Umfrage zur Logistik 4.0: Datenerfassung in Supply Chain oft unvollständig
46 Prozent von Deutschlands Unternehmen ab 250 Mitarbeitern spüren bereits die Auswirkungen der digitalen Vernetzung und Automatisierung innerhalb ihrer Wertschöpfungskette. Gleichzeitig sagen 42 Prozent der großen Firmen, dass sie an manchen Stellen der Supply Chain noch blind seien, weil dort gar keine Daten erfasst würden. Zu diesen Ergebnissen kommt das Hermes-Barometer „Supply Chain Management und Logistik 4.0“ (zur Infografik), das unter 200 Logistikentscheidern deutscher Unternehmen erhoben wurde. Mancherorts überwiegt noch die Skepsis aufgrund der möglichen Risiken der Digitalisierung, auch wenn die großen Chancen auf der Hand liegen.
Logistik 4.0 bezeichnet eine vollständig integrierte, vernetzte und automatisierte Wertschöpfungskette mit dezentralen Entscheidungsstrukturen. Während vor allem größere Unternehmen Pionierarbeit bei der Umsetzung solcher Digitalisierungsprojekte leisten, ist die Wirtschaft in Deutschland insgesamt betrachtet noch nicht ganz so weit. Bezogen auf alle befragten Unternehmen profitiert bislang jedes vierte von Logistik 4.0. Die Mehrheit davon hat entweder bereits erste Anwendungen eingeführt oder befindet sich noch in der Umsetzungs- oder Planungsphase.
Abhängigkeit von IT befürchtet
Der Wunsch, dass hier unternehmensübergreifend an einem Strang gezogen wird, ist hoch. Nach konkreten Logistik-4.0-Projekten gefragt, messen fast zwei Drittel der Unternehmen ab 250 Mitarbeitern digitalen Plattformen für die Integration von Zulieferern und Kunden eine hohe Bedeutung zu. „Logistik 4.0 sorgt für Transparenz und erleichtert so die Zusammenarbeit entlang der Versorgungskette um ein Vielfaches“, sagt Jan Bierewirtz, Division Manager Business Development Supply Chain Solutions bei Hermes Germany. „Von gemeinsamen Lösungen profitieren deshalb alle Beteiligten, nicht nur die großen Firmen.“
Größter Hemmschuh: Fast jeder zweite Entscheider fürchtet Abhängigkeit von der IT. Dass ein großer Teil der deutschen Unternehmen bei der Einführung von Logistik 4.0 noch zögert, hat unterschiedliche Gründe. 48 Prozent schrecken vor einer möglicherweise zu großen Abhängigkeit von Technologieanbietern zurück. Geringere Datensicherheit und ein erhöhtes Risiko für Industriespionage befürchten 47 Prozent. Eine eventuell zu geringe Stabilität der netzbasierten Kommunikation lässt 36 Prozent zögern. Insgesamt zeigt die Umfrage aber: Jeweils eine knappe beziehungsweise deutliche Mehrheit misst den verschiedenen Risiken geringe bis keine Bedeutung zu.
„Logistik 4.0 schafft Wettbewerbsvorteile“
Die Mehrheit der Logistikentscheider ist sich zudem einig, dass die Digitalisierung großes Potenzial birgt. 61 Prozent aller Befragten stimmen zu, dass sie die Prozesse bei Transport und Logistik grundlegend verändern wird. Bei den großen Unternehmen stimmen dem 74 Prozent zu. 76 Prozent von ihnen sind außerdem der Meinung, dass die meisten Chancen dabei in der steigenden Transparenz liegen. Angesichts dessen verwundert es nicht, wenn manche Unternehmen die immer noch vorhandenen blinden Flecken in der Supply Chain beklagen, an denen noch kein digitaler Datenaustausch erfolgt.
„Auch wenn man die Risiken nicht außer Acht lassen darf: Logistik 4.0 verschafft Wettbewerbsvorteile“, sagt Jan Bierewirtz. „Das Hermes-Barometer zeigt auch: Schon heute geht jeder zweite Entscheider davon aus, dass diejenigen mittelfristig aus dem Wettbewerb ausscheiden, die nicht auf die Verbindung von IT und Logistik setzen.“
Logistikexperten unterstützen Unternehmen dabei, Optimierungspotenziale entlang der Versorgungskette zu identifizieren. Dabei ermitteln sie auch, an welchen Stellen sich die Einführung moderner Technologien zum automatischen Datenaustausch lohnt. Am Anfang steht eine gründliche Prüfung der Supply Chain, wie Hermes Germany sie mit seinem Analyse-Tool SCAN vornimmt. Dessen Analyseergebnisse liefern die Basis für Handlungsempfehlungen und konkrete Maßnahmen, die mehr Transparenz im täglichen Logistikgeschäft schaffen.