E-Mobilität: Ausbau der Ladeinfrastruktur: Intelligente Lösungen und Investitionen sind erforderlich
Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sich Hermes mit dem Thema alternative Antriebe. Hermes hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2025 in allen Ballungszentren in Deutschland emissionsfrei zuzustellen. So treibt das Unternehmen die Elektrifizierung der Fahrzeug-Flotte in Deutschland voran. Zum Beispiel kooperiert Hermes mit Mercedes-Benz, um sukzessive 1.500 Elektrotransporter der Baureihen Vito und Sprinter deutschlandweit in Ballungsräumen einzusetzen. So viele CO2-freie Mobile sind ein erfreulicher Fortschritt – aber sie werfen auch Probleme auf. Wann und wo können die Fahrzeuge geladen werden?
„Wir müssen dringend in die Infrastruktur investieren“, fordert Oliver Lanka, Leiter Zentraleinkauf und Flottenmanagement bei Hermes. Mit „wir“ ist dabei nicht nur das eigene Unternehmen gemeint. Lanka wünscht sich einen massiven Ausbau durch die öffentliche Hand – und jede Menge „intelligenter Lösungen“. Zum Beispiel bei den Standorten für Ladestationen.
Aktuell gibt es bundesweit etwa 13.500 elektronische Zapfsäulen – ein Anstieg um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hamburg ist, Stand September 2018, mit 785 öffentlich zugänglichen Ladestationen bundesweiter Spitzenreiter vor Berlin (743) und München (392). Die Stationen befinden sich aber meist in Wohngebieten, in denen der Platz für Transporter eher knapp ist. Hinzu kommt, dass die Transporter eine stärkere Ladung (400 Volt) brauchen als etwa ein E-Smart (220 Volt). Acht bis zehn Stunden dauert es, bis die Akkus wieder voll sind – ein sehr langer Zeitraum, der bei der Tourenplanung berücksichtigt werden muss.
„Runder Tisch“ für clevere Lösungen
Hermes weiß: Es reicht nicht aus, auf den massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur durch Bund, Länder und Kommunen zu warten. Deshalb macht sich das Unternehmen auf die Suche nach Alternativen. Lanka hat da ein paar Ideen, aber „damit diese umgesetzt werden können, brauchen wir einen runden Tisch.“ Am besten dort, wo der Bedarf am größten ist. Sein Vorschlag: In solchen Gremien sollten neben Logistikunternehmen wie Hermes und Vertretern der öffentlichen Hand auch Unternehmen teilnehmen, die über viel Platz verfügen, der nachts nicht genutzt wird. Supermärkte zum Beispiel. Deren Parkplätze stehen nach Ladenschluss leer und könnten, mit einer möglichst großen Zahl an Ladestationen ausgestattet, über Nacht clever genutzt werden.
„Alleine können wir das nicht stemmen“, ergänzt Lanka und setzt auf die Kooperationsbereitschaft anderer Marktteilnehmer. Schließlich gibt es außer Supermärkten auch andere Unternehmen mit großen innerstädtischen Firmenparkplätzen, die nachts noch nicht genutzt werden. Wie wichtig zudem eine zentrale Lage von Stationen ist, lässt sich am Beispiel des Leipziger Logistik-Centers von Hermes verdeutlichen. Dieses liegt 40 Kilometer vor den Toren der Stadt – schon für Hin- und Rückweg wäre die Akkuleistung weitgehend aufgebraucht.
Vielfältige Konzepte für die nachhaltige Zustellung
Neben der Elektromobilität sind vielfältige Formen der Zustellungsstruktur in Ballungsgebieten denkbar. Elektrische Lastenräder etwa oder sogenannte Mikro-Hubs, also eine Kombination aus Mikro-Depot als Sammelpunkt von Sendungen vor Ort und der Zustellung durch Lastenfahrräder sowie E-Bikes auf der Letzten Meile. Ein Ausbau dieses Systems erscheint im Großstadtgedränge sinnvoll, es würde den Verkehr und die Luft gleichermaßen entlasten.
Die meisten Paketzusteller in den Großstädten absolvieren täglich eine Strecke von rund 100 Kilometern – was ziemlich genau der Reichweite eines aufgeladenen E-Transporter-Akkus entspricht. Für Überlandfahrten reicht das nicht, die E-Technologie für große LKW steht vergleichsweise noch am Anfang. Der Fokus liegt deshalb vorerst auf der Letzten Meile. Diese mit intelligenten E-Lösungen zu bewältigen, ist „eine Riesen-Herausforderung“, sagt Lanka. Hermes will jetzt den ersten großen Sprung machen.