Ausbildung und duales Studium: „Wir gehen individuell auf jeden Auszubildenden ein“
Anja, um erst einmal eine Orientierung zu geben: Was für Ausbildungen bietet ihr an?
Anja Schuster: Im Ausbildungsbereich sind wir mit insgesamt zwölf Berufsbildern und drei dualen Studiengängen sehr breit gefächert aufgestellt. Dazu gehören einerseits kaufmännische Berufe, wie der im letzten Jahr gestartete Ausbildungsgang für Kaufleute im E-Commerce oder auch Kaufleute für Marketingkommunikation. Andererseits bilden wir aber auch technische und gewerbliche Berufe aus, etwa Mechatroniker, Fachinformatiker und Berufskraftfahrer.
Ergänzend dazu bieten wir die dualen Studiengänge Logistics Management, Business Administration sowie Business Informatics in Kooperation mit der HSBA (Hamburg School of Business Administration) an. Ausgebildet wird in ganz Deutschland.
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Ausbildung und dem dualen Studium bei Hermes?
Anja Schuster: Da gibt es kaum Unterschiede. Duale Studenten machen oft ein Auslandssemester und sind fast ein halbes Jahr in der Universität, wo hingegen Auszubildende in der Regel nur drei Monate im Jahr die Berufsschule besuchen. Daher gibt es für die dualen Studenten weniger Zeit Praxiserfahrungen zu sammeln und verschiedene Einsätze zu durchlaufen. Das duale Studium ist also theoretischer als die Ausbildung.
Wichtig sind Klarheit und Spaß am Berufsbild
Für einige Unternehmen sind gute Noten und die allgemeine Hochschulreife ausschlaggebende Punkte für die Einstellung eines Auszubildenden. Wie läuft der Bewerbungsprozess bei Hermes ab?
Anja Schuster: Der erste Schritt ist die Vorauswahl. Die Bewerber werden in eine Bewerberrunde eingeladen, die sich übrigens vom klassischen Assessment Center unterscheidet. Wir laden die Bewerber zunächst für ein paar Stunden ein, um sie ein bisschen besser kennenzulernen. Anschließend haben die Bewerber eine Gruppenaufgabe zu lösen, da geht es vor allem um Verhalten und Teamgeist. Zum Schluss gibt es dann noch einen kurzen Wissenstest. Eine Rückmeldung erhalten die Bewerber in der Regel nach zwei Tagen.
Worauf legt Ihr besonders viel Wert?
Anja Schuster: Wir setzen gute Noten in den Fächern Deutsch, Englisch, Mathematik und gegebenenfalls Geografie voraus. Die Noten sind bei uns allerdings das kleinste Indiz für die Einstellung, denn wir legen viel mehr Wert auf die Klarheit für das Berufsbild und den Spaß am Thema. Für die dualen Studiengänge ist eine gute allgemeine Hochschulreife erforderlich, für die kaufmännischen Berufe ist das nicht ganz so wichtig. Bei der Einstellung achten wir vor allem darauf, wie der Bewerber zu dem Berufsbild passt. Wenn ein anderer Ausbildungsgang besser passt, dann kommt es auch vor, dass wir den potentiellen Auszubildenden auf diesen setzen oder sogar eine neue Stelle schaffen.
Wie sieht es mit den Übernahmechancen aus? Haben duale Studenten eine höhere Chance übernommen zu werden als Auszubildende?
Anja Schuster: Die Übernahmechancen sind komplett identisch. Hermes hat eine gute Übernahmequote von 85 Prozent. Das liegt daran, dass wir die Berufsbilder sehr gezielt ausbilden. Und natürlich an unseren sehr motivierten und engagierten Auszubildenden und dualen Studenten.
Individualität für jeden Auszubildenden
Welche Anforderungen hat Hermes Germany an seine Auszubildenden?
Anja Schuster: Wichtig ist, dass die Auszubildenden neugierig und offen auf neue Themen zugehen, Dinge ausprobieren und Fehler nicht gleich als Katastrophe ansehen, sondern daraus lernen und sich weiterentwickeln. Ich erwarte außerdem mitdenkende Auszubildende und duale Studenten, die viele Fragen stellen und Einsatzbereitschaft zeigen.
Die Lebensvorstellungen und damit verbunden die Anforderungen der potentiellen Nachwuchskräfte an den Arbeitgeber haben sich mit der Zeit verändert und sind auch weiterhin stetig in Veränderung. Wie passt sich Hermes diesen Anforderungen an?
Anja Schuster: In Bezug auf Ausbildung lassen wir heute noch mehr Individualität in die Planung einfließen als früher. Auch wenn wir natürlich strikte Vorgaben von der Handelskammer haben, versuchen wir trotzdem so individuell auf die Personen einzugehen wie möglich. Das schließt auch ein, dass wir beispielsweise eine Berufsausbildung so anpassen, dass sich die Nachwuchskräfte damit wohler fühlen. Überhaupt ist das Thema Wahlmöglichkeit für uns sehr wichtig: Unsere Auszubildenden können zum Beispiel klare Präferenzen angeben, welche Abteilungen, Bereiche und Projekte sie in ihrer Ausbildung gern durchlaufen möchten. Klar, auch hier gibt es Vorgaben, aber Spielraum ist trotzdem vorhanden. So erfahren wir im Laufe der Ausbildung noch viel besser, wo Stärken und Schwächen liegen und woran der Auszubildende den meisten Spaß hat.
Grundsätzlich gilt: Wir versuchen jeden Bewerber in dem Berufsbild auszubilden, das am besten passt. Wenn eine Person kommt, die super zu Hermes passt, dann schaffen wir auch ab und zu eine Stelle, die vielleicht eigentlich gar nicht angeboten worden wäre.
Fünf Sterne für Hermes Germany
In der Logistikbranche wird es immer schwieriger Nachwuchskräfte zu gewinnen. Was zeichnet Hermes im Wettbewerbsvergleich besonders aus?
Anja Schuster: Als Ausbildungsbetrieb bieten wir Maßnahmen über den Rahmenplan hinaus. Wir setzen jede Person individuell ein, da wir als großes Unternehmen die Möglichkeit haben, den Auszubildenden und dualen Studenten einen Einblick in viele verschiedene Bereiche zu geben. Zudem unterstützen wir Studienreisen und bieten Praktika an. Ansprechpartner stehen bei Fragen oder Schwierigkeiten zur Seite.
Auch im Jahr 2018 nahm Hermes an dem Wettbewerb „Hamburgs beste Ausbildungsbetriebe“ teil und wurde mit fünf Sternen prämiert. Wie funktioniert die Bewertung dieser Prämierung?
Anja Schuster: Bei dem Wettbewerb wurden zwanzig Auszubildende und duale Studenten und zehn Ausbilder aus Hamburg befragt. Diese mussten Fragen beantworten, deren Rückmeldungen dann zu einem Durchschnittswert zusammengeführt wurden – am Ende hatten wir fünf Sterne, so viele wie noch nie. Das hat mich wirklich gefreut. Entscheidend für das Ergebnis waren vor allem die individuelle Betreuung und das Interesse an den Nachwuchskräften.