15 Jahre Hermes PaketShops: Mittendrin
Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg: Über 9.400 Beschäftigte, mehr als 6.000 Studenten, dazu jährlich rund 89.000 stationär behandelte Patienten sowie 275.000 ambulante Fälle. Zwischen den modernen Klinikgebäuden und größtenteils unter Denkmalschutz stehenden Altbauten aus dem 19. Jahrhundert hat die Osterkuss GmbH ihren Platz gefunden.
Bereits seit 1999 betreibt das von einem gemeinnützigen Verein ins Leben gerufene Unternehmen ein Café in der psychiatrischen Klinik des UKE. In der Küche sowie beim angeschlossenen Cateringservice, der weit über die Klinikgrenzen hinaus bekannt und große Events mit über hundert Gästen versorgt, werden Menschen mit psychischer Behinderung beschäftigt. Denn diese sind auf dem freien Arbeitsmarkt nur schwer zu vermitteln. 2008 wurde der Betrieb um einen Kopierdienst und Copy-Shop erweitert, in den auch ein Hermes PaketShop Einzug hielt. Früher war hier mal ein Labor eingerichtet. Chef des Ganzen ist Ralf Flechner, 65 Jahre alt – und weit entfernt davon, an die nahende Rente zu denken. Im Gegenteil! Fünf bis zehn Jahre mehr im Job sollen es schon werden. Denn das Projekt „Osterkuss“ hat ihn nicht nur beeindruckt, sondern ist mittlerweile im wahrsten Sinne des Wortes groß und zur gelebten Überzeugung geworden. Viel persönliche Schaffenskraft und Engagement hat Ralf investiert – und damit ist für ihn klar: „So schnell lass ich das nicht alleine!“
Im Wettbewerb mit Handicap
Er war Diplompädagoge, Journalist, Inhaber eines Verlages, Marketingchef einer Schallplattenfirma. In seiner Stadt ist der gebürtige Hamburger entsprechend bestens vernetzt. Dass er zudem auch von Logistik Ahnung hat, stellt sich beim kurzen Gespräch über „adäquate“ Paketpreise heraus. Schließlich hat er mal für Greenpeace in Deutschland die Lagerlogistik gemanagt. Doch das ist lange her. Wichtig ist heute allein „das Projekt“, für das mittlerweile rund 40 Mitarbeiter tätig sind. Die Hälfte der Stellen entfällt auf geförderte Arbeitsplätze. Damit sollen in ihren geistigen oder körperlichen Fähigkeiten behinderte Menschen wieder in die Arbeitswelt und das gesellschaftliche Leben integriert werden. Beachtlich dabei ist, dass die Osterkuss GmbH wirtschaftlich mit „normalen“ Betrieben konkurriert.
Die öffentliche Hand gleicht lediglich ansatzweise „die Minderleistung unserer Mitarbeiter durch öffentliche Förderungen aus“. Entsprechend ist der Erfolg von Ralf Flechner und seinen Mitarbeitern umso bemerkenswerter. Denn über alle Geschäftsbereiche hinweg generiert das Unternehmen heute bereits über eine Million Umsatz pro Jahr.
PaketShop als Kundenbindung
Zu dieser Entwicklung hat der Tausendsassa mit seinen Erfahrungen aus vielen beruflichen Vorleben mit neuen Geschäftsideen, großem Know-how und nimmermüden Einsatz maßgeblich beigetragen. Dazu zählt auch die Service- und Angebotserweiterung durch die Hereinnahme des Hermes PaketShops. Wenngleich damit kein wirtschaftliches Ziel verbunden war. Doch Ralf wollte mit dem erweiterten Angebot neue Kunden erreichen und diese auf die weiteren „Osterkuss“- Services aufmerksam machen. Aus ehemals 10 Paketen am Tag wurden so mittlerweile zwei vollbepackte Rollwagen. Und für viele Schwestern und Ärzte ist der Copy-Shop mit integriertem PaketService heute eine Art „Geschenk des Himmels“. Aber auch viele Studenten zählen zum Stammklientel. Pro Tag werden so zwischen 200 und 300 Kunden bedient. Zudem gibt es noch eine Internetlounge, in der auch mal Patienten verweilen, mit denen „durchaus der ein oder andere Plausch gehalten“ wird. Geöffnet hat der Shop täglich von 9 bis 17 Uhr. „Es hat sich herausgestellt, dass das reicht“.
Hamburg, meine Perle
Viel Herzblut steckt im „Osterkuss“. Und unwidersprochen lässt „Mann“ bei so einem Projekt auch viele „Körner“. Schließlich bleibt kaum Zeit für längere Urlaube. Aber das ficht Ralf Flechner nicht an. Er besitzt ein Häuschen auf Neuwerk, einer kleinen Insel, die zur Hansestadt Hamburg gehört und die er häufig am Wochenende besucht. Und sowie so: Das Wasser und Hamburg! „Für mich die geilste Stadt überhaupt. Gibt nichts Besseres. Ich kenn vieles auf der Welt. Aber Hamburg ist für mich die Perle“. Für den leidenschaftlichen St. Pauli-Fan und begeisterten Wassersportler ist seine Stadt dann auch „von der Wasserseite der reinste Augenschmaus“.
Eine vielleicht weniger großstädtische, aber trotzdem lebhafte Perspektive bietet sich Shop-Kunden beim Genuss der frischen und schmackhaft belegten Brötchen, die man bei einer Tasse Kaffee genießen kann. Denn langweilig wird es dabei garantiert nicht. Schließlich ist hier ist immer was los. Und je mehr man sich dann mit dem „Projekt“, seinen Mitarbeitern, den Beschäftigten und Patienten am UKE, der Rolle von Hermes und den vielen weiteren verbundenen Themen beschäftigt, wird schnell klar, dass es hier von „Win-Win-Situationen“ nur so wimmelt. Die zweifelsohne größte dürfte aber die Rolle von Ralf Flechner für die Osterkuss GmbH sein – und umgekehrt.