Partner von Hamburg Pride Otto Group und Hermes zeigen Flagge für Vielfalt

Hermes und die Otto Group setzen auch 2017 ein Zeichen für die Gleichberechtigung von Homo-, Bi- und Transsexuellen. Als Partner von Hamburg Pride schickt die Otto Group sogar einen Truck auf den Christopher Street Day nach Hamburg. Von "Pinkwashing" distanzieren sich die Projektleiter ganz bewusst.

Regenbogenflagge vor der Zentrale von Hermes in Hamburg. (Foto: Hermes)

Letztes Jahr hat Hermes gemeinsam mit vielen anderen Hamburger Unternehmen öffentlich Flagge gezeigt gegen die Diskriminierung von Homo-, Bi- und Transsexuellen. Dieses Jahr ist die gesamte Otto Group an Bord – und setzt als offizieller Partner des Hamburg Pride 2017 unter dem Motto „Vielfalt… find‘ ich gut“ ein deutliches Zeichen für Gleichberechtigung. Höhepunkt ist die Teilnahme am Christopher Street Day (CSD) in Hamburg am Samstag, 5. August, mit einem eigenen Truck. Ein Gespräch mit Nicole Sieverding und Isabella Grindel, die das Projekt in der Otto Group betreuen.

Mit der Otto Group bezieht einer der größten Arbeitgeber Hamburgs erstmals öffentlich Stellung zur Gleichberechtigung von Homo-, Bi-, und Transsexuellen. Ein bemerkenswerter Schritt. Wie kam es dazu?

Isabella Grindel: Wir leben in Zeiten, in denen es wichtig ist, eine Haltung zu haben und diese auch klar und unmissverständlich zu kommunizieren. Dies gilt für Unternehmen ebenso wie für die Zivilgesellschaft. Die Otto Group engagiert sich seit vielen Jahren für das Thema Vielfalt/Diversity. Wir stehen für Toleranz und Gleichberechtigung. Diese Werte fördern wir im Umgang mit den Mitarbeitern, mit Geschäftspartnern und in unseren gesellschaftlichen Engagements. Die Unterstützung des Gedankens der Pride Week als einer der größten Arbeitgeber in Hamburg lag da nicht fern.

Was umfasst das Engagement genau?

Isabella Grindel: Wir werden im ersten Schritt mit einem Wagen an der Parade zum CSD teilnehmen. Außerdem sind wir mit unserem Bekenntnis zu Vielfalt, Toleranz und Chancengleichheit online auf den verschiedenen Social Media Kanälen wie Twitter, Facebook und Instagram sichtbar, nutzen aber auch Offline-Medien wie das Hamburg Pride-Magazin, das ein Interview mit unserer Finanzvorständin Petra Scharner-Wolff veröffentlicht hat.

Nicole Sieverding: Besonders stolz sind wir auf ein etwa 100 Quadratmeter großes Plakat bei unserer Konzernzentrale in Hamburg-Bramfeld, das unter dem Motto „Vielfalt… find‘ ich gut“ auf unsere Rolle als Unterstützer des Hamburg Pride hinweist. Unsere Mitarbeiter werden selbstverständlich auch „mitgenommen“; sie werden über unsere internen Plattformen auf dem Laufenden gehalten und hatten die Möglichkeit, sich auf Plätze für den CSD-Truck zu bewerben. Darüber hinaus binden wir sogar unseren Restaurant- und Kantinenbetrieb mit ein, der sich für die Woche der Pride Week etwas Besonderes ausgedacht hat und unsere Mitarbeiter damit überraschen wird.

„Der Zuspruch ist überwältigend“

Wie sind die Reaktionen von Mitarbeitern und Kunden?

Nicole Sieverding: Die Reaktionen auf unser Engagement sind durchweg positiv, um nicht zu sagen überwältigend. Wir bekommen viel Zuspruch und Fragen dazu, wie man sich bei uns engagieren kann. Es gab selbst Anrufe von Menschen, die an unserem Riesenplakat an der Bramfelder Spitze vorbeigefahren sind und gefragt haben, ob und wie sie an Tickets für den Otto Group Truck kommen können. Das hat wirklich alle unsere Erwartungen übertroffen.

Welche Unternehmen der Otto Group sind außer Hermes noch an der Aktion beteiligt?

Isabella Grindel: Insgesamt sind eine Stiftung – die Aid by Trade Foundation – sowie 11 Unternehmen bzw. Marken aus allen drei Segmenten der Otto Group an der Aktion beteiligt: About You, Bonprix, EOS, OTTO, Küche & Co., Baumarkt direct, Wohnklamotte (Shopping24), Hanseatic Versicherungsdienst, CollectAI und HIS.

Die Kooperation ist ein klares gesellschaftspolitisches Statement. Wie bewerten Dr. Michael Otto und der Vorstand diesen Schritt?

Isabella Grindel: Der Vorstand ist von unserem Engagement begeistert. Insbesondere unsere Personalvorständin Petra Scharner-Wolff engagiert sich mit Wort und Tat für unsere Aktivitäten.

Gegen den politischen Rollback

Schwule und Lesben gehen seit den 80er Jahren in Deutschland auf die Straße. Warum engagieren Sie sich erst jetzt?

Isabella Grindel: Wir hatten in unserem Unternehmen schon immer eine offene und tolerante Grundhaltung. Deshalb vertraten wir bisher den Standpunkt, dass man über Selbstverständlichkeiten auch nicht sprechen muss. Allerdings leben wir, wie bereits zuvor erwähnt, in Zeiten, in denen es gerade jetzt wichtig ist, eine Haltung zu haben und diese auch klar und unmissverständlich zu kommunizieren.

Nicole Sieverding: Gerade für Unternehmen ist es in unseren Augen wichtig, eine klare gesellschaftspolitische Haltung zu haben und diese zu zeigen. Wir sind Teil der Gesellschaft und tragen für ihren Erhalt auch eine Verantwortung. Deshalb haben wir uns entschieden, unsere Haltung auch nach außen zu kommunizieren. Die Otto Group steht also hinter dem Motto der diesjährigen CSD-Kampagne „Kommt mit uns! Diskriminierung ist keine Alternative“, das sich laut der Veranstalter unter anderem auch gegen den politischen Rollback stemmt.

Ein Paradentruck ist schnell gemietet. Wie aber sieht es bei Ihnen im Alltag mit Gleichberechtigung und Vielfalt aus?

Isabella Grindel: Globalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel: der rasante Fortschritt stellt Unternehmen heute tagtäglich vor erhebliche Herausforderungen. Vor allem unsere Kunden erwarten von uns, dass wir immer schneller auf ihre unterschiedlichen Bedürfnisse eingehen. Ebenso vielfältig wie unser Angebot müssen deshalb auch die Mitarbeiter sein, die unser Geschäft betreiben, wenn wir am Markt wettbewerbsfähig bleiben wollen. Besonders auf der Personalebene brauchen wir vor diesem Hintergrund differenzierte Antworten und eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Eine offene und tolerante Grundhaltung sind hier unerlässlich.

„Wir achten zuerst auf den Menschen“

Nicole Sieverding: Für das Management bedeutet es, ein Bewusstsein zu entwickeln für den Nutzen von Vielfalt und eine gute Hand für den klugen Einsatz der Stärken und Schwächen der Mitarbeiter. Das ist weniger eine Frage des Geschlechts, des Alters, der Hautfarbe, der Religion oder der sexuellen Neigung. Es ist eine Frage der Gleichberechtigung, der Chancengerechtigkeit und der Bereitschaft, den massiven gesellschaftlichen und kulturellen Wandel, in dem wir uns erst am Anfang befinden und in dem wir alle gefordert sind, zu gestalten. Das geht nur mit Vielfalt. Und Vielfalt entsteht dort, wo Individualität geschätzt wird.

„Pinkwashing“ ist die Aktion also nicht?

Nicole Sieverding: Nein, überhaupt nicht. Für die Unternehmen der Otto Group gehört es seit jeher zum Selbstverständnis, respektvoll, offen und vorurteilsfrei im Rahmen dieser sozialen Gemeinschaft zu handeln. Auch bei der Auswahl unserer Mitarbeiter achten wir zuerst auf den Menschen und seine Persönlichkeit, denn wir wissen: Unterschiedliche Werte, Einstellungen und Erfahrungen bereichern nicht nur unser Leben, sie fördern auch eine kreative Zusammenarbeit und sind damit essentiell für unser Geschäft.

Glauben Sie, dass im Windschatten der Otto Group bald weitere Hamburger Traditionsunternehmen aufspringen und Pride-Partner werden?

Isabella Grindel: Das könnten wir uns gut vorstellen, vor allem deshalb, weil unser Beispiel sicherlich viele andere Unternehmen anregen wird, sich mit dem Thema ebenfalls auseinander zu setzen.

Wir danken für das Gespräch.

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