Google Home & Co: Welche Digitaltrends werden die Logistik prägen?
Seit dem 8. August ist der Smart-Lautsprecher Google Home nun auch in Deutschland verfügbar. Neben Amazons Alexa steht deutschen Nutzern damit ein weiterer intelligenter Assistent zur Auswahl. Musik abspielen, Einkaufsliste führen oder die komplette Haussteuerung – das alles funktioniert bequem per Sprachsteuerung. Ob Amazon oder Google – beide Anwendungen zeigen vor allem eines: Mobile, digitale Anwendungen durchdringen unseren Alltag immer stärker. Wir sprachen mit Alexander Lange, Head of Digital Portalmanagement von Hermes Germany, über aktuelle Digitaltrends und ihr Potenzial für die Logistik.
Intelligente Assistenten wie Google Home und Alexa sind in aller Munde. Beim Stichpunkt „Voice Controlled Parcel Tracking“ – wie sieht es da bei Hermes aus?
Alexander Lange: In Großbritannien hat Hermes bereits einen Skill für Amazon Alexa gelauncht. Von der Erfahrung der Kollegen profitieren auch wir in Deutschland. Hierzulande ist das Thema im Moment natürlich noch sehr nischig, da die wenigsten von uns tatsächlich schon regelmäßig im Alltag sprachgesteuerte Dienste nutzen. Schaut man sich jedoch heutige Teenager und deren Umgang mit z.B. Messenger-Diensten an, wird klar, wohin die Entwicklung gehen wird. Schon jetzt verschicken junge Smartphone-Nutzer zunehmend eher Sprach- als Textnachrichten an Freunde. Diese Art der Kommunikation wird in wenigen Jahren auch in der Interaktion mit Anwendungen ein Standard sein. Wir nehmen diese Entwicklung sehr ernst und untersuchen derzeit, inwieweit und auf welcher Plattform ein Engagement von Hermes auch in Deutschland sinnvoll sein kann.
Technik muss Sinn stiften
Was sind für Sie die aktuell spannendsten digitalen Anwendungen und warum?
Alexander Lange: Für spannend halte ich vor allem digitale Assistenzanwendungen, die den Alltag des Nutzers wirklich erleichtern. Das fängt bei der regelbasierten Steuerung der Technik im vernetzten Zuhause an und hört bei der Bildung von Bewegungsprofilen zur Nutzung für automatische Wegzeit-Berechnung oder Terminvorschlägen auf. Hier stiftet die Technik wirklich Sinn. Entscheidend wird sein, wie viel Privatsphäre wir alle am Ende bereit sind, für solche Dienste zu opfern. Jeder, der ein Smartphone besitzt, lebt bereits heute mit dieser Frage.
Welche aktuellen Trends im Bereich Mobile bzw. Digital haben großes Potenzial, die Logistik zukünftig stark zu beeinflussen?
Alexander Lange: Ich denke, das Potenzial liegt vor allem im Bereich der Automation durch Selbststeuerung bzw. -optimierung von logistischen Prozessen. Hier sei nicht nur das – gerade in letzter Zeit viel besprochene – Thema Autonomes Fahren genannt, sondern auch die Veränderung im Kleinen. Wenn z.B. eine Wechselaufbaubrücke über Sensoren jederzeit weiß, wo sie ist, ihren Zustand kennt und diesen stets abrufbar bereithält, wird sie Teil eines größeren, vernetzten Systems, das wiederum seinen Zustand automatisiert steuern kann. Ein weiteres Thema ist aus meiner Sicht Augmented Reality, also die erweiterte Datenrealität eines Objektes, die ich einem Menschen z.B. zur Information, zur Orientierung oder produktiveren Arbeitsweise an die Hand geben kann, indem er sich beispielsweise einer Datenbrille bedient.
Digitale Services im Mittelpunkt
Welche Rolle spielt das Thema digitale Services bei Hermes?
Alexander Lange: Digitale Services sind für uns schon heute nicht mehr wegzudenken – und die Relevanz steigt weiter. Unsere Auftraggeber, Kunden und Nutzer verlangen schließlich zunehmend mehr Transparenz und Zuverlässigkeit in Bezug auf unsere Dienstleistungen. Dies können wir durch digitale Services wie unsere Paketankündigung, neue Auftraggeberschnittstellen oder die digitale Tourenplanung ermöglichen oder zumindest stark unterstützen. Im Kern wird bei Hermes vermutlich immer die analoge Erbringung der Paketdienstleistung stehen. Diese aber werden wir auch weiterhin durch digitale Services zunehmend optimieren.
Was bietet Hermes heute in diesem Bereich?
Alexander Lange: Eine ganze Menge. Unser 2014 gelaunchter Mobiler Paketschein beispielweise war damals nicht nur wegweisend für die Branche, sondern wird bis heute von den Kunden vor allem wegen seiner Einfachheit in der UX geliebt – und ist längst auch monetär für uns äußerst lukrativ. Auch Services wie die WunschZustellung, diverse Schnittstellen zu Onlineshop-Systemen, der Mobile Retourenschein sowie die Paketankündigung mit Zeitfenstern sind Services, die zu 100 Prozent auf digitalen Prozessen beruhen. Und das sind nur einige wenige Beispiele. Ohne digitale Services wäre eine moderne Logistik schon heute undenkbar.
Wir danken für das Gespräch.