Frauen in der Logistik „Ranfahren, aufbrücken, mit Ware beladen und los: Ich fahre Touren mit dem 40-Tonner“

Anja ist auf Achse: Anja Spiljak arbeitet als LKW-Fahrerin im Hermes-Logistikzentrum Hückelhoven in Nordrhein-Westfalen. Völlig normal für die vierfache Mutter. Nur wenn sie von Fremden nach ihrem Job gefragt wird, reagieren viele oft überrascht.

Anja Spiljak, LKW Fahrerin bei Hermes in Hückelhoven (Foto: Hermes Germany)

Die Logistik gilt nach wie vor als Männerdomäne. In unserer Serie „Frauen in der Logistik“ möchten wir regelmäßig Kolleginnen aus den unterschiedlichsten Bereichen in der Logistik vorstellen. Diesmal: Anja Spiljak, LKW-Fahrerin im Hermes-Logistikzentrum Hückelhoven in Nordrhein-Westfalen.

Anja Spiljak zwischen 40-Tonnern (Foto: Hermes)

Ich erreiche Anja Spiljak per Telefon während ihrer Mittagspause auf dem Rasthof Köln-Frechen. Der Wecker klingelte für sie heute bereits um 3 Uhr. Duschen, anziehen, Kaffee. Arbeitsbeginn zur Frühschicht in Hückelhoven war zwei Stunden später. „Das Klischee stimmt schon. Wir LKW-Fahrer haben immer eine Thermoskanne mit starkem Kaffee dabei. Wenn ich nach Feierabend nach Hause komme, dann halten mich meine Kinder aber schon noch wach“, sagt die 38-Jährige. Die Mutter von vier Kindern teilt sich ihre Schichten so ein, dass sie und ihr Lebensgefährte sich organisieren können bei der Betreuung des Nachwuchses: „Das klappt schon sehr gut. Wenn ich Frühschicht habe, dann arbeitet er in der Spätschicht. Oder andersherum“, sagt Anja Spiljak. Das Verständnis für ihren ungewöhnlichen Job ist vorhanden, denn die beiden sind Kollegen – ihr Lebensgefährte ist ebenfalls LKW-Fahrer bei Hermes.

Im 40-Tonner für Hermes unterwegs

Seit 2013 arbeitet Anja Spiljak im Hermes-LC in Hückelhoven. Vorher machte sie eine Ausbildung zur Berufskraftfahrerin und ein vierwöchiges Praktikum bei Hermes. Dass sie Schwertransporter fährt, sorgt immer wieder für Überraschung: „Eigentlich ist jeder völlig baff, dass ich LKW-Fahrerin bin. Alle denken, als Frau würde ich einen 7,5-Tonner fahren. Ich kläre dann auf: Nein, ich fahre 40-Tonner. Die Verwunderung kommt ja nicht von ungefähr, denn es ist nun mal ein Job, der überwiegend von Männern gemacht wird.“

Ranfahren, aufbrücken, mit Ware beladen, losfahren: Dass Rangieren zum Beladen am Logistikzentrum ist nicht gerade ein Kinderspiel. Für Anja Spiljak aber mittlerweile Routine geworden. So schwer, wie es aussieht, sei es eigentlich nicht, sagt sie. Seit sie aus der Elternzeit zurückgekommen ist, fährt sie feste Touren. Von Hückelhoven nach Eschweiler bei Aachen, von dort nach Köln und wieder zurück nach Hückelhoven. Täglich kommt sie auf knapp 200 Kilometer – für LKW-Fahrer eine überschaubare Strecke. „Als ich bei Hermes anfing, waren bestimmt ein paar Kollegen überrascht und dachten sich: Oha, was will die denn hier? Aber dann passierte genau das Gegenteil – jeder hat mir vom ersten Tag an sehr geholfen.“

Wann wird es mehr LKW-Fahrerinnen geben?

Anja Spiljak ist die einzige LKW-Fahrerin an ihrem Standort in Hückelhoven: „Ich würde mir wünschen, dass es mehr gibt. Viele Frauen trauen es sich wahrscheinlich nicht zu, einen 40-Tonner zu fahren. Ganz ehrlich: So schwer ist das auch nicht“, sagt sie und lacht. Bis es soweit kommt, leistet sie täglich Überzeugungsarbeit und baut Vorurteile ab. Am anderen Ende der Leitung schenkt sie sich noch einen Becher Kaffee aus der Thermoskanne ein. Die Mittagspause ist gleich vorbei, dann geht es wieder zurück von Köln-Frechen nach Hückelhoven. Keine Frage, die Frau ist auf Achse.

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