Frauen in der Logistik: „Das Cargobike zieht immer wieder neugierige Blicke auf sich“
Die Logistik gilt nach wie vor als Männerdomäne. In unserer Serie „Frauen in der Logistik“ stellen wir regelmäßig Mitarbeiterinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen vor. Diesmal: Edzhe Ismailoglu und Gokce Sergin, Lastenrad-Zustellerinnen in Stuttgart.
Mögt ihr euch beide ein wenig beschreiben? Wie alt seid ihr, wo wohnt ihr, was sind eure Hobbies?
Edzhe Ismailoglu: Ich bin 21 Jahre alt, wohne derzeit in Bönnigheim und meine Hobbys sind Tanzen, Lesen und alles was mit Musik zu tun hat.
Gokce Sergin: Ich bin 29 Jahre alt, wohne ebenfalls in Bönnigheim und bin seit Herbst 2022 bei Hermes mit dem Lastenrad unterwegs. Meine Hobbies sind Film & Fernsehen sowie Kochen.
Wie wird man Lastenrad-Zusteller*in? Und was habt ihr vorher gemacht – ihr seid eine richtige Familie bei Hermes, oder?
Edzhe Ismailoglu: Ich habe vorher in der Türkei studiert, habe mich aber entschieden, mein Studium erst einmal auf Eis zu legen und bin 2022 nach Deutschland gezogen. Seit Sommer 2022 arbeite ich bei Hermes. Auf den Lastenrad-Job bin ich durch meinen Mitbewohner aufmerksam geworden, der bei Hermes als Zusteller arbeitet. Wir können morgens alle zusammen zur Arbeit fahren – er steigt ins Auto, Gokce und ich aufs Cargobike und dann stellen wir alle Pakete zu.
Gokce Sergin: Ich habe vorher in den Niederlanden in einem Restaurant gearbeitet und war bereits vorher mit Edzhe befreundet. Sie hat mir von ihrem neuen Job erzählt und mich eingeladen, nach Bönningheim zu kommen. Jetzt wohnen wir zusammen. Auch mein Bruder ist mitgekommen und ist ebenfalls Zusteller bei Hermes geworden.
Was sind Vorteile, wenn man per Cargobike unterwegs ist?
Edzhe Ismailoglu: Ich finde es sehr praktisch, weil ich dafür keinen Führerschein brauche. Es ist optimal, mit dem Cargobike in der Innenstadt unterwegs zu sein, weil du nicht im Stau stehst und immer wieder mal neugierige Blicke auf dich ziehst.
Das Lastenrad als Eyecatcher
Wie sind die Reaktionen der Passant*innen?
Edzhe Ismailoglu: Sehr positiv, viele sind vom Lastenrad beeindruckt und sprechen mich darauf an. Wie fährt man das eigentlich? Wie viele Sendungen passen da rein? Viele Empfänger*innen bekommen das zunächst nicht mit, dass ihr Paket mit dem Lastenrad zugestellt wird – später werde ich von ihnen aber häufig darauf angesprochen.
Was ist härter: Cargobikefahren im Winter bei Kälte oder im Sommer bei Hitze?
Edzhe Ismailoglu: Definitiv im Winter bei Kälte und Regen. Im Sommer ist es super: Ich bin in der Innenstadt unterwegs, bei Hitze kann ich ganz locker abkühlen und zwischendurch etwas Erfrischendes zu mir nehmen. Bei Regen schützt die Konstruktion des Cargobikes etwas, denn es ist überdacht. Gegen die Kälte in der Winterzeit hilft warmer Tee und die richtige Kleidung.
Edzhe, wenn du bei der Arbeit schon so viel mit dem Lastenrad unterwegs bist, steigst du auch privat häufiger aufs Rad?
Edzhe Ismailoglu: (lacht) Och, ich trete in der Arbeit schon genug in die Pedale.
Gokce, was schätzt du am meisten bei deiner Arbeit?
Gokce Sergin: Die Zusammenarbeit mit Edzhe! Wir wohnen und arbeiten zusammen, das finde ich super. Im Betrieb wird sehr auf uns Acht gegeben, vor allem bei Tagen mit hohem Sendungsvolumen, etwa in der Peak-Zeit vor Weihnachten. Da gibt es einfach einen tollen Zusammenhalt im Team. Dass die Cargobikes, gerade bei extremen Witterungsbedingungen, auch mal einen Tick langsamer sind oder ein paar Sendungen weniger transportieren können als die Kolleg*innen mit den Pkw, ist überhaupt kein Problem.
Jeweils bis zu 110 Sendungen täglich
Wenn ihr euren Tagesablauf miteinander vergleicht: Gibt es da große Unterschiede?
Gokce Sergin: Nein, eigentlich nicht. Wir fahren morgens zusammen zur Arbeit, unsere Sendungen werden mit demselben Fahrzeug zum sogenannten Mikrodepot gebracht. Dort laden wir gemeinsam ein und fahren fast zeitgleich los auf Tour. Im Schnitt transportieren wir jede derzeit etwa 100 bis 110 Sendungen täglich, sodass eine Nachbeladung ausreichend ist. Der Radius beschränkt sich bei uns beiden etwa auf zwei Kilometer. Wirklich groß ist das Gebiet nicht, so wie man die Stuttgarter Innenstadt halt kennt.
Was würdet ihr euch noch wünschen für euren Job? Gibt es etwas, das euren Alltag noch verbessern würde?
Edzhe Ismailoglu: Ich bin sehr zufrieden mit meinem Job. Der Team-Zusammenhalt ist top und die Cargobikes fahren gut, auch wenn sie ab und zu mal gewartet werden müssen.
Gokce Sergin: Ich würde mir wünschen, dass wir auch weiterhin unseren Job gemeinsam mit dem Lastenrad fahren können. Das ist derzeit der Fall, und ich fände es toll, wenn es so bleibt.
Vielen Dank für das Gespräch!