IT-Fachkräfte gesucht Neue Wege im Recruiting

Der Wettkampf um Technik-Spezialisten ist hart. Gemeinsam mit anderen Unternehmen geht Hermes hier neue Wege.

(Foto: Collabothon)

Ob digitale Schnitzeljagd oder 48-Stunden Hackathon: Um die besten Experten für die digitale Transformation für sich zu gewinnen, lassen sich Unternehmen einiges einfallen. Vor allem Arbeitgeber, die nicht als ausgewiesenes IT-Unternehmen punkten können, haben so eine Chance, Talente auf sich aufmerksam zu machen.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen in der IT- und Telekommunikationsbranche erwartet, dass sich der Fachkräftemangel in Zukunft weiter verschärfen wird. Doch nicht nur in den klassischen Technologiefirmen werden Experten gesucht – durch die fortschreitende Digitalisierung sind fast alle Branchen auf IT-Fachkräfte angewiesen. 17 Prozent aller Stellenausschreibungen bei der Jobplattform Stepstone richteten sich im vergangenen Jahr an Technik-Spezialisten. Und laut Digitalverband Bitkom ist in diesem Teil des Arbeitsmarktes keine Entspannung in Sicht: 2017 waren 55.000 Stellen für IT-Fachkräfte in Deutschland offen – ein Anstieg um acht Prozent im Vergleich zu 2016. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle repräsentative Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte des Verbands.

Fest steht: Im Rennen um die besten IT-Leute müssen sich die Unternehmen schon jetzt etwas einfallen lassen – vor allem jene, die von den potenziellen Bewerbern nicht in erster Linie als Technologieunternehmen wahrgenommen werden. „Die Zeiten von ,Post and Pray’ sind vorbei: Eine Stellenanzeige schalten und dann beten, dass sich jemand meldet – das klappt nicht mehr“, sagt Inga von Nolcken, HR Manager Marketing bei Hermes. „Wir müssen uns mehr Mühe geben als reine IT-Unternehmen und neue Wege gehen.“

Lutz Leichsenring hat sein Geschäft auf die neuen Anforderungen ausgerichtet. „Nur mit einem Infostand auf der Hochschulmesse wird man in Zukunft nicht mehr erfolgreich sein“, sagt der Gründer von Young Targets. Mit seiner jungen Firma bietet Leichsenring sogenanntes „Recruitainment“ an – Events zur Rekrutierung von IT-Fachkräften mit spielerischem Hintergrund. Programmierwettbewerbe wie „Hack like a Girl“ etwa oder ein Event, bei dem gegrillt und programmiert wird. „Es gibt fast keine Branche, die wir nicht bedienen – das geht vom Autohandel über Beratungsfirmen bis hin zu Sicherheitsdienstleistern. Heutzutage stecken alle Unternehmen in Digitalisierungsprozessen, für die sie Fachpersonal brauchen“, sagt der Young-Targets-Gründer.

Schnitzeljagd mit QR-Codes

Die Logistik ist hier nicht ausgenommen. Auch Hermes hat bereits ein Event mit den Young Targets veranstaltet: Beim „CodeCaching“ auf dem Campus der HAW Hamburg wurden Studenten zunächst zu einer digitalen Schnitzeljagd mit einer Quiz-App eingeladen: Durch das Scannen von QR-Codes erschienen Fragen, bei einer richtigen Antwort bekamen sie einen Hinweis, wo der nächste QR-Code versteckt war. Die erfolgreichen Teilnehmer qualifizierten sich für die Abschlussveranstaltung mit Hermes-Mitarbeitern aus den Bereichen IT und HR mit weiteren Wettbewerben. „Die Auswahl der Fragen reichte von Coding-Aufgaben über Spiele wie ‚Wer bin ich?’ bis zu Schätzfragen – wie zum Beispiel: ‚Wie viele Currywürste werden in der Hermes Kantine pro Jahr verzehrt?‘“ berichtet Hendrikje Jungandreas, die damals als Praktikantin im HR Marketing dabei war, im Hermes Blog.

Event statt Stellenanzeige

Für Leichsenring ist diese Veranstaltung ein gutes Beispiel, denn viele seiner Kunden werden nicht auf Anhieb als spannende Arbeitgeber für IT-Fachkräfte  erkannt – eine Wahrnehmung, mit der sich auch Hermes auseinandersetzen muss: „Das lässt sich durch so eine intensive Veranstaltung ändern, denn die Teilnehmer verbringen dort viel Zeit.“ Über die Frageformate könne sich das Unternehmen präsentieren, ohne dabei belehrend zu wirken. „Wie mit der Frage nach den Currywürsten, die dazu dient, eine ungefähre Vorstellung von der Größe des Unternehmens zu bekommen“, sagt Leichsenring. (6000 Würste im Jahr wäre übrigens bei Hermes die korrekte Antwort gewesen.)

„CodeCaching“-Teilnehmerin Jungandreas blieben die interessanten Gespräche zwischen Studenten und Hermes-Mitarbeitern über Karrieremöglichkeiten noch in guter Erinnerung. Zum Abschluss gab es Pulled-Pork-Burger, Bier und Seitan-Currywürste. „Von solchen Veranstaltungen erzählen die Teilnehmer auch ihren Freunden – und das machen die ja nicht, wenn sie eine Stellenanzeige gelesen haben“, sagt Leichsenring. So kann das „Recruitainment“ dazu beitragen, die Wahrnehmung des Arbeitgebers zu erhöhen. Dieses „Employer Branding“ genannte Vorgehen wird in Zukunft zentral sein, um auf dem hart umkämpften IT-Fachkräftemarkt erfolgreich die besten Talente und Professionals anzuwerben.

48-Stunden nonstop programmieren

Dabei beschreitet Hermes nicht nur neue Wege, sondern geht auch neue Partnerschaften ein und lädt zum „Collabothon“, der vom 22. bis 24. August in Berlin stattfindet. Hauptveranstalter ist die comdirect-Bank. Sie kooperiert in diesem Jahr erstmals mit Unternehmen, die nicht aus dem Finanzsektor kommen: Hermes als Logistiker, der Beratungsdienstleister Accenture und der Cloud-Computing-Anbieter Salesforce sind drei dieser Partner. Wie bei einem klassischen Hackathon sollen Teams aus IT-Kräften innerhalb von 48 Stunden eine möglichst branchenübergreifende Anwendung programmieren, vorstellen und können am Ende einen Preis gewinnen. In welche Richtung diese Lösungen gehen sollen, geben die Veranstalter in so genannten „Design Challenges“ vor. Hermes hat dabei die Themen Payment, Transparenz und Kommunikation identifiziert.

„Unsere Überzeugung ist, dass man sich über die verschiedenen Branchen hinweg vernetzen muss, weil diese für den Kunden immer stärker verschmelzen“, sagt Martin Andresen, Senior Strategy and Innovation Manager bei Hermes. „Wir können voneinander profitieren, um wirklich Innovatives für den Kunden zu schaffen“. Von dem Event erhofft sich Hermes Ansätze für innovative Anwendungen, die nach dem „Collabothon“ weiterverfolgt werden können. Bereits jetzt werden 200 Teilnehmer erwartet, die aus etablierten Unternehmen ebenso wie aus Start-ups kommen oder noch Studenten sind. Jeder, der Interesse hat, kann sich noch bis kurz vor Start am 22. August anmelden.

Im direkten Austausch mit der Zielgruppe

Doch neben den innovativen Ideen wird es für Hermes in Berlin darum gehen, das Profil des Unternehmens bei der Talentsuche weiter zu schärfen. „Wir können uns dort als innovatives IT-Unternehmen und attraktiver Arbeitgeber am Markt präsentieren“, sagt Andresen. Deshalb wird auch die Hermes-Personalabteilung beim Event vertreten sein. „Solche Veranstaltungen bieten sich perfekt an, in den direkten Austausch mit der Zielgruppe zu gehen“, sagt die HR-Managerin von Nolcken. „Wir sprechen nicht nur die aktiv Suchenden an, sondern zeigen auch den latent Suchenden, dass Hermes ein toller IT-Arbeitgeber ist – den sie vielleicht noch gar nicht auf dem Zettel hatten.“

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