Kooperation mit pakadoo Paketzustellung am Arbeitsplatz: „60 Prozent wollen Lieferung ins Büro“

Gemeinsam mit Hermes will das Start-up pakadoo aus Baden-Württemberg die Zustellung am Arbeitsplatz vereinfachen – für Mitarbeiter ebenso wie für Poststellen. Markus Ziegler von pakadoo sieht darin auch einen Vorteil im Werben um Fachkräfte.

Paketzustellung am pakadoo point. (Foto: pakadoo)

Herr Ziegler, pakadoo ermöglicht es Mitarbeitern, private Pakete am Arbeitsplatz zu bekommen. Sind Sie mit so einer Idee nicht der Feind jeder Poststelle?

Markus Ziegler: Nein, im Gegenteil. Viele Mitarbeiter lassen sich private Pakete auch dann an die Arbeitsstelle schicken, wenn es offiziell nicht erlaubt ist. Solche Pakete sind auf den ersten Blick nicht von geschäftlichen Sendungen zu unterscheiden und werden deshalb genauso im Unternehmen verteilt. Dadurch entsteht vielen Poststellen hoher Aufwand, zudem ist die Haftung nicht klar geregelt. Wir professionalisieren den privaten Paketempfang am Arbeitsplatz mit einem klaren Prozess, der Aufwand minimiert und für einen sauberen Gefahrenübergang sorgt. Viele Kunden melden uns außerdem, dass Poststellen, die pakadoo anbieten, innerhalb des Unternehmens positiver wahrgenommen werden und in Service-Umfragen bessere Ergebnisse erzielen. Ein schöner Seiteneffekt.

Eine Poststelle hat durch Ihren Service weniger Arbeit?

Markus Ziegler, Geschäftsbereichsleiter pakadoo (Foto: pakadoo)

Markus Ziegler: Ja, denn der private Paketempfang am Arbeitsplatz und die Ausgabe der Pakete wird durch pakadoo vereinfacht und beschleunigt. Private Pakete können auf dem Adresslabel sofort als solche identifiziert und getrennt von den geschäftlichen Sendungen behandelt werden. Privatpakete werden dann mit unserer App gescannt, eingelagert und der Empfänger erhält automatisch eine Eingangsbenachrichtigung, mit der er dann sein Paket abholen kann. Einfacher geht es nicht.

Am wenigsten Arbeit hätte eine Firma doch, wenn sie den Empfang privater Pakete komplett verbietet.

Markus Ziegler: Theoretisch stimmt das, aber es gibt erfahrungsgemäß eben doch immer Mitarbeiter, die sich Pakete trotzdem auf die Arbeit schicken lassen. Da ist es für den Arbeitgeber besser, er regelt dies mit einem sicheren Prozess. Zusätzlich kann er den Service als Benefit im Sinne seines Employer Branding vermarkten. Wir konnten schon viele Personalchefs davon überzeugen, dass so ein Service bei Mitarbeitern super ankommt.

Softwarelösung für Poststellen

Trotzdem: Eine Lieferung nach Hause oder an einen PaketShop tut es doch auch. Warum unbedingt an den Arbeitsplatz?

Markus Ziegler: Weil viele Paketempfänger eben bei der Arbeit sind, wenn der Paketbote kommt. Laut einer aktuellen Umfrage von PwC wünschen sich 60 Prozent der Empfänger eine Paketzustellung im Büro – diesen Wunsch können Arbeitgeber mit pakadoo ziemlich einfach erfüllen, ohne großen Zusatzaufwand.

Wie funktioniert pakadoo genau?

Markus Ziegler: Der Arbeitgeber definiert einen sog. „pakadoo point“, also einen Ort im Unternehmen, wo private Pakete angenommen, gelagert und ausgegeben werden. Das ist meist dort, wo auch die geschäftlichen Pakete ankommen, etwa im Wareneingang oder in der Poststelle. Die Mitarbeiter dort erhalten eine kurze Einweisung in die Software, die als App oder Weblösung zur Verfügung steht. Onlineshopper, die sich Ihre Pakete an den pakadoo point schicken lassen wollen, geben als Versandadresse die Firmenanschrift sowie ihre persönliche PAK ID ein, die sie nach der Registrierung auf der pakadoo Website erhalten. Kommt ein Paket mit PAK ID an, wird es mit der pakadoo Software gescannt und eingelagert. Gleichzeitig erhält der Paketempfänger eine Nachricht mit einem Code, mit dem er sich bei Abholung identifizieren kann. Retouren nimmt der pakadoo point übrigens auch an.

Wer als Mitarbeiter den Service nutzen möchte, muss sich also einfach bei Ihnen registrieren?

Markus Ziegler: Genau. Eine einmalige Registrierung auf unserer Website ist nötig, damit ein Mitarbeiter seine individuelle PAK ID bekommen kann. Diese ID gibt er zusammen mit der Adresse seines Arbeitgebers als Lieferadresse beim Onlineshop ein, die Angabe seines Namens ist nicht erforderlich.

Partnerschaft mit Hermes

Nun kooperiert pakadoo seit Kurzem offiziell mit Hermes. Was ist Teil dieser Kooperation?

Markus Ziegler: Hermes unterstützt uns vorrangig dabei, unseren Service bei großen Onlinehändlern zu promoten und ihn somit einer noch größeren Menge an Kunden zur Verfügung zu stellen. Dabei positioniert Hermes den Service von pakadoo als mögliche neue Zustellalternative, etwa zur klassischen Haustürzustellung. Gleichzeitig kann Hermes mit dieser neuen Zustelloption die Zufriedenheit seiner Kunden erhöhen sowie Transportfahrten bündeln und dadurch Emissionen und Kosten einsparen.

Ist der Service also nur für Hermes-Sendungen verfügbar?

Markus Ziegler: Nein, der Service funktioniert im Prinzip mit allen Paketdiensten. Mit Hermes arbeiten wir jetzt enger zusammen, um zusätzliche Services anbieten zu können. Denkbar ist zum Beispiel eine engere Vernetzung unserer App mit den Systemen von Hermes.

pakadoo wurde 2014 gegründet. Warum diese Idee?

Markus Ziegler: Kris Van Lancker, einer meiner Mitarbeiter, war genervt davon, am Wochenende immer wieder Pakete abholen zu müssen, die ihm unter der Woche nicht zugestellt werden konnten. Daher entwickelten wir eine Lösung, die viele Menschen da erreicht, wo sie sich den ganzen Tag über aufhalten – nämlich auf der Arbeit. Bei der Entwicklung dieser Lösung konnten wir dann auf unser langjähriges logistisches und IT-Know-how zurückgreifen.

Wenn Sie mal in die Zukunft blicken: Spielen solche Konzepte überhaupt noch eine Rolle? Oder kommt dann nicht ohnehin längst jede zweite Lieferung aus dem 3D-Drucker?

Markus Ziegler: pakadoo ist mit dem Ziel angetreten, Pakete dort gebündelt zuzustellen, wo sich die Besteller befinden – dazu zählt oftmals der Arbeitsplatz, aber eben auch nicht nur. In naher Zukunft wird es pakadoo points daher nicht nur in Firmen, sondern auch im öffentlichen Raum geben. Ich gehe davon aus, dass wir 2022 nicht mehr nur noch von statischen Zustellpunkten, sondern von dynamischen Zustellpunkten sprechen, die beispielsweise anhand von Ortungsdaten der Nutzer ermittelt werden – sofern diese freigegeben sind. Dass der 3D-Druck jedes zweite Paket überflüssig macht, ist für mich aktuell nicht realistisch. Sicherlich wird der 3D-Druck langfristig eine gewisse Anzahl von Fahrten ersetzen. Bei dem aktuellen Wachstum des Paketmarkts ist das meiner Ansicht nach aber nur für einen kleinen Teil der Lieferungen relevant.

Vielen Dank für das Gespräch.

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