Sichere Verpackung für weiße Ware

Die Antwort war immer die gleiche: Haben wir nicht! So etwas gibt es nicht! Und Burkhard Gust ärgerte sich maßlos darüber. Langjährige Kunden hatten ihn gefragt, ob es nicht eine sichere Verpackung für Weiße Ware geben würde. Für Waschmaschinen, Kühlschränke oder Trockner, die der Verbraucher zurückschicken will. Sie hatten sich an Gust gewandt, weil er die Branche seit Jahrzehnten kennt. Er musste es doch wissen. Und dann: Haben wir nicht! So etwas gibt es nicht! So konnte es nicht weiter gehen. Gust wollte nicht länger nein sagen, deshalb fing er an, zu überlegen wie eine solche Verpackung wohl aussehen könnte. 

Schnell verpackt - sicher transportiert. Ein Kühlschrank auf dem Weg zur Verladung. (Foto: Hermes/Kerstin Joensson)

Die Antwort war immer die gleiche: Haben wir nicht! So etwas gibt es nicht! Und Burkhard Gust ärgerte sich maßlos darüber. Langjährige Kunden hatten ihn gefragt, ob es nicht eine sichere Verpackung für Weiße Ware geben würde. Für Waschmaschinen, Kühlschränke oder Trockner, die der Verbraucher zurückschicken will. Sie hatten sich an Gust gewandt, weil er die Branche seit Jahrzehnten kennt. Er musste es doch wissen. Und dann: Haben wir nicht! So etwas gibt es nicht! So konnte es nicht weiter gehen. Gust wollte nicht länger nein sagen, deshalb fing er an, zu überlegen wie eine solche Verpackung wohl aussehen könnte.

Was bei der Tüftelei herauskam, ist 60 mal 60 mal 85 Zentimeter groß. Eine weiße Haube für Weiße Ware, die genial einfach zu handhaben ist: Man entfaltet sie, zieht sie über das Gerät und klappt den Deckel zu – fertig ist der Rundum-Transportschutz. Bei bis zu zwei Meter hohen Türmen wie den Kühl-Gefrier-Kombinationen wird zusätzlich – für unten herum – ein breiter weißer Gürtel geliefert. Statt mehrere Lagen Luftpolsterfolie um das Gerät zu wickeln und mit Klebestreifen zeitaufwändig zu befestigen, wird in wenigen Sekunden eine Haube übergestülpt. Vor sieben Jahren meldete Gust für seine Erfindungen Patent an. Seither verkauft er sie unter dem Namen Safe2Go. Gust, der Geschäftsführer, war zum Erfinder geworden. Damals leitete er noch das Großhandelsunternehmen für Verpackungen Dr. Willy Fuchs in Fürth. Zu den Großkunden der über 100 Jahre alten Firma zählten Grundig und Quelle. Gust, Jahrgang 1950, stellte das Traditionshaus neu auf, er baute das Spezialangebot aus und gewann den mittelfränkischen Gründerpreis für Nachfolger.

Extrem reißfest und faltbar

Was ihm beim entwickeln der Lösung half, war sein immenses Hintergrundwissen aus der Produktion. Vor seiner Zeit in Fürth hatte er ein Werk für Luftpolsterfolien und Polsterschaum geleitet und war für das internationale Unternehmen sogar in die Niederlande und nach Belgien gezogen. „Für mich waren zwei Kriterien wichtig: Weil die Geräte schwer sind, musste die neue Verpackung extrem reißfest sein – so widerstandsfähig wie die aus Polypropylen-Bändchengewebe hergestellten Ikea-Tragetaschen. Und sie musste eine Polstereinlage aus speziellem Polyethylen-Schaum haben, um selbst die härtesten Stöße abzufedern und eine Scharnierfunktion zu ermöglichen.  Außerdem sollte sie häufig wiederverwendbar und zusammenfaltbar sein, damit bei Nichtgebrauch kein wertvoller Stauraum verloren geht“, erklärt Gust. Das man mit einem solchen Produkt nicht jeden beglückt, stört ihn nicht. „Safe2Go ist ein Spezialprodukt. Der Massenmarkt interessiert mich nicht.“

Über mangelndes Interesse an seiner Erfindung kann er sich dennoch nicht beklagen. Die Nachfrage nach sicheren Verpackungen ist groß, und sie steigt weiter mit dem Wachsen des Onlinehandels. Aufgrund des allgemeinen Rückgaberechts kann der Retourenservice vom Kunden problem- und häufig sogar kostenlos in Anspruch genommen werden. Davon machen im Segment der Weißen Ware immerhin bis zu sieben Prozent der Kunden Gebrauch. Doch was, wenn die Originalverpackung bereits entsorgt ist? Es besteht ein erhöhtes Beschädigungsrisiko beim Rücktransport.  Das Rückgaberecht für Haushaltsgroßgeräte ist gut für den Kunden, jedoch für den Händler und den Logistiker  ein Schadens- und Kostenrisiko.

Die Schadenskurve geht deutlich nach unten

Mehr als 30.000 seiner Hauben und Gürtel sind in Deutschland und Österreich inzwischen im Einsatz. Gebraucht werden sie bei Retouren unverpackter Geräte, beim Transport von Kühl- und Wärmeapparaten zu Messen oder Event-Veranstaltungen, bei der Auslieferung reparierter Ware und bei Haushaltsumzügen. Gusts Kunden sind Elektromärkte wie Mediamarkt, Saturn oder Expert, Gerätehersteller wie Bosch, Siemens und Miele, Logistikunternehmen wie Hermes und natürlich Möbelspediteure. „Sobald sie die Safe2Go-Hüllen einsetzen, sehen die Firmen, dass die Schadenskurve deutlich nach unten geht.“

Seit Januar 2015 nutzt auch die Hermes Einrichtungs Service (HES) das Verpackungssystem Safe2Go deutschlandweit in allen  Depots. HES mit Firmensitz in Löhne in Westfalen ist Marktführer im Bereich 2-Mann-Handling und beliefert  pro Jahr rund vier Millionen Haushalte. Damit bringt HES jedes zweite im deutschen Onlinehandel gekaufte Möbel und Großgerät zum Besteller.

HES-Geschäftsführer Carsten Meinders ist von den Vorteilen der Schutzhüllen überzeugt: „Wir möchten unseren Auftraggebern auch beim Rückversand einen optimalen Service bieten. Mit Safe2Go nutzen wir dafür jetzt ein Verpackungssystem, das ein hohes Maß an Sicherheit bietet, schnelles Verpacken erlaubt und dabei nicht zuletzt auch dem Umweltschutz Rechnung trägt“.

Aufgrund der robusten Verarbeitung und Langlebigkeit ist die Verwendung von Safe2Go ein wesentlicher Schritt im Thema Nachhaltigkeit: „Die Hauben halten bei ordnungsgemäßen Gebrauch mindestens 100 Umläufe“, sagt Gust.

Maßgeschneiderte Spezialverpackungen

Inzwischen ist der gebürtige Norddeutsche in seine Heimat zurückgekehrt – und verkauft seine Erfindungen von Hamburg aus. Mit der Verlegung des Firmensitzes änderte sich auch der Name. Aus Dr. Willy Fuchs wurde die SafeRetoure Verpackung GmbH, ein Produktions- und Handelsbetrieb für Spezialverpackungen. Zweites Standbein ist die Produktlinie Safe-Individuell. Es handelt sich um Verpackungen, die auf den Bedarf der Kunden konstruiert und maßgeschneidert gefertigt werden. Hauptsächlich sind es Geräteverpackungen aus PE-Schaum, die empfindliche Apparaturen, Messgeräte oder elektrische und elektronische Instrumente auf ihrem Weg von A nach B schützen.

Seine Schutzhüllen lässt Gust weiterhin in Europa nähen: „Es ist wie bei Jeans, Handarbeit im klassischen Sinne.“ Polsterplatten, Label und Dokumententaschen werden teils noch in Fürth komplettiert. Ganz oben auf seiner Agenda steht die Expansion in die Niederlande. „Es ist ein Dienstleistungsland, in dem wir derzeit Partner suchen.“

Gab es schon mal Tage, an denen er seine Erfindung verflucht hat? Ein Leben als Angestellter wäre sicherlich bequemer gewesen. „Eigentlich nicht“, sagt Gust, aber er habe oft gedacht, wie schwierig es sei, ein überzeugendes Produkt auch zu vermarkten. „Es gibt Dinge, die braucht kein Mensch. Zum Beispiel Shampoo und Conditioner in einem. Aber das Produkt wird massenhaft beworben und abgesetzt. Ich habe ein Verpackungssystem erfunden, über das die Kunden sagen, super, endlich gibt es so etwas – und trotzdem ist es ein mühseliger Weg, es zu verkaufen.“

Dafür darf sich Gust mit einer Retourenquote von nullkommanull Prozent schmücken. Noch nie hat ein Kunde eine bemusterte Haube oder einen Gürtel an ihn zurückgeschickt.

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