Gütesiegel im Einzelhandel Kunden interessiert Nachhaltigkeit

Immer mehr Verbraucher wollen wissen, unter welchen Bedingungen Produkte entstehen und wie sich die Unternehmen gegenüber der Umwelt und den Mitarbeitern verhalten. Für den Handel sind entsprechende Siegel inzwischen ein Wettbewerbsfaktor.

Im Label-Dschungel: Das EU-Bio-Siegel gehört zu den wichtigsten Gütesiegeln in Deutschland. (Foto: dpa)

Immer mehr Verbraucher wollen wissen, unter welchen Bedingungen Produkte entstehen und wie sich die Unternehmen gegenüber der Umwelt und den Mitarbeitern verhalten. Für den Handel sind entsprechende Siegel inzwischen ein Wettbewerbsfaktor.

Wo kommt der Stoff für meine Hose her? Wie wurde er gefärbt? Wurden die Arbeiterinnen, die das Beinkleid genäht haben, auch ordentlich bezahlt? Wie wurde das Kleidungsstück von Asien nach Europa transportiert? Solche Fragen stellen sich immer mehr Konsumenten nicht nur beim Thema Kleidung, sondern auch wenn es um ihr Essen, ihre Möbel, ihre Autos oder ihren Urlaub geht. Sie wollen alles über den Weg der Produkte von der Herstellung bis ins Verkaufsregal wissen, wie umweltbewusst und fair sie hergestellt und verarbeitet wurden und wie energieschonend sie dann zu Hause funktionieren.

Fühlen sich Verbraucher nicht ausreichend über ihr gesuchtes Produkt informiert, hat eine Umfrage von PwC ergeben, würde jeder Fünfte ein vergleichbares Produkt einer anderen Marke kaufen. Gütesiegel sind deshalb auch wichtige Marketing- und Markenbildungsinstrumente. „Für den Handel bieten Gütesiegel Chancen“, sagt Kai Falk, Geschäftsführer für Nachhaltigkeit beim Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin: „Da für viele Kunden Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, sind entsprechende Siegel heutzutage ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.“

Datenbank für mehr Transparenz

Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Gütezeichen, Gütesiegeln und Labeln. Mehr als 100 davon kann man derzeit alleine auf deutschen Lebensmitteln finden. Der Haken: Ursprünglich waren die Label als schneller Rat bei der Kaufentscheidung gedacht. Welche Siegel wirklich Aussagekraft haben und welche nicht, ist häufig nicht auf den ersten Blick zu unterscheiden. „Viele Verbraucher fühlen sich von der Vielzahl der Bildzeichen zunehmend überfordert“, sagt Georg Abel, Bundesgeschäftsführer Verbraucherinitiative e.V..

Um Verbrauchern mehr Transparenz im Label-Dschungel zu bieten, hat die Verbraucherinitiative gemeinsam mit Unternehmen, Verbänden, Wissenschaftlern und Politikern eine Bewertungsmatrix entwickelt. „Dazu gehören beispielsweise, welchen Anspruch ein Label formuliert, wie unabhängig die Zeichenvergabe ist, welche Kontrollen vorgesehen sind und wie transparent dieser Prozess für Verbraucher ist“, sagt Abel. Seit über 15 Jahren untersuchen Abel und seine Mitarbeiter die unterschiedlichen Label, Siegel und Gütezeichen und stellen Verbrauchern diese unter www.label-online.de zur Verfügung. Mehr als 600 Gütesiegel in 16 Kategorien – von der Ernährung über Technik bis zu Wohnen – umfasst diese Datenbank bereits. Zu den wichtigsten Gütesiegeln überhaupt zählt die Verbraucherinitiative das EU-Bio-Siegel, das Fairtrade-Siegel und den Blauen Engel.

Auszeichnungen für gutes Verhältnis zum Kunden

Vielen Verbrauchern ist es inzwischen auch wichtig, wie umweltschonend das Produkt zu ihnen transportiert wurde und wie nachhaltig alle beteiligten Firmen agieren. Unternehmen wie Hermes modernisieren daher ständig ihre Fahrzeugflotte. Der Konzern hat beispielsweise den weltweit ersten elektrischen Transporter eingesetzt und nutzt für die Zustellung auch Erdgas- und über Brennstoffzellen betriebene Fahrzeuge. Um seine Nachhaltigkeitsaktivitäten zu bündeln, hat das Unternehmen 2010 die Initiative WE DO! gestartet und bereits Auszeichnungen von zwei unabhängigen Fachjurys erhalten: den Hanse Globe 2010 und den Eco Performance Award 2011. Bis 2020 möchte das Unternehmen die CO2-Emissionen in seiner Flotte um mindestens die Hälfte reduzieren.

Auch bei seinen Neubauten achtet Hermes darauf, den CO2-Ausstoß so gut es geht zu reduzieren. So werden beispielsweise nur DNGB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) gelistete, ökologisch unbedenkliche Materialien verarbeitet. 94 Prozent aller Standorte in Deutschland sind nach ISO 14001 umweltzertifiziert. Bei allen Neubauten strebt der Logistik-Konzern die DGNB Zertifizierung Silber- oder Goldstandard an.

Außerdem hat Hermes seinen Kundenservice Anfang des Jahres erneut extern zertifizieren lassen und darf sich mit den Siegeln „Geprüfte Kundenzufriedenheit“ und der DIN ISO 9001 schmücken. „Uns ist es wichtig, im Kundenservice professionelle Standards für unseren Kundendialog zu setzen“, sagt Michael Barbarino, Bereichsleiter Customer Service.

Denn der Kunde wird immer anspruchsvoller. Vor allem was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Für die Paketzusteller gab es Ende des vergangenen Jahres deshalb eine frohe Botschaft. Die Studie des Deutschen Clean Tech Instituts (DCTI) „Klimafreundlich einkaufen – eine vergleichende Betrachtung von Onlinehandel und stationärem Einzelhandel“ im Auftrag der Otto Group und Hermes, entkräftete eine weit verbreitete Annahme: Ein Artikel, der online bestellt worden ist, verursacht im Durchschnitt weniger CO2-Emissionen, als wenn die Käufer dasselbe Produkt im stationären Einzelhandel erwerben würden.
Zumindest für die letzten Meter ihrer Ware müssen die Konsumenten also kein schlechtes Gewissen mehr haben.

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