15 Jahre Hermes PaketShops Überzeugend anders

Es gibt Städte, die einen markanten Eindruck hinterlassen. Geesthacht gehört eher nicht dazu. Glücklich ist Peter Schultz hier trotzdem. Der 42-jährige PaketShop-Betreiber gilt für viele als Charakterkopf - und muss nicht selten auch Seelsorger spielen. Seine Bühne: Ein Getränkeladen am Stadtrand.

"Wir sind anders", dieser Slogan prangt auf dem Firmenwagen von Peter Schultz. Diese Credo gilt nicht nur für seinen Shop (Foto: Hermes).

Es gibt Städte, die – selbst wenn man nur durch sie durch fährt – einen markanten Eindruck hinterlassen. Geesthacht gehört eher nicht dazu. 17.000 Einwohner, größte Stadt des Kreises Herzogtum Lauenburg, bedeutendster Nuklear- und Energiestandort Norddeutschlands und mit 50 Millionen Euro Rücklagen die reichste Stadt Schleswig-Holsteins. Viel Stoff für überschäumenden Lokalpatriotismus ist das nicht.

Trotzdem. „Wenn du aus dem Urlaub kommst und in Geesthacht reinfährst, freust du dich einfach, weil du alles kennst. Du hast das Gefühl, dass du zu Hause bist“, sagt Peter Schultz. Vor 42 Jahren in Hamburg-Bergedorf geboren, ist er in Geesthacht aufgewachsen und heute Chef von „Getränke Schultz“. Das Geschäft wurde bereits 1958 von seiner Mutter gegründet. Wobei die als Frau damals eigentlich gar keinen Gewerbeschein hätte bekommen dürfen. Aber Hartnäckigkeit zahlt sich halt aus. Auch der Vater, eigentlich Busfahrer, hat immer schon im Laden mitgeholfen. So kam es vor, dass Kunden des Getränkehandels mit dem Bus nach Hause fuhren. „Sie haben mir doch gerade noch das Bier verkauft.“ „Ja, und jetzt fahre ich Sie auch noch nach Hause.“ 1974 sind die Schultzens dann nach Geesthacht gekommen – und 1983 in die heutigen Ladenräume.

Charakterkopf

Seit 1990 arbeitet Peter bei Getränke Schultz. Nebenbei hat er noch eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer gemacht: „Es musste halt schnell gehen“. 2010 wurde dann der Laden von seinen Eltern übernommen. In Geesthacht nennen ihn die Leute „der mit dem Totenkopf auf dem Auto“ oder „der Tätowierte“. Kein Wunder, denn Peters Tatoos sind nicht zu übersehen. Irgendwann hat er mal damit angefangen. Um wichtige Lebensabschnitte festzuhalten, so wie es einige Prominente oder Fußballer machen? Nein. Weil es ihm einfach gefällt. Und was sagen die Kunden dazu? Natürlich gebe es immer mal wieder Leute, die Vorurteile haben. Aber mittlerweile seien die Menschen offener und toleranter geworden. Sagt Peter.

Auf dem Firmenwagen prangt der Slogan „Wir sind anders“. Warum? „Naja. Wir sehen anders aus, wir sind nahezu immer freundlich. Es braucht viel, bis man mich aus der Ruhe kriegt. Wir machen vieles möglich. Wir besorgen alles. Wir liefern auch zu Zeiten, die ungewöhnlich sind. Und anders hört sich auch schon anders an.“

Die Fassade von „Getränkeshop Schultz“ erinnert an eine Kulisse aus Western-Filmen. Drinnen geht es eng zu. Jeden Tag bedient Peter hier rund 60 Kunden. Mit den meisten ist Schultz per Du. 20 davon kommen mit Hermes-Paketen – und das seit 15 Jahren. Doch das hauptsächliche Geschäft wird mit der Auslieferung gemacht. 1.000 bis 1.500 Kisten gehen über die Woche weg: „Das geht von der Oma, die zwei drei Kisten nimmt, bis hin zu Firmen, die 150 Kisten bekommen“. Auch Events werden beliefert. Es gäbe zwar noch zwei andere Getränkelieferanten in Geesthacht, aber „dafür sind wir schon zu lange dabei, um uns über Konkurrenz Gedanken zu machen“. Und wer nur auf den Preis achte, der müsse halt zum Supermarkt gehen.

Seelsorge im Einzelhandel

Seine Kunden dagegen kaufen bei ihm aus Überzeugung und wegen des guten Services. Da ist sich der Chef sicher. Zudem sieht er sich auch ein Stück weit als Seelsorger. „Wir haben viele die hierher kommen, die alibimäßig ’ne Schachtel Zigaretten kaufen und dann 10 Minuten im Laden bleiben, um sich zu unterhalten“. Die meisten möchten allerdings nur ihre Sachen loswerden – doch das gehöre halt zum Geschäft.

Wenn Peter Schultz nochmal einen Getränkeshop eröffnen könnte, dann würde er in Geesthacht bleiben und an seinen Laden ein Tattoo-Studio bauen. Mit integriertem Biker-Saloon. Denn schon als Kind wollte er  Motorradrennfahrer werden. Vier Maschinen besitzt er derzeit. Zwei italienische Ducatis und zwei Harley Davidson. Eine davon ist ein Eigenbau. Nach seinen Wünschen zusammen geschraubt. „Mit der fahre ich zwar am wenigsten, weil sie ein bisschen unbequem ist, aber die hab ich am liebsten.“

Wer viel arbeitet, muss irgendwann aber auch mal abschalten. Den eigenen Laden mal eine Zeit lang abschließen. Geht das überhaupt? „Ja. Das haben wir uns erarbeitet“. Also gönnt sich Peter Schultz zusammen mit seiner Frau in diesem Jahr noch einen Trip nach Amerika. Zwei Wochen auf der Route 66. Allerdings mit dem Auto. Schließlich muss man noch Träume haben. Selbst wenn man in Geesthacht zu Hause ist.

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