Daten statt Diesel Hermes auf der IAA

Ende September hat sich die Automobilbranche zum nunmehr 66. Mal auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt getroffen. Auch Hermes war vor Ort, um sich auf der Messe über neue Techniken und Fahrzeuge zu informieren. Wir sprachen mit Oliver Lanka, Leiter Zentraleinkauf & Fleet Management, zu Trends und Highlights der IAA 2015 und was das für die Fahrzeugflotte von Hermes bedeutet.

Oliver Lanka, Leiter Zentraleinkauf & Fleet Management der Hermes Logistik Gruppe Deutschland, in einem Elektrosprinter, der aktuell in der City-Logistik in Berlin zum Einsatz kommt. (Foto: Hermes)

Ende September hat sich die Automobilbranche zum nunmehr 66. Mal auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt getroffen. Auch Hermes war vor Ort, um sich auf der Messe über neue Techniken und Fahrzeuge zu informieren. Wir sprachen mit Oliver Lanka, Leiter Zentraleinkauf & Fleet Management, zu Trends und Highlights der IAA 2015 und was das für die Fahrzeugflotte von Hermes bedeutet.

Herr Lanka, was sind für Sie die bedeutenden Branchentrends, die auf der IAA vorgestellt werden? 

Lanka: Einen der wichtigsten Trends hat die Wirtschaftswoche unlängst mit dem Slogan „Daten statt Diesel“ benannt. Dabei geht es um die zunehmende Digitalisierung und die intelligente Vernetzung der Fahrzeuge. Die Autos von morgen werden eine Vielzahl von Informationen austauschen können und den Verkehr noch sicherer machen. Das digitale Fahrzeug stellt die Hersteller aber auch vor neue Herausforderungen, zum Beispiel in puncto Daten- und Ausfallsicherheit. Sehr stark beschäftigt die Branche außerdem die Frage, ob das Auto für die Mobilität kommender Generationen weiter eine führende Rolle spielen wird. Auch dabei ist Digitalisierung der entscheidende Schlüssel. Weitere, für Hermes wichtige Themen sind alternative Antriebe und der Leichtbau bei der Karosserie sowie die immer stärkere Automatisierung der Fahrzeuge.

Wann können wir im Nutzfahrzeugbereich, konkret bei Hermes, mit dem Einsatz autonomer Techniken rechnen und wie sehen diese in der Praxis aus? Folgen die Fahrzeuge dann dem Paketboten von Haus zu Haus?

Die Grundlagen dafür sind Technologien für automatisiertes Fahren, und diese setzen wir bei Hermes heute schon ein. Wir statten zum Beispiel unsere Lkw für die langen und mittleren Transportstrecken mit Assistenzsystemen aus, die im fließenden Verkehr automatisch Abstand halten. Sie überwachen außerdem das Fahrverhalten und melden wartungsrelevante Daten an unsere Fuhrparkleiter.

Von hier aus ist der Schritt vom automatisierten zum autonomen Fahren gar nicht mehr so groß – zumindest im Fernverkehr. Für einen automatischen Stadtverkehr sind die aktuellen Technologien dagegen noch nicht geeignet. Das liegt daran, dass die Strukturen, zu denen Straßennetze und Verkehrsteilnehmer gehören, hochkomplex sind. Der selbstfahrende Transporter für die letzte Meile in der Paketzustellung bleibt deshalb vorerst eine Vision.

Aber auch in unserem Tagesgeschäft werden zunehmend Assistenzsysteme Einzug halten, die für mehr Sicherheit sorgen und Schäden vermeiden helfen. Ich halte es für realistisch, dass unsere Fahrzeuge in naher Zukunft am Verladetor automatisch rückwärts einparken, Hindernisse erkennen oder ihre Verkehrssicherheit elektronisch überwachen.

Digitale Features oder ökologisches Bewusstsein – was gibt im Nutzfahrzeugsektor die Richtung vor?

In diesem Jahr liegen die digitalen Funktionen eindeutig vorne, allerdings leistet die Technisierung zugleich einen positiven Beitrag zur Umweltbilanz. Elektronische Motorsteuerungen , vernetzte Navigations- und Telematiksysteme senken den Kraftstoffverbrauch und die Schadstoffemissionen der Fahrzeuge. In puncto Nachhaltigkeit hätte ich mir von der Automobilindustrie jedoch deutlich mehr Innovationen gewünscht. So haben zwar viele Hersteller mittlerweile Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechniken im Angebot, signifikante Fortschritte bei der Reichweite, den Ladezeiten oder der Wirtschaftlichkeit dieser Produkte waren auf der IAA aber nicht erkennbar.

Hermes ist seit vielen Jahren Vorreiter im Bereich Elektromobilität. Im Segment der Transporter und Nutzfahrzeuge, das bei uns den größten Flottenanteil ausmacht, bietet die Industrie aber derzeit leider keine geeigneten Elektrofahrzeuge an. Das haben wir auf der Messe ausdrücklich angemahnt und uns den Herstellern als Innovationspartner angeboten.

Geht der Trend im Bereich Elektromobilität zu reinen Elektrofahrzeugen oder zu Hybridmodellen? 

Hybridfahrzeuge haben zurzeit den weitaus größeren Marktanteil. Die hybride Technik kann in Serienfahrzeuge eingebaut werden, die Mehrkosten sind überschaubar und die Reichweite entspricht mindestens der eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor. Elektrofahrzeuge sind dagegen teurer in der Anschaffung, die Reichweite ist geringer und ihre Größe aufgrund der Gewichtslimitierung begrenzt. Der Schlüssel für die Entwicklung der Elektromobilität liegt in der Verbesserung der Akku-Technologie. Die Batterien müssen leistungsfähiger, leichter und kostengünstiger werden, für Transporter und Lkw muss es zudem schnellere Lademöglichkeiten und Wechselspeicher geben.

Um Innovationen in diesem Bereich effektiver voranzutreiben, ist die Bundesregierung gefordert. Sie hat vor, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Im Jahr 2014 waren in Deutschland aber gerade mal rund 12.000 E-Autos zugelassen. Wenn anstelle der Förderung von Einzel- oder Herstellerprojekten mehr Gewicht auf die Förderung von transportintensiven Branchen gelegt würde, könnte der Anteil der Elektromobilität deutlich steigen. Dann sind wir als Transport- und Paketdienstleister dabei.

Wie sieht Ihre persönliche Bilanz des IAA-Besuches aus?

Für unser Kerngeschäft ist Mobilität ein Schlüsselaspekt, deshalb war die IAA 2015 ein wichtiger Termin in meinem Kalender. Besonders beeindruckt haben mich die aufwändigen Messeauftritte der Hersteller, deren Markeninszenierungen bisweilen ganze Hallen füllen. Und der große Andrang zeigt, dass das Automobil immer noch viel Faszination und Emotionalität ausstrahlt.


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