Rekrutierung im digitalen Zeitalter Welchen Stellenwert haben Messen?

Ist ein Auftritt auf Messen wie der CeBIT in Hannover weiterhin unerlässlich? Oder bringt eine Präsenz auf Software-Plattformen mehr? Ein Pro & Kontra.

Eingangssituation der CeBIT 2017, 20. - 24. März (Foto: Deutsche Messe)

Digitale Kanäle sind immer häufiger zentraler Bestandteil bei der Ansprache von jungen Talenten und erfahrenen Experten. Wie und wo gewinnen Unternehmen zukünftig die besten Mitarbeiter? Ist ein Auftritt auf Messen wie der CeBIT in Hannover weiterhin unerlässlich? Oder bringt eine Präsenz auf Software-Plattformen mehr? Über die Bedeutung von Messen sprechen Bianca Freund, Pressereferentin der Recruiting-Plattform „Job and Career“, sowie Dr. Ole Mensching, CEO CareerTeam GmbH. Ein Pro & Kontra.

Pro: „Die CeBIT ist ein Marktplatz für Talente“

 Von Bianca Freund

Der Bedarf an IT-Fachkräften ist ungebrochen hoch. Der Branchenverband Bitkom beziffert die Anzahl der offenen Vakanzen mit IT-Schwerpunkt aktuell auf 51.000 Stellen. Auf der Recruiting-Plattform „Job and Career“ auf der CeBIT 2017 in Hannover treffen Fach- und Führungskräfte sowie Hochschulstudenten und Absolventen aus dem IT-Bereich auf attraktive potenzielle Arbeitgeber.

„Job and Career“ widmet sich auf der CeBIT speziell dem Recruiting und der Karriereplanung innerhalb der IT-Branche. 120 Aussteller werben auf der CeBIT um potenzielle Mitarbeiter. Die Zahl der teilnehmenden Unternehmen hat sich in den letzten Jahren fast verdoppelt.

Einmalige Gelegenheit, erste Kontake zu knüpfen

Besucher können sich nicht nur über die neuesten Produkttrends und Technologien der Unternehmen informieren, sondern auch HR-Verantwortliche und „zukünftige Kollegen“ aus den Fachabteilungen treffen. Auf mehr als 3.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche erhalten sie einen umfassenden Überblick über mögliche Arbeitgeber der IT-Branche. Dazu bietet sich die einmalige Gelegenheit, erste Kontakte mit potenziellen Arbeitgebern zu knüpfen.

In Halle 11 stehen attraktive Branchengrößen bereit, um sich mit den Besuchern über ihre berufliche Zukunft zu unterhalten: ALDI Einkauf GmbH & Co. oHG, AMADEUS FIRE AG, Bayer Business Services GmbH, Bundeswehr, Carl Zeiss AG, Deutsche Bundesbank, Deutsche Telekom AG, Hermes Europe GmbH, Idealo Internet GmbH, Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Kaufland Informationssysteme GmbH & Co. KG oder die P3 Group GmbH.

Über integrierte Tablet-PCs, den sogenannten Jobwalls, lassen sich aktuelle Vakanzen abrufen und direkt ausdrucken.

Vielfältiges Angebot für Bewerber

Für Anregung und Inspiration wird unser Vortragsprogramm sorgen. Auf der „Job and Career Stage“ werden Themen wie die Digitalisierung, Arbeiten 4.0 oder die Generation Y diskutiert. Renommierte Keynote-Speaker informieren über Branchentrends und geben Tipps rund um berufliche und persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

Außerdem stellen sich hier zahlreiche Unternehmen als Arbeitgeber vor und präsentieren die Karrieremöglichkeiten in ihrem Unternehmen. Zudem bietet die Recruiting-Plattform eine Vielzahl an kostenlosen Bewerberservices, wie zum Beispiel einen Fotografen für kostenlose Bewerbungsbilder. Wirtschaftsexperten von A.S.I. nehmen einen kostenlosen Check von Bewerbungsunterlagen vor.

Hunderte interessante Gespräche

Die Teilnehmer berichten uns über gute Resonanz: „Die CeBIT ist ein idealer Marktplatz für Talente und Unternehmen, um sich im direkten Austausch kennenzulernen und erste wichtige Weichen für eine mögliche gemeinsame Zukunft zu legen.“ Dieses Resümee zog 2016 Tim Bisping, Hauptabteilungsleiter People & Organisation Strategy bei Vodafone Deutschland. Der Messeauftritt sei „ein voller Erfolg“ gewesen, so Bisping. Sein Team habe mit mehr als 400 Interessenten Gespräche geführt.

Kontra: „Experten müssen auf Plattformen abgeholt werden“

Von Dr. Ole Mensching

Messen sind vor allem für Absolventen interessant. Deshalb ist es bei der Suche von Young Professionals und Berufseinsteigern besonders wichtig, einen Fokus auf Messen zu setzen. Unternehmen sind hier oft nicht aktiv genug. Es muss deutlich mehr getan werden, um mehr junge Talente für die digitale Industrie zu gewinnen. Für die Rekrutierung von Führungs- und Entscheiderpositionen sind Messen dagegen ein schwieriges Tool.

Individuelle Ansprache von Kandidaten ist wichtig

Potentielle Interessenten sind in der Regel nicht auf Jobsuche, sondern müssen aktiv angesprochen werden. Aus diesem Grund setzt CareerTeam beim Recruiting auf „Active Sourcing“. Dabei werden Kandidaten individuell angesprochen. Vielen Personalern ist nicht bewusst, dass dem Unternehmen ohne diese direkte Ansprache die besten Talente entgehen.

Es kommt darauf an, sich mit der Position und dem Kandidaten genau auseinanderzusetzen. Niemand möchte von einem Recruiter kontaktiert werden, der nicht genau weiß, warum die vorgeschlagene Position der richtige Schritt für seine Zukunft sein soll.

Experten müssen auf den Plattformen abgeholt werden, auf denen sie selbst aktiv sind. Das bedeutet: Entwickler sprechen andere Entwickler auf Software-Plattformen wie GitHub oder Stack Overflow an, mit denen sie beispielsweise bereits ein Open-Source-Projekt entwickelt haben.

Deutsche Unternehmen müssen umdenken

Bei der Digitalisierung von Arbeitsprozessen sind deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich noch zu langsam und unflexibel. Sie müssen ihr Transformationstempo entscheidend beschleunigen. Vor allem im Recruiting-Bereich haben die Unternehmen erkannt, dass sie aktiv werden müssen.

Vor dem Hintergrund des massiven Qualifizierungsbedarfs muss im Personalbereich dringend umgedacht und aufgeholt werden. Die Digitalisierung verändert die Firmenkultur, verbessert das Image und macht qualifiziertes Personal auf ein Unternehmen neugierig.

Es herrscht ein Nachfragermarkt

Um Fachkräfte zu binden, muss verstanden werden, dass wir uns heute auf einem Nachfragermarkt befinden. Qualifizierte Mitarbeiter wechseln das Unternehmen, sobald sie sich nicht ernstgenommen fühlen oder kein Gehör finden. Auf der anderen Seite werden Unternehmen zukünftig verstärkt mit Freelancern arbeiten. Sie sind eine wichtige Quelle, um das Wissen im Unternehmen zu erneuern und zu erweitern. Technologien und Onlinestrategien ändern sich mittlerweile so schnell, dass man nicht mehr alle Experten inhouse haben kann.

Im Übrigen haben wir festgestellt, dass die Top-Experten oftmals nicht festangestellt arbeiten wollen. Sie sind davon getrieben, Abteilungen aufzubauen, ihr Wissen weiterzugeben und Prozesse einzuführen. Weil sie der einkehrende Berufsalltag langweilt, wenden sie sich nach einer Aufbauphase dem nächsten Projekt zu und wechseln vielleicht das Unternehmen.

Persönlicher Austausch zählt

Natürlich sollten Unternehmen weiter die klassischen Offline-Kanäle nutzen. Denn der persönliche Kontakt spielt im Recruiting eine entscheidende Rolle. Eine Möglichkeit ist es, mit potentiellen Mitarbeitern, die man über ein soziales Netzwerk kontaktiert hat, Mittagessen zu gehen – zum Smalltalk und um sich über Fachliches auszutauschen. Sollte sich eine Person als qualifiziert herausstellen, kann man sie in Zukunft für Jobs ansprechen.

https://www.youtube.com/watch?v=4lOzwuKcHrY&feature=youtu.be

Treffen Sie Hermes auf der CeBIT 2017: In Halle 11, Stand E16

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