G20-Gipfel in Hamburg Hermes plant mit Ausweichrouten

Der G20-Gipfel am 7. und 8. Juli stellt auch die Hamburger Logistikbranche vor eine beispiellose Herausforderung. Daniel Petersen aus dem Depot Hamburg über Vorbereitungen bei Hermes, Spürhundkontrollen und mögliche Verzögerungen bei der Paketzustellung.

Absperrungen in Hamburg. (Foto: Hermes)

Der G20-Gipfel am 7. und 8. Juli stellt die Hamburger Logistikbranche vor eine beispiellose Herausforderung. Daniel Petersen, Area Manager Operations im Hermes Depot Hamburg, arbeitet seit 18 Jahren bei Hermes und informiert im Interview über die Vorbereitungsmaßnahmen bei Hermes sowie mögliche Verzögerungen bei der Paketzustellung.


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Herr Petersen, worin besteht die größte logistische Herausforderung während des G20-Gipfels?

Daniel Petersen: Während des G20-Gipfels wird es in Hamburg immer wieder zu Verkehrsbehinderungen kommen – vor allem in der Innenstadt. Bereits ab dem 6. Juli ist mit der Ankunft von 35 Delegationen zu rechnen, die durch Kolonnenfahrten in die Innenstadt für Staus sorgen werden. Hier liegt unsere Herausforderung darin, diese Staus direkt zu umfahren, um in der logistischen Kette keine Zeit zu verlieren und alle Sendungen rechtzeitig in der Zustellung zu haben.

Wie weit im Voraus wurden Hermes-Mitarbeiter auf den Ausnahmezustand vorbereitet? Mit welchen Maßnahmen?

Daniel Petersen: Direkt betroffene Zusteller sowie Lkw-Fahrer der Feeder-Transporte wurden bereits vor drei bis vier Monaten informiert und kennen die eingerichteten Sicherheitszonen. Für die Belieferung einiger Hamburger Zustellbasen wurden vorsorglich Ausweichrouten ausgewählt, die befahren werden, falls es auf der regulären Strecke zu Behinderungen kommt. Bei größeren Protesten bleiben die Fahrzeuge im Depot.

Spürhunde prüfen Zusteller

Können sich Paketboten innerhalb der Sicherheitszonen frei bewegen?

Daniel Petersen: Am Ende ist das alles eine Frage der aktuellen Lage. Für die Sicherheitszonen haben die Paketdienste laut Polizei keine generelle Sondergenehmigung und werden daher streng kontrolliert, auch durch Spürhunde. Innerhalb der Sicherheitszone könnten Beamte unsere Zusteller sogar bis zur Haustür des Empfängers begleiten müssen. Trotzdem will man uns unsere Arbeit so einfach wie möglich machen. Im Falle eines Zwischenfalles aber werden wir aus der Zone herausgeführt und dürfen diese dann nicht mehr passieren.

Werden während des G20-Gipfels zusätzliche Zusteller eingesetzt?

Daniel Petersen: Nein, wir haben an den zwei Gipfeltagen eher die Herausforderung, dass wir aufgrund der Sicherheitsvorschriften wahrscheinlich nicht alle Sendungen zustellen können. Sobald der Gipfel beendet ist, werden wir die betroffenen Sendungen schnellstmöglich ausliefern. Dafür kommen je nach Auftragslage eventuell zusätzliche Kräfte zum Einsatz.

Bedeutet das: Kunden, die in oder um die Sicherheitszone wohnen, werden während des Gipfels gar nicht mit Paketen beliefert?

Daniel Petersen: Doch, regulär können diese Kunden auch weiterhin Pakete erhalten. Sie müssen allerdings damit rechnen, dass diese beim Passieren der Sicherheitszonen kontrolliert werden.

Sicherheitsposten kontrollieren Pakete

Die Paketzustellung wird also eingeschränkt sein. Mit welcher Verzögerungszeit rechnen Sie?

Daniel Petersen: Im Großbereich rund um die Messehallen sowie in der HafenCity rund um die Elbphilharmonie sollten Kunden sicherheitshalber mit wenigen Tagen Verspätung planen. Spätestens ab Montag, den 10. Juli haben wir dann aber wieder „Normalität“ in der Stadt. Das gilt auch für den Paketversand. Dass die Paketbelieferung während des Gipfels komplett lahmliegt, glaube ich hingegen nicht.

Macht es Sinn, Pakete direkt an PaketShops liefern zu lassen?

Daniel Petersen: Ja, vor allem Kunden in der Schanze und im Karoviertel, auf St. Pauli sowie rund um die Elbphilharmonie empfehlen wir, Sendungen an PaketShops oder alternative Zustelladressen – am besten außerhalb des Hamburger Innenstadtgebietes – umzuleiten. Zudem raten wir, Pakete erst nach dem Gipfel abzuholen und nach Hause zu bringen. Ansonsten kann es passieren, dass harmlose Pakete von Sicherheitskräften an den Kontrollposten eventuell nicht durchgelassen werden.

Bis wann sollten Onlinebestellungen und Paketversand erfolgen, damit der Kunde sein Paket ohne Verzögerung erhält?

Daniel Petersen: Alles, was an unserem Hamburger Depot bis zum Donnerstag, 6. Juli, ankommt, werden wir sehr wahrscheinlich noch pünktlich in die Zustellung bringen können. Da aber schon am Donnerstagabend die erste große Demo erwartet wird, kann es ab diesem Zeitpunkt zu größeren Einschränkungen kommen.

Haben Sie noch eine persönliche Botschaft an die Hamburger?

Daniel Petersen: Ja, habe ich: Hamburg steht für Weltoffenheit und gemeinsam schaukeln wir das schon.

Wir danken für das Gespräch.

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