Pakethistorie: Von Cäsar bis zum Pony Express: Highlights aus der Geschichte der Zustellung

Pony Express (Solodov Aleksei / Shutterstock)
Wie übermittelt man Nachrichten und Pakete am besten von A nach B? Diese Frage ist so alt wie die ersten Großreiche der Menschheitsgeschichte: Bereits um 2000 vor Christus überbrachten in Ägypten, und ab etwa 1000 vor Christus auch in China, Bot*innen zu Fuß und zu Pferde wichtige Nachrichten.
Ein System, das nicht nur Post, sondern auch Waren transportiert, wurde wohl erstmals vom persischen Herrscher Kyros dem Großen (559 bis 530 vor Christus) eingerichtet. Das war auch notwendig: Er gebot über ein Reich, das von der griechischen Küste bis ins heutige Afghanistan und nach Pakistan reichte.
Cursus publicus: Marmor und Tiere für den Zirkus
Auf europäischem Boden setzten – wie so oft – die Römer Maßstäbe. Unter Julius Cäsar schlug die Geburtsstunde des Cursus publicus. Passend zum römischen Straßennetz, der „via publica“, sollte das Zustellsystem alle Provinzen des Reichs miteinander verbinden. Dazu gehörten Reiterstaffeln, die laut einiger Quellen innerhalb eines Tages und einer Nacht 270 Kilometer zurücklegen sollten.

Später wurde das System weiter ausgebaut und auch zum Transport von Gütern eingesetzt – sehr häufig Baumaterial wie beispielsweise Marmor. Aber auch Tiere für Schlachthöfe oder für Spektakel im Zirkus wurden transportiert. Die Kutscher*innen und Reiter*innen hatten übrigens besondere Vollmachten und konnten auf dem Weg nicht nur notfalls Unterkunft und Verpflegung einfordern, sondern auch Fahrzeuge sowie Reit- und Zugtiere. Reststrukturen des Cursus publicus wurden wohl noch im Frankenreich unter Karl dem Großen bis ins 9. Jahrhundert nach Christus genutzt.
Chaski: Über wackelige Hängebrücken und Treppen
In Südamerika nutzten die Maya und Inka bis zu 1.000 Jahre lang ähnliche Systeme, bevor ihre Reiche von den spanischen Conquistadores ausgelöscht wurden. Die Inka regierten auf dem Höhepunkt ihrer Macht ein Reich, das vom heutigen Chile bis ins heutige Kolumbien reichte. Es war durchzogen von gepflasterten Pfaden, die über tausende von Kilometern durch Regenwälder, Wüsten und Gebirgszüge der Anden führten. Oft gingen die Pfade in wackelige Hängebrücken über – oder in Treppen, die oft noch heute genutzt werden können, wie auf dem legendären „Inka Trail“ nach Machu Picchu.
Über diese herausfordernden Wege transportierten die Botenläufer*innen der Inka – Chaski oder Chasqui genannt – Nachrichten und Waren. Beispielsweise Fisch, den sie über 600 Kilometer Wegstrecke und 3.400 Höhenmeter von der Küste bis in die Hauptstadt Cuzco beförderten. Einzelne Läufer*innen legten dabei bis zu 42 Kilometer am Stück zurück. Typisches Erkennungsmerkmal der Chaski waren ihre Schneckenhörner („Pututu“ genannt), mit denen sie ihre Ankunft ankündigten.

In Europa existierten während des Mittelalters kaum geregelte Zustelldienste. Dafür gab es eine Vielzahl regionaler Lösungen wie etwa die Metzgerpost. Die funktionierte genauso, wie der Name vermuten lässt: Metzger*innen reisten damals lange Strecken, um Vieh einzukaufen. Darum lag es nahe, ihnen Nachrichten und Waren mitzugeben, die sie auf ihren Routen zustellen konnten.
Etwa ab dem 13. Jahrhundert wurden immer häufiger Zustellsysteme durch private Unternehmer*innen gegründet. Eines der größten und langlebigsten war das der Familie von Thurn und Taxis. Sie etablierte auf kaiserlichen Wunsch 1490 mit dem „niederländischen Postkurs“ die erste zentral organisierte Postverbindung. Franz von Taxis verlängerte 1504 die Strecke bis ins spanische Kastilien. Mitte des 16. Jahrhunderts standen rund 26.000 Kurier*innen zur Verfügung – und während anfangs nur amtliche Dokumente transportiert wurden, standen die Dienste bald der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung. In der Folge entstanden reguläre Postämter, auf denen auch Pakete aufgegeben werden konnte. 1867 trat die Familie ihre Postrechte an die preußische Post ab.
Pony Express: Todesmutige Jugendliche
Staatliche Postsysteme hatten sich im 19. Jahrhundert weltweit zunehmend durchgesetzt. Doch im Wilden Westen der USA gab es noch eine Versorgungslücke. Die sollte 1860 der Pony Express schließen. Über eine Strecke von rund 3.200 Kilometern transportierten Reiter*innen Post von Missouri nach Kalifornien – mitten durch die Wildnis der Prärie und der Rocky Mountains.
Jede*r Reiter*in bewältigte eine Etappe von 120 bis 160 Kilometern, bei Ausfällen gab es auch Doppelschichten. Weil der Lohn von 25 Dollar pro Woche damals exorbitant hoch war, fanden sich dennoch genug Bewerber*innen.

Die Reiter*innen durften übrigens nicht schwerer als 60 Kilo und älter als 18 Jahre sein – und manche waren sogar deutlich jünger: Etwa der 14-jährige William Frederick Cody, der später als „Buffalo Bill“ weltberühmt wurde. Ein Jahr lang war der Pony Express die schnellste Verbindung der USA: Die Übermittlung der Antrittsrede des neuen US-Präsidenten Abraham Lincoln wurde in der Rekordzeit von sieben Tagen und 17 Stunden transportiert. Doch moderne Technik bereitete dem Pony Express bereits 1861 ein jähes Ende: Die Einführung des Telegraphen machte den Einsatz der waghalsigen Reiter*innen überflüssig.
Wenige Jahrzehnte später war Technik einer der Wegbereiter für einen neuen Abschnitt in der Geschichte der Zustellung. Claude Ryan und Jim Casey nutzten das Telefon, um Aufträge im amerikanischen Seattle entgegenzunehmen. Zu Fuß oder per Fahrrad erledigten sie Botengänge, transportieren Pakete oder lieferten Gerichte aus Restaurants aus. Damit waren sie im wachsenden Markt für derartige Kurierdienste so erfolgreich, dass sie im Alter von 19 Jahren 1907 die American Messenger Company gründeten. Ihre Fahrräder ersetzten sie bald durch Motorräder, später durch Lieferwagen. 1919 wurde das Unternehmen in United Parcel Service umbenannt – einer der Vorreiter für die heutigen Kurier-, Express- und Paketdienste, die als KEP-Branche zusammengefasst werden.
Allein in Deutschland haben diese Dienstleister 2023 mehr als 4,1 Milliarden Pakete sicher an ihre Empfänger*innen zugestellt. Einer von ihnen: Hermes Germany.
Ausstellung: „Dein Paket ist da“
Was passiert eigentlich, wenn ich eine Sendung bestellt habe? Die Ausstellung „Dein Paket ist da“, die das Hamburger Museum für Arbeit in Kooperation mit Hermes Germany entwickelt hat, erklärt interessierten Besucher*innen anschaulich, wie Logistik-Netzwerke arbeiten. Und präsentiert spannende historische Stücke aus 50 Jahren Hermes Geschichte. Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. August 2025. Mehr dazu erfahren Sie auch in diesem Artikel.