Die Logistik gilt nach wie vor als Männerdomäne. In unserer Serie „Frauen in der Logistik“ möchten wir regelmäßig Kolleginnen aus den unterschiedlichsten Bereichen in der Logistik vorstellen. Tessa Sophie Thielen gibt uns Einblicke in ihren Job als Manager Last Mile im Hermes Logistik-Center in Mainz.
Im Englischen gibt es den Begriff „to go the extra mile“, der immer dann benutzt wird, wenn etwa Fußballer in die Verlängerung gehen, Tennisspieler einen fünften Satz ausspielen oder Marathonläufer die letzten Kilometer vor Augen haben. Ganz so schweißtreibend ist der Job-Alltag für Tessa Sophie Thielen zwar nicht, aber zwischen ihrem Wohnort an der Saarschleife, dem Hermes-Verteilzentrum in Bexbach bei Saarbrücken und dem Logistik-Center in Mainz legt die 38-Jährige allerhand Strecke zurück. Sie ist viel unterwegs und fährt so manche Extra-Meile. Für die Mutter von zwei kleinen Kindern ist das kein Spaziergang, aber mittlerweile ist ihr Beruf zur liebgewonnenen Routine geworden.
Manager Last Mile: Verantwortung und Übersicht sind gefragt
Tessa Sophie Thielen arbeitet seit zehn Jahren bei Hermes. Sie fing damals als sogenannte TU (Teamleiterin Unternehmerbetreuer) an und stieg anschließend schnell zur LU (Leiterin Unternehmerbetreuung) auf. Für die gebürtige Sauerländerin so etwas wie ein Traumjob: „Eine der wichtigsten Aufgaben in meinem Job ist die Kommunikation mit den Generalunternehmern. Bei den wöchentlichen Treffen geht es um verschiedene Fragen: Was läuft gut? Was läuft vielleicht nicht so gut? Es ist vor allem wichtig, bei den Generalunternehmern und Zustellern präsent zu sein, mit ihnen manchmal auch einfach nur Smalltalk zu halten, damit wir Verbindung und Vertrauen stärken können.“ Sie betreut drei Zustellbasen in der Region und muss dabei vor allem eines: den Überblick behalten. Jeden Morgen prüft sie alle relevanten Zahlen zu Sendungsmengen, liest dutzende E-Mails und checkt, ob es irgendwo Beschwerden von Kunden gibt.
Immer mehr Frauen drängen in Führungspositionen
Dass Frauen in einer Führungsposition häufig anders wahrgenommen werden, sieht sie nicht als Hindernis: „Ich glaube, dass Frauen in vielen Branchen grundsätzlich keinen leichten Stand haben. Wir müssen erst einmal beweisen, dass wir das, was wir tun, auch verstehen. Bei Männern wird das eher schon vorausgesetzt. Ich habe damit aber gar keine Probleme, denn ich sehe viele Situationen mit Humor. Das macht mir viele Sachen leichter“, sagt die 38-Jährige.
Die Logistikbranche ist von Natur aus männlich geprägt, aber nicht mehr unbedingt männlich dominiert. Immer mehr Frauen drängen auch hier in Führungspositionen und gestalten den Kulturwandel mit. Nicht nur, weil sie Frauen sind, sondern insbesondere weil viele von ihnen ein anderes Verständnis von Hierarchie und Teamwork haben. Vielfalt belebt die Zusammenarbeit: „Ich habe oft einfach einen anderen Blick auf die Dinge. Dadurch kann mehr Potenzial entstehen.“
Alte Strukturen brechen zunehmend auf
Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn als Speditionskauffrau waren die Geschlechterrollen noch stärker verteilt, auch die Kommunikation untereinander war anders. Anrede, Kleidungsstil oder Büro-Knigge wurden anders interpretiert und befinden sich in einem stetigen Wandel, hin zu mehr Natürlichkeit und Authentizität. Und damit sich die Strukturen des Zusammenarbeitens auch verändern können, ist es notwendig, dass sich die Akteure auf Augenhöhe begegnen. Und es gehört auch Mut dazu: „Ich glaube, dass viele Frauen sich und ihre Fähigkeiten immer noch sehr unterschätzen.“