teenagern statt mit dem zweiten oder dritten Tablet-Computer zu beglücken, einfach mal ins Kino oder Theater ausführen. Oder gemeinsam mit ihnen kochen. Wer dennoch nicht auf Sachgeschenke verzichten möchte, sollte wenigstens gebrauchtes Geschenkpapier aus dem vergangenen Jahr benutzen. Auf bonprix.de stellen derzeit Blogger im Rahmen einer Weihnachtsaktion ihre schönsten Dekoideen zum Selbermachen vor. Außerdem kann man den Tannenbaum mieten, statt zu kaufen. Und darauf achten, dass beim Weihnachtsessen behutsam vorgegangen wird, damit nicht wieder so viele Lebensmittel den direkten Weg in die Tonne finden.
Es ist wie so oft im Leben. Die schwierigste Aufgabe ist es, das richtige Maß zu finden. Denn Spaß machen soll das Fest ja trotz aller Achtsamkeit und Nachhaltigkeit auch noch.
https://www.youtube.com/watch?v=GoA7UJPqBRo