Nils Oskamp Mit Comics gegen rechte Gewalt

Der Autor und Comiczeichner Nils Oskamp hat mit seinem Buch „Drei Steine“ ein bildstarkes Werk gegen Gewalt von rechts geschaffen. Mit einer begleitenden Ausstellung und Lehrmaterial für Schulen will er Neonazis nun bundesweit entgegentreten. Ein Gespräch über Dortmund, Mordanschläge und einflussreiche Alt-Nazis.

Mit dem Comic "Drei Steine" hat der Hamburger Nils Oskamp ein bildgewaltiges Werk gegen rechte Gewalt geschaffen. (Foto: Nils Oskamp)

Der Autor und Comiczeichner Nils Oskamp hat mit seinem Buch „Drei Steine“ ein bildstarkes Werk gegen Gewalt von rechts geschaffen. Mit einer begleitenden Ausstellung und Lehrmaterial für Schulen will er Neonazis nun bundesweit entgegentreten.

Herr Oskamp, mit Ihrem Comic „Drei Steine“ engagieren Sie sich gegen rechte Gewalt – steckt eine persönliche Erfahrung dahinter?

Nils Oskamp: Ja, die Geschichte ist autobiografisch. Ich habe im Alter von 13 bis 15 Jahren miterlebt, wie ein Neonazi die ganze Schule verseucht hat – und habe damals zwei Mordanschläge überlebt. Die jugendlichen Neonazis haben damals schlagkräftige Unterstützung von erwachsenen Nazi-Hooligans erhalten. Nach meinem Besuch der Animation School Hamburg kam mir erstmals der Gedanke, meine eigene Biografie als Comic zu erzählen. Jetzt ist das Buch mit dem Titel „Drei Steine“ im Handel.

Das Vorwort stammt von Familienministerin Manuela Schwesig. Wie kam es zu dieser prominenten Unterstützung?

Nils Oskamp: Die Arbeit an einer Graphic Novel wie meiner bedarf etwa zwei Jahre, in dieser Zeit muss der Lebensunterhalt gesichert sein. Damals habe ich vom Regierungsprogramm zur Bekämpfung von Rechtsextremismus gehört, das beim Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend untergebracht ist. Ich habe dort mein Exposé hingeschickt, so kam der Kontakt zustande. Letztes Jahr habe ich dann erfahren, dass Frau Schwesig ein Grußwort für mein Buch verfassen will – eine tolle Ehre!

„Wir brauchen Aufklärung und Präventationsarbeit“

Gibt es weitere Förderer?

Nils Oskamp: Ja, neben der Bundesregierung fördert mich die Amadeu Antonio Stiftung aus Berlin, zudem unterstützen mich Städte, Kommunen und nicht zuletzt auch Unternehmen. Hermes etwa hat mir bei der Auslieferung der Schulausgabe meines Buches geholfen und meine Ausstellung kostenfrei nach Dortmund transportiert. Es sind vielleicht kleine Gesten für einen so großen Konzern, doch genau diese Gesten sind enorm wertvoll.

Wie wichtig sind Statements gegen Rechts gerade jetzt, angesichts der Flüchtlingswelle?

Nils Oskamp: Solche Statements sind extrem wichtig, schließlich findet die Integration von Flüchtlingen vor Ort statt, in den Lebensräumen unserer Zivilgesellschaft, an den Arbeitsplätzen und in den Schulen. An diesen Orten brauchen wir Aufklärung und Präventationsarbeit gegen jegliche Form von Radikalismus und Rassismus und einen Diskurs ohne Gewalt. Mit meinem Buch und meiner Ausstellung möchte ich meinen Teil dazu beitragen.

Ihre Ausstellung war im Juni in Dortmund zu sehen. Wie kam es dazu?

Nils Oskamp: Gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung hatte ich bereits im Vorfeld Gespräche mit Vertretern der Stadt und der Opferschutz-Organisation „Back-Up“ geführt. Schließlich hat mich die Stadt Dortmund dann eingeladen, in der Mahn- und Gedenkstätte „Steinwache“ meine Ausstellung zu zeigen. Die Steinwache ist das ehemalige Dortmunder Gestapo-Gefängnis, in dem während der Nazi-Herrschaft tausende Menschen inhaftiert und teils brutal gefoltert und ermordet wurden. An einem solchen Ort meine Arbeiten zeigen zu dürfen, war für mich eine sehr große Ehre.

Zentrum der Nationalsozialisten

Es gibt immer wieder Berichte, dass Dortmund angeblich ein Problem mit Neonazis hat. Ihr Comic spielt ebenfalls in Dortmund, auch Ihre Ausstellung fand dort statt. Eine bewusste Entscheidung?

Nils Oskamp: Dortmund war bereits vor dem Mauerfall ein Zentrum der neuen Nationalsozialisten. Zu meiner Zeit haben dort Alt-Nazis, hauptsächlich ehemalige SS-Männer, die erste Generation von Neonazis herangezüchtet. Die Stadt hatte in den achtziger Jahren die höchste Arbeitslosenquote Westdeutschlands, das hat es den Rechten leicht gemacht. Auch deshalb wusste ich, dass mein Buch und die Ausstellung in Dortmund besondere Aufmerksamkeit erhalten werden.

Planen Sie jetzt eine Deutschland-Tour?

Nils Oskamp: Ja, es hat bereits viele Einladungen geben. Als nächstes ist meine Ausstellung im Rahmen des Comiciade Festivals in Aachen zu sehen. Am meisten freue ich mich auf die Buchmesse Frankfurt, dort habe ich eine Ausstellung in der Halle 4.1. Frankfurt ist die größte Buchmesse der Welt mit 250.000 Besuchern und über 9.000 Journalisten. Im nächsten Jahr bin ich dann auf dem Comicfestival München zu Gast und im Herbst 2017 wird meine Ausstellung in der Gedenkhalle Oberhausen zu sehen sein.

Sie möchten künftig auch mit Schulklassen zusammenarbeiten. Wie soll das aussehen?

Nils Oskamp: Auf der Internetseite www.dreisteine.com steht pädagogisches Begleitmaterial für einen Blockunterricht in allen Lernstufen zur Verfügung, zudem biete ich Lesungen an Schulen an. Dabei geht es um Rechtsextremismus-Prävention, Aufklärung und begleitende Hilfe für Schülerinnen und Schüler, die mit einer rechtsradikalen Problematik konfrontiert sind. Juristische und psychologische Hilfestellungen können über die Webseite ebenso gefunden werden. Die Schulbuchversion der „Drei Steine“ ist durch die Förderung des Bundesministeriums kostenlos für Bildungseinrichtungen erhältlich.

Vielen Dank für das Gespräch!

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