Weil Einkaufen im Internet einsam macht, gibt es immer mehr Startups, die das Shoppen per Klick wieder zu einem gemeinsamen Erlebnis machen wollen. Beim Social Shoppen sollen alle profitieren, Käufer und Verkäufer.
Für viele Menschen war Einkaufen schon immer eine Angelegenheit, die man ungern alleine bewältigt. Die beste Freundin muss doch mindestens ein dutzend Mal bestätigen, dass die ausgewählte Garderobe ganz sicher nicht dick macht. Oder, dass das freche Outfit nicht zu gewagt ist. Der Vater kontrollieren, ob der Neuwagen den Preis auch wert ist – so ganz ohne Extras. Shopping ist ein sozialer Akt, es geht um Meinungsaustausch, Diskussionen und Ratschläge zwischen Menschen, die sich vertrauen und respektieren.
Es ist also kein Wunder, dass sich dieses Phänomen nun auch immer mehr im E-Commerce ausbreitet. Statt wie früher einen Tag in der Fußgängerzone oder einem Einkaufszentrum zu verbringen, tummeln sich Kaufwütige heute stundenlang auf aufwendig gestalteten Produktseiten. Und genau da setzen die neuen Angebote an.
Das Motto: Alleine einkaufen macht einsam. Und so sprießen derzeit überall Startups aus dem Boden, die auch das Shoppen per Klick wieder zu einem gemeinsamen Erlebnis machen wollen. Soziale Netzwerke spielen dabei eine zentrale Rolle, allerdings auf sehr unterschiedliche Art.
Das menschliche Verlangen nach sozialer Interaktion stillen
Vor ein paar Jahren bedeutete Social Shopping eigentlich nur, dass eine Marke eine Facebook Seite hat, bei Twitter aktiv ist und man ihre Homepage teilen konnte. Damals waren Internetnutzer noch passive Konsumenten von Webinhalten. Doch inzwischen geht es um mehr. Um viel mehr.
Social Shopping stillt das menschliche Verlangen nach sozialer Interaktion, schafft eine Möglichkeit, sich auch bei Online-Käufen bei Freunden rückzuversichern und lindert die Einsamkeit, die sich zwangsläufig bei vielen Netzaktivitäten einstellt. Noch immer ist es für viele lange nicht so befriedigend, etwas im Internet zu kaufen wie in einem stationären Geschäft. Deshalb versuchen die Social-Shopping-Portale das Beste aus den realen Geschäften mit in die virtuelle Welt zu überführen.
Ansätze gibt es unzählige. Es gibt Plattformen, die den Fokus auf bestimmte Produktgruppen legen. Andere vereinen verschiedene Kategorien unter einem Dach. Gemein ist allen, das sie darauf Rücksicht nehmen, dass sich der User vom passiven Informationskonsumenten zu einem aktiven Inhaltslieferanten entwickelt hat. Die Nutzer gestalten mit, produzieren Inhalte für andere Nutzer.
Bei der App Stylefruit dreht sich alles um Mode und Möbel. Nutzer können auf der Plattform eigene Outfits kreieren, sich von anderen inspirieren lassen und auch Fragen an die Community stellen. Besucher der Plattform bekommen nicht nur Antworten auf Fragen wie diese: Welches Kleid trage ich als Hochzeitsgast? Oder: Wie kombiniere ich am besten hellbraune offene Pumps? Wem ein Produkt gefällt, der landet mit einem Klick auf dem jeweiligen Online-Shop.
Bei Shopa haben die Nutzer wie in anderen sozialen Netzwerken ein eigenes Profil, können Produkte favorisieren, empfehlen und kaufen. Der Anreiz: Kauft ein Freund nach meiner Empfehlung, werde ich belohnt. Beispielsweise durch ein spezielles Angebot oder einen Rabatt.
Bei Joinem ist der Preis der Produkte dynamisch. Das bedeutet, dass der Preis für ein Produkt sinkt, wenn innerhalb einer bestimmten Zeit eine gewisse Anzahl an Kunden zusammenkommt. So kostet der Power-Laubbläser statt 69,99 Dollar Listenpreis nur 39, 99 Dollar, wenn sich innerhalb von 24 Stunden acht Kunden für das Produkt entscheiden. Es gäbe noch zahllose weitere Beispiele.
Social Shopping ist keine Modeerscheinung
Inzwischen ist klar, dass es sich beim Social Shopping nicht um eine Modeerscheinung handelt, sondern um eine durchaus ernst zu nehmende Entwicklung, in der nicht wenige Experten den nächsten großen Durchbruch im Internet sehen.
Zwei Drittel aller Kunden durchforsten Bewertungen anderer Kunden, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden. Umfragen haben deutlich gezeigt, dass potentielle Käufer, diese Meinungsäußerungen anderer Kunden ernster nehmen als klassische Produktbeschreibungen oder Werbung.
In Deutschland kauft fast jeder Dritte Onlineshopper, der auch in sozialen Netzwerken aktiv ist, zumindest gelegentlich über soziale Netzwerke oder spezialisierte Shopping-Communities ein. Vor drei Jahren, hat die Beratungsgesellschaft PwC herausgefunden, hat sich das nur jeder 20. gewagt.
Anfang Juni reagierte auch der Fotodienst Pinterest darauf. Bisher konnten Nutzer auf der Plattform Bilder sammeln und nach Themen geordnet speichern, die Firma sieht sich selbst als „visuelle Suchmaschine“. Egal ob Mode, Reisen, Ideen zur Inneneinrichtung, bei den beliebtesten Kategorien waren oft Dinge zu sehen, die User auch gerne kaufen würden. Doch bisher war das einfach nicht möglich. Künftig können Nutzer mit Hilfe eines „Kaufen“-Button die Produkte direkt auf der Seite erwerben. Vorerst allerdings nur in den USA.
Social Shopping Tools heißen die Instrumente, mit deren Hilfe sich Konsumenten online mit anderen Kaufwilligen austauschen können. Das können Produktbewertungen sein, in denen der Kunde die Meinung anderer Kunden zum Produkt lesen kann. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten: Indem der Bildschirm aller Beteiligten angezeigt wird, können Kunden gemeinsam mit Freunden einkaufen. Noch ist nicht klar, ob der Einsatz dieser Instrumente zahlungskräftigere Kunden auf die Seiten lockt. Doch erste Ergebnisse zeigen, dass Kunden, die solche Instrumente nutzen, signifikant mehr Umsatz generieren als jene, die das nicht tun.