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WomeninTech: Warum die IT mehr weibliche Role Models braucht

Anja Schumann ist Gründerin von Women Techmakers in Hamburg und hat im Januar 2016 die NGO moinworld gegründet, um Frauen in IT Berufen zu fördern.

Women in Tech: Am 25. Oktober startet die NGO moinworld e.V. eine neue Kurzfilmserie zu Frauen in der IT. Fünf weibliche Role Models geben einen sehr persönlichen Einblick in ihren Studien- und Joballtag. Für Hermes dabei ist Laura Burau, IT Trainee bei der Hermes Germany. Im Interview spricht Anja Schumann, CEO & Founder von moinworld, von überholten Klischees und unbewussten Denkfehlern (Unconscious Bias) und warum es sich lohnt, als weiblicher „Techie“ die Zukunft mitzugestalten.

Anja, du hast moinworld bzw. die Women Techmakers-Initiative im Januar 2016 in Hamburg gegründet. Wie kam es dazu?

Ich hatte damals mein letztes Startup frisch gegründet und fand mich in der Rolle des CTOs wieder. Auf der Suche nach einem Meetup sah ich mich gefordert, meine eigene Welt zu erschaffen. Es gab in der Tech Meetup Szene nichts, wo ich mich wirklich wohl gefühlt habe. Mir ist auch erst dann richtig aufgefallen, wie männlich geprägt die Tech Szene ist. Mit der Gründung des Meetups wollte ich eine Bewegung starten, die zeigt, dass es auch anders geht. Ich konnte Google als ersten Partner des Meetups gewinnen. Daher stammt auch unser erster Name: „Women Techmakers“ – so heißt Google’s globale Diversity Initiative.

Wie bist du mit IT und der Tech-Szene in Berührung gekommen? Hat dich das Thema schon bei der Studien- oder Berufswahl beeinflusst?

Ich habe BWL in Marburg studiert. Als es darum ging, im Hauptstudium die Schwerpunktfächer zu wählen, war es tatsächlich auch ein Mann, der mich zum Programmierkurs des Fachbereichs Wirtschaftsinformatik mitgenommen hat. Ich hatte keine großen Erwartungen an den Kurs und war überzeugt davon, dort nur von Nerds umgeben zu sein. Ich war damals die einzige Frau, bin dann aber trotzdem im Kurs geblieben – auch weil ich der Überzeugung war, dass IT die Grundlage ist, für alles weitere, was mich interessiert. Tchibo Logistik war mein erster Arbeitgeber nach dem Studium. Später bin ich innerhalb von Tchibo in den E-Commerce Bereich des Unternehmens gewechselt. Nach sechs Jahren bei Tchibo hatte ich dann die Chance, bei Medion in Essen im Direct Sales Bereich meine eigene Abteilung aufzubauen. Drei Jahre später bin ich dann wieder mit meiner eigenen Startup Idee zurück nach Hamburg gekommen. Aus dem Startup einer Plattform über die Leute ihre Kleidung tauschen können, wurde am Ende nichts, aber es war der Auslöser zur Gründung von Women Techmakers bzw. moinworld.

Mit der neuen Kurzfilmserie sprecht ihr explizit weiblichen IT-Nachwuchs an. Wieso ist dir das ein besonderes Anliegen?

Frauen sind in der IT eine Minderheit. In der „normalen“ Welt sind sie das nicht. IT beeinflusst unser Leben und bietet unzählige Chancen zu dessen Gestaltung. Es wäre doch verschenktes Potenzial, wenn alle Ideen, die unsere Zukunft betreffen, nur von einer kleinen, sehr homogenen Gruppe entwickelt und umgesetzt werden.

Der „Gender Gap“ muss doch einen Grund haben. Warum schrecken noch immer so viele junge Frauen und Mädchen vor einer Ausbildung in den MINT-Fächern zurück?

In der PISA Studie wird sichtbar, dass selbst die Mädchen, die in naturwissenschaftlichen Fächern gute Ergebnisse erzielen, kein Selbstvertrauen haben, was die Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich angeht.

Ich selber habe erfahren, was es für Auswirkungen hat, wenn man das glaubt, was einem die Umwelt vermittelt. Ich war in der Schule richtig schlecht in Naturwissenschaften. Zum Glück hat sich das später geändert. Es hatte hauptsächlich damit zu tun, dass ich tolle Frauen kennen gelernt habe, mit denen ich mich identifizieren konnte und die eine Art Vorbild für mich waren. „You can’t be what you cannot see“ stimmt wirklich.

Der Film sagt also unbewussten Denkfehlern den Kampf an und zeigt, wie vielfältig und kreativ IT ist – besonders für Frauen?!

Ja. Unsere Mitglieder veranstalten beispielsweise Workshops an Schulen, wo Schülerinnen mit IoT experimentieren können. Die 14-jährigen Mädchen sind unglaublich fit, was IT und Logik angeht. Trotzdem können sie sich nicht vorstellen, später einen technischen Beruf auszuüben. Wenn man nachfragt, tauchen die gleichen Bilder auf, die ich früher in Zusammenhang mit IT gebracht habe. Bilder von unsozialen Nerds und einem Berufsalltag, bei dem man hauptsächlich mit einem schwarzen Bildschirm kommuniziert.

Das sind Vorstellungen, die nicht stimmen. Aufgrund der komplexen Aufgaben, die man im Bereich IT lösen muss, ist es wichtiger als in jedem anderen Bereich, dass man teamfähig ist, kommuniziert und mit anderen zusammen eine Problemlösung findet. Und ja, es gibt ganz normale Frauen, die auch in diesem Bereich arbeiten. Sie sind nicht zum Nerd mutiert! Diese Frauen wollen wir zeigen, damit sich das sichtbare Bild der IT Welt verändert.

Und was ist mit den Männern?

Es nehmen auch Männer an unseren Veranstaltungen teil. Gemischte Teams arbeiten am besten zusammen, davon bin ich überzeugt. Und ich bin auch sehr stolz darauf, dass wir auf unserer Konferenz zum Thema Blockchain eine genderneutrale Verteilung von 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männern hatten. Das ist ein Umfeld, in dem das Lernen über neue Technologien Spaß macht.

Was bedeutet das für eure neue Kurzfilmserie? Sind nur Frauen dabei oder „verirrt“ sich auch mal ein Mann in das „Setting“?

Die Protagonisten der ersten vier Filme sind Frauen – darum geht es! Ideen für die nächsten Filme und Anfragen von Unternehmen, die das Projekt unterstützen und ihre Entwicklerinnen als Vorbilder sichtbar machen wollen, gibt es ebenfalls. Eventuell wird sich auch ein Männerteam zu Wort melden. Seid gespannt!

Die Serie startet am 25.10. und wird zunächst in vier Folgen über die Social Media Kanäle von moinworld e.V. geteilt – Laura Burau, IT Trainee bei der Hermes Germany, spricht am 13.12.

Hier geht’s zur Pressemitteilung von moinworld e.V.

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