Frauen in der Logistik „Wirksamkeit ist für uns das wichtigste Kriterium bei einer Spende“

Als Compliance Managerin bringt Louisa Gunkel (29) den Mitarbeitenden relevante Regelungen und Richtlinien nahe und organisiert Auditierungen von Partnerunternehmen. Und sie kümmert sich um alle Spendenaktionen von Hermes Germany – etwa den „Wünschebaum“ in der Vorweihnachtszeit.

Ein Fokus von Louisa Gunkel liegt beim sogenannten Corporate Citizenship. (Foto: Hermes Germany)

Die Logistik gilt nach wie vor als Männerdomäne. In unserer Serie „Frauen in der Logistik“ stellen wir regelmäßig Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen Bereichen vor. Diesmal: Louisa Gunkel, Compliance Managerin bei Hermes Germany.

Louisa, gerade Compliance ist ein komplexes Thema. Wie sieht dein Job genau aus?

Louisa Gunkel: Compliance meint die Einhaltung von Gesetzen, Regeln und Richtlinien in Unternehmen. Und ja, das ist oft kompliziert. Deshalb ist es eine meiner wichtigsten Aufgaben, gesetzliche Anforderungen verständlicher und greifbarer zu formulieren, damit alle Mitarbeitenden sich daran halten können. Ein Beispiel ist unser Verhaltenskodex, den wir in diesem Jahr neu aufgesetzt haben. Er legt fest, wie wir bei Hermes Germany miteinander umgehen wollen – zum Beispiel hat Diskriminierung bei uns keinen Platz.

Wie werden die Mitarbeitenden über den Umgang mit solchen Richtlinien geschult?

Louisa Gunkel: Wir haben zahlreiche Formate, in denen wir Compliance-Themen vorstellen, etwa unsere Compliance-Konferenz mit vielen Vorträgen von Expert*innen, die zum Teil Pflichtveranstaltungen sind. Darüber hinaus verbessern wir laufend unser Compliance Management System. Aktuell arbeiten wir gerade daran, es zertifizieren zu lassen.

Louisa Gunkel (Foto: Hermes Germany)

Welche Aspekte von Compliance sind in der Paketlogistik besonders wichtig?

Louisa Gunkel: Besonders die „Letzte Meile“ birgt Compliance-Risiken. Bei diesem Abschnitt der Zustellung arbeiten viele Logistiker mit externen Dienstleistern zusammen – so kooperiert auch Hermes Germany in Deutschland mit sogenannten Servicepartnern, die Transport- oder Zustelldienstleistungen in unserem Auftrag übernehmen. Dabei ist uns sehr wichtig, dass diese selbstständigen Unternehmen sich natürlich an die Sozialstandards wie gesetzliche Pausenzeiten oder Lohnregelungen halten. Meine Aufgabe hier ist es, regelmäßig Audits zu organisieren, in denen wir dies prüfen.

Belegschaft bestimmt mit, an wen gespendet wird

Da sind wir also stark beim Thema sozialer Verantwortung als vielschichtiges Feld. Was machst du denn noch in dem Bereich?

Louisa Gunkel: Richtig, Compliance und soziale Verantwortung sind ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit. Mein Fokus liegt hier beim sogenannten Corporate Citizenship, also dem gesellschaftlichen Engagement von Hermes Germany. Oder einfach gesagt: Meine Aufgabe ist das Spendenmanagement – bei mir laufen alle Themen rund um Spenden zusammen. Aber wie entsteht unser Spendenbudget? Lässt sich beispielsweise ein*e Empfänger*in eines Paketes in einem Zeitraum von sechs Monaten – so lange gilt die gesetzliche Aufbewahrungsfrist – nicht ermitteln, geht das Paket in eine Versteigerung. Die Einnahmen aus den Versteigerungen spendet Hermes Germany jeweils zum Ende eines Geschäftsjahres.

Und du darfst entscheiden, an wen?

Louisa Gunkel (lacht): Nicht ganz. Wir haben einige Partnerorganisationen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten, darunter die Die Arche Hamburg, Hanseatic Help, Habitat for Humanity und die Orchesterorganisation The Young ClassX, die von Michael Otto gegründet wurde. Jede dieser vier genannten Organisationen erhält einen fixen und einen variablen Anteil der Spendensumme aus den Versteigerungen. Über die Höhe des variablen Anteils stimmen unsere Mitarbeitenden ab.

Zusätzlich geben wir jährlich einen Anteil unserer Spenden an lokale Organisationen, über die Mitarbeiter*innen unserer deutschlandweit verteilten Standorte von Hermes Germany entscheiden können – etwa die Freiwillige Feuerwehr vor Ort. Ich prüfe dann, ob die Einrichtung gemeinnützig ist und zu unseren Unternehmenswerten passt.

Musst du auch mal Spendenanfragen ablehnen?

Louisa Gunkel: Leider ja. Es fragen sehr, sehr viele Vereine bei uns an und wir können nicht alle berücksichtigen. Das wichtigste Kriterium für uns ist die langfristige Zusammenarbeit und die sichtbare Wirkung einer Spende. Deshalb stehe ich auch in sehr engem Austausch mit unseren Partnerorganisationen und sehe so, was durch unsere Spenden möglich wird – zum Beispiel das Sommercamp der Arche für benachteiligte Kinder. Das ist der schönste Teil meines Jobs.

Können Mitarbeitende der Hermes Germany auch selbst spenden?

Louisa Gunkel: Klar! Dieses Engagement ist uns sehr wichtig. Zum Beispiel in Form des Corporate Volunteering, bei dem Kolleg*innen einen Tag ehrenamtlich bei einer Organisation arbeiten. Wir rufen auch zu Spenden auf, wenn Mitarbeitende einen Schicksalsschlag erlitten haben oder bei Naturkatastrophen. Ich bin dann für die Auswahl der Hilfsorganisation zuständig, um sicherzustellen, dass das Geld auch ankommt. Und ich bin immer offen für Anregungen, an wen wir spenden könnten.

Der „Wünschebaum“ hat schon Tradition

Gerade in der Vorweihnachtszeit wird traditionell viel gespendet. Wie engagiert sich Hermes Germany da?

Louisa Gunkel: Zusammen mit der Arche und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) organisieren wir den „Wünschebaum“ für Kinder und Jugendliche. Das bedeutet, wir behängen unseren Weihnachtsbaum in der Zentrale in Hamburg mit Wunschzetteln von Kindern aus der Arche sowie Jugendlichen vom ASB. Die Mitarbeitenden können sich einen Wunsch aussuchen und ihn dem jeweiligen Kind oder Jugendlichen erfüllen. Ich sammele diese Sachspenden dann fristgerecht ein und übergebe sie an die Organisationen. Ich bin also auch eine Art „Weihnachtsfrau“.

In diesem Jahr hingen über 90 Wunschzettel am „Wünschebaum“ (Foto: Hermes Germany)

Wie bist du überhaupt zu Hermes Germany gekommen?

Louisa Gunkel: Nachhaltigkeit ist immer mein Herzensthema gewesen. Ich habe Umweltwissenschaften in Lüneburg studiert und anschließend meinen Master in „Sustainable Entrepreneurship“ in Groningen gemacht. Während des Masters durfte ich als Werkstudentin im Sustainability Team von Hermes Germany arbeiten. Danach hat mir das Unternehmen ein festes Jobangebot gemacht.

In der Logistik ist nur knapp jede vierte Stelle mit einer Frau besetzt. Warum hast du dich für diese Branche und Hermes Germany entschieden?

Louisa Gunkel: Das hatte weniger mit der Branche als mit dem Unternehmen zu tun. Ich mag die Kultur bei Hermes Germany sehr, sie ist sehr divers und wertschätzend. Schon als Werkstudentin habe ich mich gut aufgenommen und angekommen gefühlt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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