Aktion zu Weihnachten Geschenke für Hamburger Kinder

In Hamburg hat Hermes kurz vor Weihnachten hunderte Geschenke an hilfsbedürftige Kinder verteilt. Wir sprachen mit Kita-Leiter Matthias Schnack über Spenden, Kinderarmut in Deutschland und Wünsche an die Politik.

TV-Model Sarah Knappik übergab gemeinsam mit Hermes die Geschenke. (Foto: BILD hilft e. V. – „Ein Herz für Kinder“)

In den vergangenen Wochen wurden u.a. in der Hamburger Unternehmenszentrale von Hermes viele Geschenke für hilfsbedürftige Kinder gesammelt. Heute verteilten mehrere Boten die Präsente an verschiedene Betreuungseinrichtungen im Stadtgebiet. Wir sprachen mit Matthias Schnack, Leiter einer Kindertagesstätte in Hamburg-Barmbek, über Erfüllung im Job, Kinderarmut und Doppelschaukeln.

Herr Schnack, so viele Geschenke, so kurz vor Weihnachten, strahlen da nicht auch Ihre Augen?

Die Kinder werden garantiert begeistert sein, zumal die Geschenke immer so superschön verpackt sind. Das ist mindestens genauso viel „wert“ für die Kleinen wie das Geschenk selber!

Welche Geschenke kommen bei den Kleinen denn erfahrungsgemäß am besten an?

Eigentlich kommen alle Geschenke gut an. Aber natürlich besonders die Geschenke, mit denen man gleich sofort spielen oder knuddeln kann.

Wie viele Kinder betreuen sie in Ihrer Kita? Hat sich die Zahl durch den Flüchtlingsstrom 2015 verändert?

Die Zahl der zu betreuenden Kinder hat sich bei uns nicht verändert, da wir immer ausgelastet sind und einfach eine Obergrenze an Kindern haben, die wir betreuen dürfen. Im Schnitt sind es 133 Kinder. Kurz vor den Sommerferien sind es meist mehr Kinder, dafür nach den Ferien immer ein paar weniger.

Enge Zusammenarbeit mit Familien

Den ganzen Tag mit Kindern arbeiten, da würde manch einer sicher kapitulieren. Sie nicht. Was macht diesen Job für Sie so besonders?

Mit Kindern zu arbeiten ist anstrengend, das stimmt. Aber eigentlich immer schön-anstrengend. Kinder sind ehrlich, authentisch, geradeaus und haben ein offenes Herz für ihre Erzieherinnen und Erzieher. Ein großer Ansporn ist sicherlich, etwas Sinnvolles und Sinnstiftendes im Leben zu machen. Und das ist in der Arbeit mit den Kindern gegeben. Sehr viele Kinder kommen zwischen dem 12. und 14. Monat zu uns. Wir können und dürfen vielmehr die Kinder bei ihren wesentlichen Entwicklungsschritten begleiten: dem Laufen lernen, dem Sprechen, dem auf die Toilette gehen … bis wir die Kinder ganz konkret auf die Schule bei uns im Brückenjahr vorbereiten.

Wie wichtig ist es für Sie, Kontakt zur den Familien zu haben?

Wir arbeiten hier sehr eng mit den Familien zusammen, insofern: sehr wichtig! Bei uns gibt es einen monatlichen Elternausschuss, regelmäßige Treffen mit dem Elternförderverein der Kita und zahlreiche Events wie Flohmärkte und Schlaffeste (die von den Eltern organisiert werden), Gartenaktionstage und Angebote, wo die Eltern kreativ oder einfach mit den Kindern aktiv sein können. Ein besonderer Schwerpunkt bei uns ist die Väterarbeit, jedes Team bei uns bietet mehrfach im Jahr Angebote nur für Väter an.

Hamburg ist eine reiche Stadt, trotzdem leben auch hier Kinder unterhalb der Armutsgrenze. Wie macht sich das in Ihrer Kita bemerkbar?

Unser Stadtteil zeichnet sich durch unterschiedliche Wohnviertel aus und ist gerade in den letzten Jahren in stetiger Veränderung. Dies bedeutet, dass hier Kinder mit unterschiedlichen Hintergründen und Möglichkeiten wohnen. Und diese bunte Zusammensetzung spiegelt sich auch in unserer Kita wider. Hier spielen die Kinder untereinander sehr gut zusammen und kommen gut miteinander klar. Wir als Kita richten unser Hauptaugenmerk auf ein gutes Miteinander und unterstützen jedes Kind individuell und so inklusiv wie möglich! Außerhalb der Kita sieht es wahrscheinlich anders aus.

Kinderarmut: „Hamburg über Bundesschnitt“

Hat die Anzahl hilfsbedürftiger Kinder in Hamburg in den vergangenen Jahren zugenommen?

Ja, die Anzahl von Kindern, die in Familien aufwachsen, die unterhalb der Armutsgrenze leben und auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind, ist in den letzten Jahren in Hamburg gestiegen und liegt leider auch über dem Bundesschnitt. Wenn man die geflüchteten Kinder dazurechnet, gehe ich davon aus, dass sich diese Tendenz zukünftig noch verschlechtern wird, sofern nicht politisch entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. In unserer Kita hat sich aufgrund der Stadtteilentwicklung und dem damit einhergehenden Bau neuer Wohnviertel die Anzahl hilfebedürftiger Kinder nicht nach oben hin verändert.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, um Kinderarmut in Deutschland nachhaltig zu senken?

Meiner Meinung nach muss der Ausbau von guten Betreuungs- und Bildungseinrichtungen weiter vorangetrieben werden. Damit könnte sichergestellt werden, dass Familien die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser organisieren können. Darüber hinaus muss geschaut werden, dass alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft, einen wirklichen Zugang zu qualitativ hochwertiger Betreuung und Bildung erhalten und damit gleiche Entwicklungschancen bekommen. Ich denke, dafür sollten sich auch die familien- und sozialpolitische Leistungen verstärkt an den Bedürfnissen der Kinder orientieren und zielorientierter bemessen werden.

Wenn Sie sich für Ihre Kita für 2017 etwas wünschen dürften: Was wäre das?

Das ist einfach: Wir wollen im kommenden Jahr unser naturnahes Außengelände wieder in Schuss bringen und wünschen uns dafür noch Unterstützung in Form von Sach- oder Geldspenden. Ganz konkret betrifft das z.B. die Aufhängung der Vogelnestschaukel, die erneuert werden müsste.  Zudem wünschen wir uns eine Doppelschaukel…

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