50 Jahre Hermes Jubiläums-Interview: „Wir sind 50 Jahre Hermes“

Ein halbes Jahrhundert Geschichte ist eine lange Zeit – ohne seine Mitarbeiter*innen könnte Hermes diesen Geburtstag nicht feiern. Deshalb haben wir mit Paaren gesprochen, die zusammen 50 Jahre Hermes Erfahrung haben. In dieser Folge treffen sich der Sales-Manager Sascha Heinemann und IT-Fachmann Olaf Waitkus.

(Foto: Hermes Germany)

Sascha, du bist 30 Jahre bei Hermes, Olaf seit 20 Jahren. Seid ihr schon so lange dabei, weil ihr schon immer in die Paketlogistik wolltet?

Sascha Heinemann: Als gelernter Speditionskaufmann und richtiger Hamburger Jung hatte ich tatsächlich schon recht früh die Logistik für mich entdecken können. Allerdings bin ich auf dem Weg zu meinem damaligen Arbeitsort in Rothenburgsort immer bei Otto in Bramfeld vorbeigekommen und dachte: „Mensch, das wäre doch auch toll, hier zu arbeiten und zu schauen, wie es auf der Verlader-Seite aussieht!“ Das hat dann 1992 auch geklappt: Insofern muss ich einräumen, dass ich die ersten fünf der insgesamt 30 Jahre bei Otto gearbeitet habe. Dort war ich im Bereich der Warenausgangssteuerung tätig und unter anderem zuständig für die täglichen Ausgangsverkehre an die Hermes Depots. Ich hatte also bereits zu dieser Zeit schon sehr viel Kontakt mit Hermes.

Olaf Waitkus: Dafür lege ich – quasi – ein paar Jahre drauf! Ich bin zwar jetzt seit 20 Jahren bei Hermes, aber ich war von 1994 bis 1998 schon mal da, damals noch in der „EDV“.

Sascha Heinemann und Olaf Waitkus beim Interview via Videocall (Foto: Hermes)

Nicht nur Pakete: Entwicklungen in der IT und von Kunden

Wie kam es, dass du zweimal zu Hermes gekommen bist?

Olaf Waitkus: Technologisch war Hermes in den 1990ern noch etwas altbacken unterwegs. 1998 entschied ich, dass ich mehr sehen wollte. Obwohl mir der Abschied durch die tolle Kollegialität schwerfiel. Ich hielt auch immer weiter Kontakt – und kam deshalb 2002 auch gern wieder zurück – zumal sich technisch bei Hermes in der Zeit sehr viel weiterentwickelt hatte.

Ihr seid beide in eurem Arbeitsalltag nicht direkt mit Paketen befasst. Wie würdet ihr euren Beitrag dazu beschreiben, dass am Ende das Paket bei den Kund*innen ankommt?

Sascha Heinemann: Ich würde sagen: Durch die tägliche Betreuung und vor allem durch das Halten von wichtigen Kunden leiste ich meinen Beitrag dafür, dass da Pakete sind, die wir versenden können. Und ich freue mich besonders, dass wir keinen der Versender, den ich gewonnen habe, wieder verloren haben. Mein persönliches Highlight war 2004 die Gewinnung des damals größten Drittkunden QVC, der der auch heute noch zu unseren größten Markt-Kunden außerhalb der Otto Group gehört.

Olaf Waitkus: Ich sorge für die Informationssicherheit, sodass sich Kunden und Mitarbeiter bei Hermes gut aufgehoben fühlen. Und ich achte darauf, dass alle Informationen im gesamten Sendungsprozess vom Hersteller bis zum Empfänger sicher sind und dass nur die richtigen Leute im richtigen Moment darauf zugreifen können. Und letztlich sorgen wir in unserem Team dafür, dass uns kein Cyberangriff lahmlegt – und so weiter Pakete versendet werden können.

Früher Faxgeräte, heute Scrum

Cyberangriffe waren in den 1990ern, als ihr angefangen habt, wohl noch kein Thema. Woran erinnert ihr euch, wenn ihr an die Anfangsjahre denkt?

Sascha Heinemann (Foto: Hermes)

Sascha Heinemann: Ich erinnere mich an den Start in der Alsterkrugchaussee, ein winziges Büro mit vier Schreibtischen, drei Faxgeräten und einem Kopierer. Und an ganz viele händische Prozesse: Zum Beispiel kamen die Bestandsmeldungen und Sendungsmengen aus den Depots früh morgens gegen 6 Uhr per Fax rein. Die haben wir dann in Excel übertragen, um sie bis 10 Uhr für den Bereichsleiter- und Geschäftsführerbericht vorzubereiten. Die Hauptaufgabe für mich bestand allerdings darin, den Aufbau des Gepäck-Service für die Deutsche Bahn, das damalige „DB Kuriergepäck“ von der Stunde Null an mit voranzutreiben. Ich erinnere mich auch noch sehr gut, dass man in der klitzekleinen Kantine – da passten vielleicht 20 Leute rein – zusammen mit der Geschäftsführung saß. Da gab es feste Plätze.

Olaf Waitkus: Ja! Das erinnere ich auch noch sehr gut. Freitagmittag saßen da alle zusammen und es gab immer Milchreis oder Grieß. Auch wenn da alle „gemeinsam“ gegessen haben, muss man trotzdem sagen, dass die Kontakte zur Geschäftsführung, wie sie heute sind, damals nicht gegeben waren. Da gab es schon noch die unsichtbare Trennung.

Wie entwickelte sich dann alles weiter? Was waren eure persönlichen Meilensteine?

Sascha Heinemann: Ein Höhepunkt war natürlich der Umzug in die neue Firmenzentrale 1998. Aber ein Meilenstein waren auch die Jahre ab 2003. Da fand wirklich die „Zeitenwende“ statt: Wir wollten nicht mehr nur Dienstleister für den Otto-Konzern, sondern für den gesamten Markt sein. So konnten wir auch die ersten namhaften Versandhändler im sogenannten Drittkundengeschäft für uns gewinnen– und dann ging es richtig los.

Olaf Waitkus: Ein Paradigmenwechsel war für mich, dass im Jahr 2013 mit Scrum zum ersten Mal agile Methodik eingeführt wurde. Zunächst in der IT, aber heute arbeitet das ganze Unternehmen auf agile Art über Fachgrenzen hinweg zusammen. Vorher lief das immer in einer Art Wasserfallmodell ab: Die Fachabteilung erstellte ein Fachkonzept, danach erstellte die IT ein IT-Konzept, dann gab es einige Reviews und nach fünf Monaten war mal etwas fertig. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Aber das ist ja auch auf der technischen Seite so: In den 1990ern gab es einen Standard-PC und die Buchhaltung hatte den gleichen wie die IT. Dann gab es die „Pager“, die sich nicht durchgesetzt haben – und schließlich die Smartphones.

Arbeiten im digitalen Zeitalter

Was beschäftigt euch heute, im Jahr 50 von Hermes?

Olaf Waitkus (Foto: Hermes)

Olaf Waitkus: Heute sind wir damit beschäftigt, Notebooks, Smartphones und PCs, die wir ausgeben, sicher zu machen. Informationssicherheit ist ein wichtiges und großes Feld geworden. Wir gehen immer davon aus, dass alles klappt, aber Sicherheitslücken existieren überall, und der Schaden kann immens sein. Insofern achten wir auch auf die Netzsicherheit und schaffen bei den Mitarbeitenden eine „Awareness“ für das Thema und schulen sie, wie man beispielsweise mit verdächtigen E-Mails richtig umgeht.

Sascha Heinemann: Spannend finde ich, wie divers unser Kundenportfolio heute aufgestellt ist. Zudem stehen Transparenz und Zuverlässigkeit heute viel stärker im Fokus: Natürlich wollen Kunden auch heute von uns wissen, innerhalb welcher Zeitspanne ein Paket ab Übernahme beim Versender ankommt. Die sogenannte „E+1 Laufzeit“ ist hier ein Stichwort. Verändert hat sich, dass dies früher noch ein zentraler Wettbewerbsfaktor war und heute als eine Art „Hygienefaktor“ überall standardmäßig vorausgesetzt wird. Für die Endkunden ist es inzwischen enorm wichtig geworden, wo sich ihre Sendung aktuell befindet, damit sie notfalls eine Umroutung an einen anderen Ort oder für einen anderen Zeitpunkt vornehmen können. So lange zuhause zu bleiben, bis das Paket kommt? Das war früher einmal so.

Vielen Dank für das Gespräch!


50 Jahre Hermes (Grafik: Hermes)

Weitere Informationen und Hintergründe rund um das 50-jährige Jubiläum von Hermes gibt es auf der Fokusseite „50 Jahre Hermes“ hier im Newsroom.

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