Präventionsprojekt „Starke Kinder Kiste!“: Warum Hermes Stoffherzen und „Geheimnissäcke“ in Kitas bringt
Die „Starke Kinder Kiste!“ schützt Kinder und ermöglicht Kitas Prävention. (Foto: CHLietzmann / Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel)
Starke Kinder sagen ihre Meinung und sind mit ihren eigenen Gefühlen und Grenzen vertraut. Diese Fähigkeiten sind ein elementarer Baustein zum Schutz vor sexuellem Missbrauch. Da viele sexuelle Übergriffe bereits im Vorschulalter stattfinden, kann die Prävention und Ich-Stärkung von Kindern gar nicht früh genug beginnen, am besten in der Kita. Mit dem Projekt „Starke Kinder Kiste!“ stellt die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel in Kooperation mit dem PETZE-Institut für Gewaltprävention ein umfassendes Präventionsprogramm für Kinder ab 4 Jahren bereit – Hermes unterstützt seit Anfang des Jahres mit seiner logistischen Kompetenz. Jerome Braun, Geschäftsführer der Stiftung, und Hendrik Schneider, Chief Financial Officer von Hermes Germany, sprechen im Interview über starke Hebel in der Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch und warum das Thema während der Corona-Pandemie an Dramatik zugenommen hat.
Engagement für den Kinderschutz.
Herr Braun, die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel setzt sich seit 1997 für den Kinderschutz ein, 2019 haben Sie in Kooperation mit dem PETZE-Institut das Projekt „Starke Kinder Kiste!“ ins Leben gerufen. Was zeichnet ihre Arbeit und insbesondere die „Starke Kinder Kiste!“ aus?
Jerome Braun: Die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel schützt und stärkt Kinder vor sexualisierter und körperlicher Gewalt. Damit Kinder nicht verloren gehen, setzen wir uns seit 1997 für mehr Sicherheit, Schutz und Aufmerksamkeit für Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland ein. Mit unseren zahlreichen Projekten, welche die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen verbessern, erreichen wir jedes Jahr mehrere zehntausend Kinder und Jugendliche, zahlreiche Schulen, Einrichtungen, Kitas, Eltern und Fachleute. So haben wir uns auch mit der „Starken Kinder Kiste!“, die ganz früh zur Persönlichkeitsentwicklung und -stärkung von Kindern beiträgt, das große Ziel gesetzt, innerhalb von sieben Jahren 500.000 Kinder in 5.000 Kitas zu erreichen.
Herr Schneider, Hermes unterstützt die Stiftung seit Februar 2021 als Logistikpartner. Was hat Sie dazu bewogen, gerade jetzt bei dem Projekt einzusteigen?
Hendrik Schneider: Wir sind uns sicher alle einig, dass Kinder unser höchstes Gut sind. Als Gesellschaft ist es unsere Aufgabe, sie zu schützen – zu jeder Zeit. Insbesondere während der Corona-Pandemie ist die Dringlichkeit dieser Aufgabe verstärkt ins Blickfeld gerückt. Ich erinnere mich an zahlreiche Medienberichte zu den negativen Auswirkungen der Pandemie auf das Kindeswohl, von Berichten über einen anzunehmenden Anstieg von häuslicher Gewalt und sexuellem Missbrauch. Belegt sind diese Befürchtungen mittlerweile unter anderem durch die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020. Das bewegt nicht nur mich als Familienvater, sondern auch uns als Unternehmen. Wir sind uns bei Hermes unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft sehr bewusst und es ist uns wichtig, hier einen Beitrag zu leisten. Gerade jetzt können wir an genau dieser Stelle wichtige Unterstützung leisten und wollen das auch langfristig tun.
Jerome Braun: Wir sind Hermes sehr dankbar für die im wahrsten Sinne des Wortes tatkräftige Unterstützung, denn dank Hermes können wir noch mehr Kitas in Deutschland die „Starke Kinder Kiste!“ ermöglichen. Wir spüren aktuell den steigenden Bedarf für gute Prävention in Kitas. Trotz oder wegen Corona melden sich immer mehr Kitas aus ganz Deutschland und wollen die „Starke Kinder Kiste!“ einsetzen. Wir haben begrenzte Mittel, aber durch die Unterstützung von Hermes, die den kompletten Transport der Materialien übernehmen, haben wir die Transportkostenersparnis zur Verfügung, um weitere kostenlose Kisten an Kitas zu geben. Darüber freuen wir uns – genauso wie die Kitas, die davon profitieren.
Kinder früh stärken.
Was genau haben denn die Kitas zu erwarten, wenn Sie eine „Starke Kinder Kiste!“ erhalten?
Jerome Braun: Die „Starke Kinder Kiste!“ und das darin enthaltene „Echte Schätze!“ Präventionsprogramm richten sich gezielt an Kitas, damit deren Fachkräfte und auch Eltern frühzeitig mit Prävention und Ich-Stärkung der Kinder beginnen können. Mit der „Starke Kinder Kiste!“ werden Kita-Kinder spielerisch und mit viel Freude am Entdecken des eigenen Körpers mit den eigenen Grenzen und Gefühlen vertraut und sprechfähig gemacht und gestärkt. Häufig beginnt sexualisierte Gewalt schon im Vorschulalter. Deshalb ist es wichtig, Kinder so früh wie möglich zu informieren und stark zu machen. Kitas sind neben der Familie die erste Sozialisationsinstanz und sehr gut geeignet, den Schutz vor sexueller und körperlicher Gewalt zu verbessern. Alle am Präventionsprogramm beteiligten Kitas verpflichten sich, mit „ihren“ Kindern (ab 4 Jahren) bis zum Schulbeginn mit dem Programm gearbeitet und die sechs zentralen Präventionsprinzipien vermittelt zu haben. Jedes der Prinzipien hat einen „Stellvertreter“ in der „Starken Kinder Kiste!“. So können die Kinder sehr lebendig, zum Beispiel mit einem Megafon, lernen, „Nein!“ zu sagen, oder mit einem roten Herzen über Gefühle sprechen. Oder in einem „Geheimnissack“ nach guten Geheimnissen suchen und den Unterschied zu schlechten Geheimnissen lernen. Eine Handpuppe hilft den Kita-Fachkräften dabei, durch das 6-Wochen-Programm zu führen und den Kindern alles Wichtige für eine gesunde Entwicklung und starke Persönlichkeit beizubringen.
Hendrik Schneider: Ich konnte mir selbst ein Bild davon machen, als ich Mitte September mit Herrn Braun eine „Starke Kinder Kiste!“ an eine Hamburger Kita übergeben habe. Und ich muss sagen: Das Konzept ist wirklich stark! Kinder können spielend lernen, Grenzen zu erkennen und ihre Gefühle zu äußern. Das ist für jedes Kind unheimlich wertvoll. Das Stoffherz oder der Geheimnissack werden so zu einem wichtigen pädagogischen Werkzeug.
Sie liefern ab sofort aber nicht jede Kiste persönlich aus, oder?
Hendrik Schneider: Es ist natürlich schön, die Freude der Kinder zu sehen. Für sie ist die Kiste in erster Linie ein Geschenk, eine aufregende Bereicherung für ihre Kita – unabhängig von dem Konzept, das dahintersteckt. Aber nein, die persönliche Übergabe in der „KITA AKTIV“ war eine Besonderheit. Hermes hat seinen Unternehmenssitz in Hamburg und die Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel wird gerade verstärkt in der Hansestadt aktiv, um hier Kitas zu erreichen – daher war es uns wichtig, die Chance zu nutzen und gemeinsam ein Zeichen für die Präventionsarbeit setzen. Hermes liefert die „Starke Kinder Kiste!“ aber bundesweit an Kitas aus. Wenn Kisten bereitstehen, sorgen wir dafür, dass sie schnellstmöglich an ihrem Zielort ankommen und Freude in die Kitas bringen.
Langfristige Unterstützung für Kitas.
Starke Partner und Unterstützer sind für Ihre Arbeit sicherlich sehr wichtig, Herr Braun. Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Jerome Braun: Ich wünsche mir, dass möglichst alle Kitas und deren Fachkräfte deutschlandweit die Notwendigkeit für gute und frühe Prävention erkennen und auch den Mut haben, sich dem Thema zu stellen. Die „Starke Kinder Kiste!“ macht so viel Freude, nicht nur den Kindern, die ihren eigenen Körper, ihre Gefühle und Grenzen kennenlernen und erkennen, wie wertvoll sie selbst sind. Nein, auch die Kita-Fachkräfte bekommen mit dem umfangreichen State-of-the-Art-Material und der dazugehörigen Schulung das Rüstzeug an die Hand, um selbst leichter und viel kompetenter mit der Thematik umzugehen. Ich wünsche mir, dass es den Kita-Fachkräften mit unserer Hilfe gelingt, proaktiv zu sein und nicht erst zu reagieren, wenn es vielleicht zu spät ist.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg auf dem weiteren Weg!
Wer kann mitmachen?
Interessierte Kitas können sich bundesweit beteiligen, indem sie sich zu einem Kita-Verbund von drei bis fünf Kitas zusammenschließen und sich für eine gesponserte „Starke Kinder Kiste!“ bewerben oder selbst für die Finanzierung der Kiste sorgen. Alle Infos gibt es unter www.starkekinderkiste.de.
