Schulbau in Kenia Plan International stellt Projekte in Süd- und Ostafrika vor

Hermes unterstützt gemeinsam mit Plan International seit Anfang 2014 den Bau der Mbusyani Grundschule in Kenia, um über 500 Jungen und Mädchen eine solide Schulbildung zu ermöglichen. Der Bau ist mittlerweile abgeschlossen. Wir sprachen mit Roland Angerer, der als Regionaldirektor bei Plan International alle Projekte in Süd- und Ost-Afrika verantwortet, über die Lebens- und Lernbedingungen im Schwellenland Kenia  - und über den Wert von Bildung.

Roland Angerer, verantwortlicher Regionaldirektor bei Plan International für Süd- und Ost-Afrika, spricht über Lebens- und Lernbedingungen in Kenia sowie über den Wert von Bildung. (Foto: Hermes)

Hermes unterstützt gemeinsam mit Plan International seit Anfang 2014 den Bau der Mbusyani Grundschule in Kenia, um über 500 Jungen und Mädchen eine solide Schulbildung zu ermöglichen. Der Bau ist mittlerweile abgeschlossen. Wir sprachen mit Roland Angerer, der als Regionaldirektor bei Plan International alle Projekte in Süd- und Ost-Afrika verantwortet, über die Lebens- und Lernbedingungen im Schwellenland Kenia  – und über den Wert von Bildung.

Herr Angerer, Sie sind bei Plan International als Regionaldirektor für Süd- und Ost-Afrika zuständig. Was sind Ihre Aufgaben in Kenia?

Seit eineinhalb Jahren kümmere ich mich in Nairobi um die Koordination des Plan Regionalbüros und um die Mittelverwendung im Raum Süd- und Ost-Afrika. In erster Linie geht es um Bildungsprojekte, wie Kindergärten und Schulen, und um die Stärkung der Kinderrechte auf allen Ebenen. Projekte realisieren wir vorwiegend mit lokalen Mitarbeitern und Helfern. So gewährleisten wir, dass von uns initiierte und neu gebaute Einrichtungen auch dauerhaft in Stand gehalten werden. Einen enormen Anteil am Erfolg von Schulprojekten hat übrigens die Verbesserung der Wasser- und Hygienesituation sowie die Einrichtung eines Schulmanagements.

Kenia geriet zuletzt meist durch Naturkatastrophen, aber auch durch die Überfälle der Al-Shabaab-Extremisten in die Negativschlagzeilen. Wie lebt die Bevölkerung mit derlei Gefahren? Und wie gehen Sie persönlich mit dieser Bedrohung um?

Kenias Norden ist ein Trockengebiet, das natürlich ganz besonders auf Regen angewiesen ist, aber dieses Jahr war er viel zu stark. So wurden die bereits angepflanzten Nahrungsmittel fortgeschwemmt. Andererseits leben in dieser Region mehrere Hunderttausend Flüchtlinge aus Somalia und dem Südsudan, die von der Regierung mittels humanitärer Hilfe aus dem Ausland versorgt werden müssen. Die andere Seite ist die Sicherheitslage. Hier spielt vor allem der Einfluss aus Somalia eine große Rolle, von wo aus Al-Shabaab-Milizen Kenia immer wieder ins Visier nehmen und Anschläge vor allem im Nordosten des Landes verüben. Hier gibt es für unsere Mitarbeiter so genannte „rote Zonen“, in die sie aus Sicherheitsgründen nicht reisen können. Die große Gefahr besteht darin, dass der Extremismus inmitten der kenianischen Gesellschaft ankommt und vor allem unter den wenig Gebildeten Fuß fasst. Bisher versuchen wir, uns von derlei Einzelaktionen nicht in unserer Arbeit behindern zu lassen. Und auch nicht im alltäglichen Leben. Alle Autos werden beispielsweise bei der Einfahrt in Einkaufszentren auf Bomben untersucht, aber daran gewöhnt man sich schnell.

Kenia versucht, sich seit einiger Zeit politisch und wirtschaftlich neu zu orientieren. Wie erleben Sie den Wandel in Kenia?

Kenia ist auf dem Weg, ein „Middle-Income-Land“ zu werden. Wir erleben ein verstärktes Wirtschaftswachstum, speziell in Nairobi gibt es einen regelrechten Bauboom. Die Chinesen investieren viel. Auch im Sektor Erneuerbare Energien tut sich einiges, beispielsweise werden große Windparks zur Energieversorgung des Landes errichtet. Aber die labile politische Lage, Korruption und die Spannungen zwischen vielen ethnischen Gruppen stehen diesen positiven Entwicklungen entgegen.

Welche Rolle spielt das Thema Bildung für den Fortschritt des Landes?

Bildung ist definitiv die Grundvoraussetzung für jeden Entwicklungsprozess. Die kenianische Gesellschaft setzt stark auf eine bessere Ausbildung, Kinder sollen zur Schule gehen. Es gibt auch schon entsprechende Strukturen wie Kindergärten, Grund- und weiterführende Schulen, aber die sind noch ungleich zwischen städtischen und ländlichen Gegenden verteilt. Im ländlichen Raum muss vor allem der infrastrukturelle Zugang über Straßen und auch durch Verkehrsmittel zu den Schulen geschaffen werden.

Inwiefern kann das Schulprojekt, das Hermes aktiv fördert, zur Verbesserung der Lage beitragen?

Das von Hermes unterstützte Schulprojekt Mbusyani liegt in der Region Machakos, nordöstlich von Nairobi. 236 Jungen und 220 Mädchen besuchen hier die Grundschule, einige auch bereits die Vorschule. Die Bauarbeiten an der Schule sind mittlerweile abgeschlossen, die neuen Klassenräume sind fertig. Das Besondere an diesem Projekt ist das integrale Konzept: Lehrer, Eltern und Schüler haben beim Ausbau geholfen. Ganz wichtig war in diesem Fall auch die Verbesserung der sanitären Situation. Gerade für jugendliche Mädchen ist es wichtig, eigene Toilettenanlagen als Privatsphäre für ihre Menstrualhygiene zu haben, sonst gehen sie nämlich oft einfach nicht zur Schule.

Und wie geht es nun vor Ort weiter?

Wichtig sind jetzt die Schaffung und der weitere Ausbau des Zugangs zur Schule, die ständige Überprüfung der Qualität der Lehre und auch die Unterstützung der lokalen Schulverwaltung. Vor allem muss es eine Berichtsstelle geben, wo Schüler und Eltern auch Übergriffe und Gewaltanwendungen von Lehrern melden können, um die Sicherheit der Schüler zu garantieren. Wichtig ist zudem, dass die Schule auch weiterhin von Eltern und Gemeindemitgliedern gepflegt und unterstützt wird. Selbst wenn das Projekt komplett abgeschlossen ist, bleiben wir mit der Schule in Kontakt, um das Funktionieren des Schulbetriebs zu begleiten.

Abschließend würden wir gerne wissen, wie Ihre jahrelange Arbeit in Afrika ihre Sicht auf Europa verändert hat?

Insgesamt beobachte ich gerade in Nordeuropa mehr Öffnung gegenüber der Welt, besonders in der Gruppe der jüngeren Leute. Aber ich sehe andererseits auch, dass die Flüchtlingsdebatte derzeit sehr einseitig geführt wird nach dem Motto: Wie können wir uns vor zu viel Zuwanderung schützen und wie können wir die Menschen, die zu uns kommen, schnellstmöglich integrieren? Aber ich höre kaum die Frage nach dem „Warum kommen diese Menschen zu uns und was können wir für eine Stabilisierung in ihren Heimatländern tun?“. Niemand verlässt gerne seine Heimat. Ich glaube, dass wir versuchen müssen, vor allem die Chancen in den Ursprungsländern zu verbessern. Da gibt es für uns noch sehr viel Arbeit vor Ort zu leisten.


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