KEP-Studie 2024 Das Sendungsaufkommen steigt wieder an – aber es bleibt herausfordernd

Wie steht es um die Kurier-, Express- und Paketbranche (KEP) in Deutschland? In seiner aktuellen KEP-Studie zeichnet der Bundesverband Paket- und Expresslogistik (BPEX) ein differenziertes Bild. Die Herausforderungen im KEP-Markt bleiben groß. Insgesamt hat das Sendungsvolumen aber leicht zugenommen – die konjunkturelle Stimmung bei den Verbraucher*innen hat sich im Jahresverlauf wieder leicht gebessert.

Der Anteil von B2C-Sendungen insgesamt hat 2023 wieder zugenommen (Foto: Siwakorn1933/Shutterstock)

„Rückgang gestoppt, Unsicherheiten bleiben“ – so bewertet der KEP-Branchenverband BPEX die Lage in der deutschen Paketlogistik. Seit 20 Jahren dokumentiert und analysiert der Verband in einer jährlichen Studie das Geschäftsjahr der Kurier-, Express- und Paketdienste.

In den vergangenen Jahren spiegelten diese Zahlen wirtschaftlich und politisch unruhige Zeiten wider. Erst sorgte die Corona-Pandemie für Rekordzahlen. Im Geschäftsjahr 2022 – nach Abflauen der Pandemie und mit steigender wirtschaftlicher Verunsicherung durch Krieg in der Ukraine, Energiekrise und Inflation – ging das Sendungsaufkommen dann deutlich zurück. Nach den Zahlen der aktuellen Studie, die der BPEX gerade veröffentlicht hat, scheint sich die Lage jetzt zu stabilisieren.

Zahl der Sendungen ist leicht angestiegen

„Es gab keine weiteren strukturellen Brüche mehr wie in den vergangenen Jahren“, sagt Dr. Klaus Esser, Geschäftsführer der Unternehmensberatung KE-CONSULT Kurte&Esser, der die Studie im Auftrag des BPEX erstellt hat. Insgesamt stieg das Sendungsvolumen leicht an. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2023 rund 25 Millionen Sendungen mehr in Deutschland befördert. Das ist ein Anstieg von 0,6 Prozent, insgesamt liegt das Aufkommen damit bei 4,175 Milliarden Sendungen. „Damit ist zwar eine kräftigere Erholung ausgeblieben“, sagt Esser. „Aber der Rückgang des Sendungsvolumens aus dem Vorjahr ist dank der leichten Zuwächse gestoppt.“

Verbraucher*innen sind zuversichtlicher

Der Anteil von B2C-Sendungen insgesamt hat 2023 wieder zugenommen und liegt bei etwa 59 Prozent. Dies entspricht wieder dem Niveau von 2021 und übersteigt damit deutlich den Anteil von B2B-Sendungen – bei denen das Sendungsaufkommen um 3,8 Prozent gesunken ist. Der Anteil der B2B-Sendungen am Gesamtmarkt liegt nun bei 37 Prozent.

Starteten die B2C-Sendungen am Anfang des Geschäftsjahres 2023 noch mit einem leichten Minus wurde im Laufe des zweiten Halbjahres daraus ein Plus. Esser sieht einen klaren Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung. „Die Inflation ist langsam zurückgegangen, ebenso wie die Energiepreise, dafür sind die Löhne teilweise leicht gestiegen“, sagt er. „Das ist nicht sensationell, aber es hat dazu geführt, dass sich die Stimmung gerade bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern leicht gebessert hat. Ich glaube, dieser Trend wird sich auf niedrigem Niveau verfestigen.“

Neue Handelsplattformen führen zu mehr Sendungsvolumen

Die Zahl der B2C-Sendungen müsse aber auch differenziert betrachtet werden, sagt Esser. Denn neue Online-Plattformen wie Temu oder Shein sorgen mit Niedrigpreisangeboten dafür, dass sich auch viele kleine Bestellungen lohnen. „Das macht das Aufkommen kleinteiliger: Die Zahl der Sendungen steigt. Der Umsatz je Bestellung sinkt jedoch tendenziell“, sagt Esser. „Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend bereits im vergangenen Jahr auf die Zahl der B2C-Bestellungen ausgewirkt hat.“

Gute Zukunftsaussichten für Expresssendungen

60 Prozent der Umsätze entfallen 2023 auf den Paketmarkt – etwa 19 Prozent auf Kuriersendungen und knapp 21 Prozent auf Expresssendungen. Nach der positiven Entwicklung in den letzten zehn Jahren verzeichneten Expresssendungen sowohl im Jahr 2022 als auch 2023 einen Rückgang. Das sei verständlich, meint Esser, denn die Entscheidung, Sendungen per Express zu versenden hänge extrem von der konjunkturellen Lage ab: „Die schnelle Lieferung ist bei einbrechender Konjunktur oft einer der Punkte, bei denen man als Erstes spart. Zudem spielen Expresssendungen insbesondere beim Export eine große Rolle, entsprechend geht ihre Zahl zurück, wenn der Export einbricht.”

In Zukunft werde sich diese Situation aber wieder ändern, denn die Nachfrage werde steigen. Eine wichtige Rolle spiele dabei der Gesundheitsmarkt. „Dort gibt es hohe Anforderungen, beispielsweise an durchgehende Kühlketten, die durch Expresssendungen abgedeckt werden können“, so Esser. „Und in diesen Markt wird unter anderem aufgrund der demographischen Entwicklung der Bevölkerung derzeit viel investiert.“

KEP-Branche wächst seit Jahren stetig

Anders als die Gesamtwirtschaft schreibt die KEP-Branche selbst positive Zahlen. Das betrifft zum einen den Umsatz. 2023 stieg der Umsatz um 2,2 Prozent auf 26,5 Milliarden Euro an. Dass die Umsatzsteigerung höher ausfiel als die Steigerung des Sendungsvolumens liege auch an inflationsbedingten Preissteigerungen, sagt Esser.

Längerfristig betrachtet setzt sich aber mit der Umsatzsteigerung ein positiver Trend fort. In dem Jahrzehnt zwischen 2013 und 2023 belegten die Kurier-, Express- und Paketdienste in puncto Branchenwachstum nach der Bauindustrie den zweiten Platz. Im Durchschnitt lag in dieser Zeit das jährliche Wachstum bei 5,2 Prozent – trotz des Einbruchs im Jahr 2022 und der Fast-Stagnation 2023. Das liegt deutlich über dem der Logistikbranche (3,1 Prozent). „Dies zeigt die Fähigkeit der Branche, flexibel auf Herausforderungen am Markt zu reagieren.“ Wie weit gefächert die Anforderungen dieses Marktes sind, zeigen auch drei neue Mitgliedsunternehmen auf: 2023 trat dem BPEX neben den Express-Spezialisten nox Germany und Night Star Express auch myflexbox bei, eine Plattform anbieteroffener Paketstationen.

Zahl der Erwerbstätigen in der Branche leicht gestiegen

Einen leichten Aufwärtstrend gab es auch bei den Arbeitsplätzen in der Branche. Nach einem minimalen Rückgang 2022 stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Beschäftigten wieder leicht an – mit rund 2.700 zusätzlichen Stellen um rund 1 Prozent auf jetzt 260.500 Teil- und Vollzeitbeschäftigte. Hinzu kommen 174.300 indirekt in der KEP-Branche Beschäftigte.

Beide Gruppen zusammen sichern durch ihre Kaufkraft wiederum Arbeitsplätze in anderen Branchen. Der BPEX errechnet daraus eine Zahl von 570.100 Arbeitsplätzen, die von der Zustellbranche abhängen – das sind 1,2 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland.

BPEX rechnet mit steigendem Wachstum

Und in Zukunft? Prognosen im Wortsinne mag der BPEX nicht abgeben, wohl aber eine Einschätzung aufgrund der derzeitigen Zahlen. Der Bundesverband Paket- und Expresslogistik rechnet damit, dass die Branche weiter wächst. Bis 2028 soll die Zahl der Sendungen jedes Jahr um 2,3 Prozent auf dann 4,7 Milliarden Sendungen steigen und die Zahl der Beschäftigten um 7.500 wachsen. Die ersten Schritte in diese Richtung seien getan, meint Esser. Wenn auch langsam. „Im ersten Halbjahr 2024 war das Wachstum noch sehr verhalten. Aber ab 2025 gehen wir von einem deutlich stärkeren Tempo aus.“


Zur Website/Pressemitteilung des BPEX


 

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