Hanjo Schneider Der E-Commerce-Boom beginnt gerade erst

Ende Februar hat Hermes das Geschäftsjahr 2014 abgeschlossen. Ein Gespräch mit Hanjo Schneider, Vorstand der Otto Group für das Segment Service und Aufsichtsratsvorsitzender der Hermes Europe GmbH, über Zahlen, Trends und Themen, die in 2015 anstehen.

Von BorderGuru bis City-Logistik: Hanjo Schneider, Vorstand der Otto Group für das Segment Service und Aufsichtsratsvorsitzender der Hermes Europe GmbH, erwartet ein spannendes Geschäftsjahr. (Foto: Hermes)

Ende Februar hat Hermes das Geschäftsjahr 2014 abgeschlossen. Ein Gespräch mit Hanjo Schneider, Vorstand der Otto Group für das Segment Service und Aufsichtsratsvorsitzender der Hermes Europe GmbH, über Zahlen, Trends und Themen, die in 2015 anstehen.

Herr Schneider, wie fällt ihr Fazit für das Geschäftsjahr 2014 aus?

Hanjo Schneider: Hermes kann eine gute Entwicklung vorweisen. Wir haben uns beim Umsatz insgesamt um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 2.230 Mio. Euro gesteigert. Insbesondere der Teilbereich Distribution hat – separat betrachtet – sogar mit 9 Prozent Zuwachs zugelegt und in Europa 530 Mio. Sendungen bewegt. Damit liegen wir deutlich über der durchschnittlichen Marktentwicklung.

Hat sich diese Geschäftsentwicklung auch in neuen Arbeitsplätzen niedergeschlagen?

Durchaus. Zwar setzen wir in allen Geschäftsbereichen auf moderne Technik und Effizienz, aber selbstverständlich wächst bei anhaltend prosperierendem Geschäft auch der Bedarf an Fachkräften. 2014 haben wir weltweit 656 neue Mitarbeiter eingestellt und beschäftigen damit heute 12.470 fest angestellte Mitarbeiter. Davon arbeiten über 9000 in Deutschland, die allesamt tariflich bzw. übertariflich entlohnt werden. 

Was erwarten Sie für das laufende Jahr? 

Ich gehe davon aus, dass wir auf gleichem Niveau weiter wachsen. Natürlich gibt es einige wirtschaftspolitische Unwägbarkeiten. Aber der E-Commerce-Boom hält nicht nur an, sondern steht meiner Meinung nach sogar noch am Anfang seiner Entwicklung. Und das ist gut für den Handel, die Logistik sowie das Paketgeschäft, ohne das Online-Shopping nun mal nicht funktioniert. 

Internationalisierung und Digitalisierung 

Aus aktuellem Anlass – Hermes ist auch in Russland engagiert. Wie läuft das Geschäft dort?

Unter Plan, was angesichts der europäischen Handelsbeschränkungen sowie der konjunkturellen Entwicklung vor Ort auch nicht überraschend ist. Aber wir den denken bei Hermes generell mittel- bis langfristig, müssen auch keine Rücksicht auf Börsenkurse nehmen und haben folglich entschieden, bis auf weiteres an unserem russischen Geschäft festzuhalten.

Welche Trends werden Ihre Geschäfte generell in den kommenden Monaten besonders beeinflussen?

Hermes leistet entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Handels spezifische Dienste. Das fängt bei der Warenbeschaffung in Asien an, geht weiter über die weltweite Transportlogistik, das Fulfilment sowie die Zustellung einer Ware an den Endkunden. Insgesamt werden wir uns auf die weitere Internationalisierung sowie Digitalisierung unseres Angebots konzentrieren.

Hermes ist eine Tochter des weltweit zweitgrößten Onlinehändlers, der Otto Group. Wie viel Geschäft macht Hermes mit Auftraggebern außerhalb des Konzerns?

Im europäischen Paketgeschäft generieren wir 70 Prozent des Sendungsvolumens außerhalb des Mutterkonzerns – mit steigender Tendenz. Zudem wollen wir uns weitere Mengen auch in den USA und Asien sichern.

„BorderGuru“: Neue Impulse für globalen E-Commerce

Plant Hermes mit seinen Paketservices die Expansion nach Übersee?   

Nein. Dort gibt es genug potenzielle Kooperationspartner. Aber mit unserem neuen Service „BorderGuru“ wollen wir es Händlern ermöglichen, Warensortimente wirklich weltweit via Internet zu verkaufen. Theoretisch war der Online-Handel zwar schon immer grenzüberschreitend möglich. Praktisch aber gab es mit Zoll, Steuern und intransparenten Transportleistungen diverse Hindernisse. Das ändern wir jetzt mit einem Shipping-Client, der in den Webshop der Auftraggeber integriert wird. Dieser hält alle wichtigen Informationen für den Kunden bereit und koordiniert den Versand- sowie Zahlungsprozess. Das ist kundenfreundlich und vermittelt dem globalen E-Commerce ganz neue Impulse.

Zuletzt noch eine Einschätzung für die weitere Entwicklung des volatilen deutschen Paketmarkts? 

Insgesamt wird der Markt weiter wachsen. Allerdings bleibt es für die Branche schwierig, faire Preise für die immer komplexer werdende Paketzustellung zu generieren. Es fehlt pro Sendung bis zu einem Euro, um auskömmliche Renditen zu erwirtschaften, die wiederum für Investitionen in die logistische Infrastruktur oder für höhere Löhne bei den Zustellern genutzt werden können. Zudem muss der Wettbewerb weiter liberalisiert und die ungerechtfertigte politische Begünstigung einzelner Anbieter aufhören. Herausfordernd bleibt auch die Liefersituation in den Städten. Hier sind Logistik und Politik gemeinsam gefragt, intelligente Lösungen zu finden, um einerseits den Verkehrsinfarkt zu verhindern, andererseits den Anwohnern – sprich Kunden – bestellte Waren zustellen zu können.

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