Eine Allianz von mehr als 50 Unternehmen richtete sich jüngst mit konkreten klimapolitischen Forderungen an die künftige Bundesregierung. Auch Hermes beteiligt sich an der Initiative „Stiftung 2°„. Wir sprachen mit Alexander Bartelt, Head of Corporate Responsibility bei Hermes Germany, über die Beweg- und Hintergründe der größten und umfassendsten Unternehmenserklärung für ambitionierten Klimaschutz, die in Deutschland je veröffentlicht wurde.
Herr Bartelt, gemeinsam mit 50 anderen großen Unternehmen unterstützt Hermes eine Unternehmenserklärung der Klimaschutzinitiative Stiftung 2°. Worum geht es da genau?
Bartelt: Mehr als 50 Unternehmen haben dazu aufgerufen, Klimaschutz zur zentralen Aufgabe der künftigen Bundesregierung und zu einem Modernisierungsprogramm für Deutschland zu machen. Diese Unternehmen stehen dabei allein in Deutschland für über 500.000 Beschäftigte und einen Umsatz von mehr als 400 Milliarden Euro, also mehr als der Bundeshaushalt 2017. Sie fordern von der künftigen Bundesregierung sowohl eine ambitionierte, planbare und verlässliche Umsetzungsstrategie und damit Investitionssicherheit, als auch z.B. zusätzliche Maßnahmen und Unterstützung für eine verstärkte Nutzung emissionsarmer Antriebe, z.B. beim Ausbau der Elektromobilität.
Die Stiftung 2° dürfte vielen Bürgern namentlich erst einmal nichts sagen.
Bartelt: „Die Stiftung 2° – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz“ ist eine Initiative von CEOs namhafter Unternehmen, wie etwa Deutsche Telekom, Puma, BMW, Deutsche Bahn, Aldi Süd oder auch der Otto Group. Sie wurde 2006 auf Initiative von Dr. Michael Otto gegründet, der heute Vorsitzender des Kuratoriums und des Präsidiums ist. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die globale Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu beschränken. Sie fungiert dabei als eine Plattform für Unternehmen zur aktiven Zusammenarbeit, auf der gemeinsam, lösungsorientiert und branchenübergreifend Antworten auf Fragen zum unternehmerischen Klimaschutz gefunden werden.
Warum hat sich Hermes entschieden die Initiative zu unterstützen?
Bartelt: Hermes ist sich seiner Verantwortung in Bezug auf den Klimawandel, der natürlich auch durch Emissionen aus dem Verkehrssektor voranschreitet, bewusst. Aktuell zeichnet sich ab, dass die nationalen Emissionsziele für den Verkehrssektor deutlich verfehlt werden. Über die Otto Group war Hermes bereits seit der Gründung der Stiftung 2° ein Mitglied. Wir haben uns aber entscheiden, unser Engagement in diesem Thema noch einmal zu erhöhen. So leiten wir z.B. im Projekt „Wege in die <2°-Wirtschaft“ als sogenannter Themenpate den Cluster „Verkehr“. In diesem Cluster arbeiten Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Regionen zusammen, um mit konkreten Maßnahmen und Projekten CO2-Emissionen zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund lag eine Mitunterzeichnung der aktuellen Unternehmenserklärung auf der Hand.
Logistik steht vor Transformation
Was erhoffen Sie sich von der Kampagne?
Bartelt: Letztlich brauchen wir ein klares politisches Bekenntnis zum Klimaschutz, um notwendige Innovationen voranzutreiben und um Investitionssicherheit für eine Verkehrswende zu erlangen. Denn wir haben als Logistiker, der heute noch mehrheitlich auf fossile Brennstoffe angewiesen ist, eine große Transformationsaufgabe vor uns, wenn wir die CO2-Emissionen trotz eines rasanten Anstiegs des Warenverkehrs – insbesondere auch im KEP-Markt – drastisch reduzieren wollen.
Mehr Klimaschutz zu fordern ist das eine, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen das andere. Was tut Hermes außerhalb der jetzigen Kampagne auf diesem Gebiet?
Bartelt: Hermes hat sich im Rahmen der Klimaschutzstrategie der Otto Group dazu verpflichtet, bis 2020 die CO2-Emissionen im Vergleich zu 2006 um 50 Prozent zu reduzieren. Im Jahr 2016 haben wir aufgrund vielfältiger Maßnahmen schon eine Reduktion von über 35 Prozent erreicht – wir sind also auf einem guten Weg. Darüber hinaus beabsichtigen wir eine emissionsfreie Zustellung in allen deutschen Großstädten bis 2025. Bereits innerhalb der nächsten drei Jahre sollen die ersten 1.500 E-Fahrzeuge bei Hermes zum Einsatz kommen, flankiert von weiteren Projekte wie dem Einsatz von Lastenrädern oder E-Scootern. Man sieht also: Die Transformation ist bereits im Gange, bedarf für eine erfolgreiche Verstetigung aber Klarheit, Verlässlichkeit und politischer Unterstützung.