Konferenz in Paris Neue Hoffnung für den Klimaschutz

Bei der Klimakonferenz Ende November in Paris wollen sich alle 195 teilnehmenden Nationen auf gemeinsame verbindliche Ziele einigen. Viele Unternehmen leisten bereits ihren Beitrag zum Klimaschutz, um noch mehr beisteuern zu können, brauchen sie die Unterstützung der Politik und der Wirtschaft.

Ende des Jahres wollen sich alle Nationen auf ein gemeinsames verbindliches Klimaziel einigen, um zum Beispiel durch den Ausbau von erneuerbaren Energien den Ausstoß von Treibhausgaen zu reduzieren. (Foto: dpa)

Bei der Klimakonferenz Ende November in Paris wollen sich alle 195 teilnehmenden Nationen auf gemeinsame verbindliche Ziele einigen. Viele Unternehmen leisten bereits ihren Beitrag zum Klimaschutz, um noch mehr beisteuern zu können, brauchen sie die Unterstützung der Politik und der Wirtschaft.

Bedrohliche Bilder und Beispiele,  die dringenden Handlungsbedarf suggerieren, gibt es genügend. Bei einer Erderwärmung um zwei Grad Celsius wären in China 64 Millionen Menschen von Überflutungen bedroht. In zwölf weiteren Nationen, darunter Indien, Bangladesch und Vietnam, müssten jeweils mehr als zehn Millionen Menschen vor dem höheren Meeresspiegel fliehen. Und auch in Deutschland wären immerhin 1,3 Millionen Bewohner in den Küstenregionen betroffen. Zu diesen wenig wünschenswerten Szenarien kommt eine jüngste Studie der US-Forschungsorganisation Climate Central.

Es ist seit Jahrzehnten das gleiche Bild. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen steigt weiter an – obwohl es immer wieder Versprechen gab, das zu ändern. So einigten sich 1997 im japanischen Kyoto viele Industriestaaten auf verbindliche Treibhausgasziele. Gebracht hat das wenig.

Verbindliches Abkommen für alle Mitgliedsstaaten

Deshalb sollen sich nun erstmals alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf der Weltklimakonferenz in Paris Ende November auf ein verbindliches Klimaabkommen einigen. Ziel ist es, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die über 190 Teilnehmer-Staaten wollen sich auf selbst gesetzte, aber bindende Regeln zur Minderung ihrer CO2-Emissionen verständigen.

China, die USA, aber auch Europa sind aktuell für mehr als die Hälfte des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich und gelten damit als die größten Klimasünder weltweit. Dabei emittiert China aktuell fast doppelt so viel CO2 wie die USA und liegt auf dem Spitzenplatz der weltweiten CO2-Emittenten.  Für einen erfolgreichen Gipfel in Paris ist es besonders wichtig, wie sich diese Nationen verhalten. Denn eines ist klar: Für einen wirkungsvollen Klimaschutz müssen sich Politik, Wirtschaft und Unternehmen zusammentun und gemeinsame Ziele verfolgen.

Schließlich soll am Ende eine neue Architektur für den Klimaschutz stehen. Im vergangenen Herbst haben China und die USA dafür den Grundstein gelegt. Erstmals vereinbarten sie gemeinsame Ziele – und lösten damit eine jahrelange Blockade. Ernsthaften Klimaschutz wollten Amerikaner und Chinesen lange Zeit nur dann betreiben, wenn der jeweils andere damit anfängt. Diese Zeit scheint nun vorbei.

Seit Monaten machen sich Amerikas Präsident Barack Obama und Chinas Machthaber Xi Jinping  stark für das globale Abkommen, das den Kohlendioxidausstoß bremsen soll. „Ambitioniert“ solle die Einigung sein, fordern die Präsidenten der beiden einflussreichen Staaten in ihrem gemeinsamen Aufruf von Ende September – und setzten damit ein sichtbares Zeichen, auch für die anderen Länder der Welt.

Der Klimaschutz soll Obamas Vermächtnis werden

Obama arbeitet hart daran, den Klimaschutz zu einem Vermächtnis seiner zweiten Amtsperiode zu machen. Im August hat er den „Clean Power Plan“ veröffentlicht. Vor ein paar Tagen rang er sich zu einem Nein für die Keystone-XL-Pipeline durch, die Öl aus kanadischem Teersand an den Golf von Mexiko transportieren sollte.

An oberste Stelle steht dabei die landesweite Schließung von Kohlekraftwerken, die immerhin noch über ein Drittel des gesamten Stroms in den USA herstellen. Erneuerbare Energien sollen in Zukunft die passende Alternative bieten. Ihr Anteil soll bis 2030 auf 20 Prozent steigen. Der Power Plan gilt damit als schärfste Klima-Maßnahme, die jemals von den USA vorgeschlagen wurde.

Die globale Monitoring-Organisation für Klimaerwärmung, Climate Action Tracker (CAT), stellt den USA trotzdem nur ein „medium“ für ihren jüngsten Einsatz aus. So positiv das Zeichen der USA auch sei. Um die angestrebten zwei Grad Celsius Klimaerwärmung bis 2030 nicht zu übersteigen, reichen die Bemühungen nicht aus.

Chinas Xi Jinping hingegen verspricht, dass Chinas Emission spätestens 2030 nicht mehr steigen werde. In China hat die kommunistische Führung durch den massiven Ausbau von Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft dafür gesorgt, dass China inzwischen einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix erreicht als beispielsweise Deutschland. Trotzdem ist der Energiehunger insgesamt betrachtet so groß, dass das Land aufgrund der Kohleverbrennung demnächst auf den zweiten Platz der größten Treibhausgas-Emittenten rückt. Immerhin wird es nach mehreren gescheiterten Konferenzen diesmal das erste große internationale Klimaabkommen geben, an dem beide Supermächte beteiligt sind.

Die Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung bewusst

Auch die Unternehmen haben weltweit die Bedeutung des Themas erkannt und sind sich ihrer Verantwortung für die Gesellschaft bewusst. In den USA sind bereits über 80 Unternehmen einem Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels beigetreten, darunter Großkonzerne wie Procter & Gamble, Nike, Dell und Hewlett-Packard. Nach Angaben des Weißen Hauses sagen die Unternehmen unter anderem zu, ihren Wasserverbrauch um 80 Prozent zu senken, möglichst auf das Abholzen von Bäumen zu verzichten, auf erneuerbare Energien zu setzen und den CO2-Ausstoß in der Produktion zu in der Hälfte zu senken .

In Deutschland gibt es seit Jahren mehrere Initiativen, in denen sich Unternehmen zum Wohle der Umwelt zusammengeschlossen haben und ihren Alltag klimafreundlicher gestalten möchten. Die Stiftung 2° beispielsweise hat sich mit ihren teilnehmenden Unternehmen auf Maßnahmen verständigt, um die durchschnittliche Erderwärmung unter der 2-Grad-Marke zu halten. Auch der Paketdienstleister Hermes sieht sich in der Pflicht und hat sich bis 2020 gemeinsam mit der Konzernmutter Otto Group zum Ziel gesetzt, 50 Prozent CO2 Ausstoß einzusparen. Zur Erreichung dieses Ziels wurden bereits 2006 mehr als dreißig Einzelmaßnahmen aufgesetzt , die vor allem in Umweltprojekten in den beiden Bereichen Fuhrpark und Standorte ansetzen und sichtbar werden.

In London werden Pakete seit dem vergangenen Jahr im Stadtzentrum beispielsweise unter Einsatz von Elektromobilität bereits völlig emissionsfrei zugestellt. Insgesamt gehört Hermes in Europa zu den Vorreitern, was die Forschung & Entwicklung von Elektromobilität betrifft.  Auftraggebern in Deutschland liefert Hermes mit jeder Rechnung als Standard automatisch eine C02 Bilanz der angefallenen Touren mit. Auf Basis dieser Daten berät Hermes seine Kunden umfangreich bei ihrem „Verkehrsträgermix“:  Hier ist zu beobachten, dass sich im Zuge des grenzüberschreitenden Onlinehandels die Verteilung wieder zurück vom Flugzeug auf die Bahn oder das Schiff verlagert, wie es aktuell beim Güterverkehr von Europa nach Asien oft der Fall ist.

Nachhaltig verändern wird sich der Umweltschutz aber nur, wenn es gelingt, Politik, Wirtschaft und Unternehmen zu einem gemeinschaftlichen Agieren zu verpflichten. So reicht es nicht, dass Unternehmen sich zum Ziel setzen, eine bestimmte Quote an klimafreundlichen Fahrzeugen einzusetzen, wenn die Industrie aktuell noch keine Fahrzeuge anbietet, die den Anforderungen an Reichweite und Geschwindigkeit gerecht wird. Die Akku-Performance gilt hierbei als ein Schlüssel für den Erfolg der Technologie. Die Batterien müssen leistungsstärker und kostengünstiger werden. Zudem fehlt es noch an Lademöglichkeiten.

Darüber hinaus erfordern nachhaltige Mobilitätskonzepte auch die Mithilfe der zuständigen Städte, Gemeinden und Kommunen, wenn es um die Einrichtung von kurzfristigen Ladezonen oder die Nutzung von Busspuren in Ballungsgebieten geht.
Es ist schon eine Menge passiert, aber es muss noch viel mehr passieren. „Paris mag zwar ein Meilenstein werden auf dem Weg zu einer dekarbonisierten und nachhaltigen Wirtschaft“, sagt Sabine Nallinger, die Stiftungs-Vorsitzende von 2°, „das Einhalten der Zwei-Grad-Obergrenze jedoch wird nicht durch die Proklamation von Zielen allein erfolgen, sondern durch ihre Umsetzung in allen relevanten Bereichen.“ Dafür müssen Politik und Industrie gemeinsam sorgen.


 

Weitere Informationen zum Thema:

Onlinekauf – klimafreundlicher als gedacht: Studie des Deutschen Clean Tech Instituts zur CO2 Bilanz

Schlüsselmoment in der Geschichte des globalen Klimaschutzes (15.12.2015)

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