Infrastruktur Perspektiven und „Green“ Masterpläne: Städte arbeiten an der umweltfreundlichen Mobilität der Zukunft

Das Ziel ist klar: Weniger Verkehr in den Städten. Oft lässt sich das aber nur verwirklichen, wenn Logistik und Kommunen gemeinsam daran arbeiten. Erste Beispiele sind vielversprechend.

Düsseldorfs "Green City Masterplan" zeichnet ein Bild davon, wie die Zukunf der Mobilität in der Landeshauptstadt NRWs aussehen könnte. (Foto: Shutterstock)

Weniger Stau, weniger Emissionen, weniger zugeparkte Straßen. Seit Jahren arbeiten Logistikdienstleister wie Hermes an neuen umweltfreundlichen Lösungen für die Letzte Meile. Die Infrastruktur spielt dabei eine wichtige Rolle. Viele Kommunen greifen auf öffentliche Fördertöpfe zu, um den Verkehr und die Mobilität im städtischen Raum umweltfreundlicher zu gestalten.

„Green City Masterplan“ am Beispiel Düsseldorf

Ein Beispiel dafür ist die Stadt Düsseldorf. Sie hat auf das „Sofortprogramm Saubere Luft“ zugegriffen, für das die Bundesregierung 2018 eine Milliarde Euro bereitgestellt hat. Das Programm soll Kommunen unter anderem dabei helfen, den elektrischen Verkehr voranzutreiben und Verkehrssysteme zu digitalisieren. Die Fördergelder, die Düsseldorf beantragt hat, fließen in einen „Green City Masterplan“. Anschauliche Illustrationen, sogenannte „Perspektiven“, zeichnen ein im wahrsten Sinne des Wortes farbiges Bild davon, wie die Zukunft der Logistik in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens aussehen könnte.

Der Paketzustellung wird darin viel Raum eingeräumt. Ein Aspekt: Pakete werden in Mikro-Hubs gesammelt und von dort aus gebündelt mit leistungsstarken E-Lkws effizient in die Stadt befördert .

Ein Teil der Lösung: City-Hub im Hafen von Düsseldorf

„Die Frage dahinter lautetet: Wie geht man mit den wertvollen knappen Flächen um? Die Logistik konkurriert ja mit anderen neuen Mobilitätskonzepten wie Car-Sharing oder City-Rädern, die auch zur Luftreinhaltung beitragen“, sagt David Rüdiger vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, der den Masterplan Düsseldorf mitausgearbeitet hat.

Realisiert hat Düsseldorf bereits einen im Hafen angesiedelten City-Hub: Einzelhändler aus der Stadt können künftig als Lieferadresse die Angabe „Düsseldorf Hafen“ verwenden: Dort wird die Ware in Empfang genommen, gebündelt und mit emissionsfreien Fahrzeugen ausgeliefert. Eine Schwierigkeit ist es, genügend Plätze und Ladenlokale für die Mikro-Hubs zu finden, die räumlichen Ressourcen sind knapp. „Wir geben Hinweise an das Stadtplanungsamt, so dass Investoren informiert werden“, sagt Markus Schneider vom Amt für Verkehrsmanagement der Stadt Düsseldorf. Aber wie in vielen anderen Städten auch, steht dafür nicht viel Personal zu Verfügung. Zudem müssten Grundstückseigner, Ladenbetreiber und andere Parteien bereit sein, mitzumachen, sagt Schneider: „Alles, was wir tun können, ist frühzeitig mit den Investoren in den Quartieren zu verhandeln.“

Es gibt zudem Ideen dafür, wie sich künftig neue Räume erschließen ließen. „Uns schwebt vor, dass Investoren bei neuen Bebauungsplänen die Errichtung von Mikro-Depots berücksichtigen.“

In Mainz sollen Heatmaps eingesetzt werden

Auch Mainz hat die Erstellung eines „Green City Masterplan“ beauftragt. „Bei dessen Umsetzung spielt Logistik eine große Rolle“, sagt Manuela Klein, Abteilungsleiterin Verkehrswesen im Mainzer Stadtplanungsamt: „Dieses Thema ist sehr wichtig.“ Dabei setze die Stadt vor allem auf Dialog, sagt sie. Mit einigen Dienstleistern habe man sich bereits auf eine zunehmende Elektrifizierung der Flotte verständigt. Ergebnis dieser Gespräche ist zudem: In Zukunft sollen sogenannte „Heatmaps“ eingesetzt werden. Also Karten, die anhand digital erhobener Daten anzeigen, welche Routen besonders stark frequentiert sind – und an welchen Stellen die Einrichtung von Mikro-Depots besonders sinnvoll wäre. Zudem gibt es einen Runden Tisch, an dem auch Dienstleister eingeladen werden – nicht zuletzt, um über ihre Erfahrungen aus anderen Städten zu berichten. Beispielsweise über das Programm „Urban Blue“ von Hermes, bei dem unter anderem die Elektrifizierung der Hermes Flotte im Fokus steht.

„Protected Bike Lanes“ für Lastenräder in Bochum

Immer mehr setzen Zusteller auch auf Lastenräder. Voraussetzung für den Erfolg solcher Projekte aber ist u.a. eine gute Radwege-Infrastruktur, die wiederum vom Engagement der Kommunen abhängt. Eine davon ist die Stadt Bochum, die mit einem Projekt den Wettbewerb „KommunalerKlimaschutz.NRW“ gewonnen hat und sich so mehrere Millionen Euro Fördergelder vom Land Nordrhein-Westfalen sichern konnte. Ziel des Projekts ist, Pendlerstrecken aufzuwerten, beispielsweise durch geschützten Radfahrstreifen, sogenannte „Protected Bike Lanes“. Das soll nicht nur den bislang eher schwach ausgeprägten Radverkehr in der Stadt fördern, sondern auch Paketdienstleister dazu animieren, auf Lastenräder umzusteigen.

Von Maria Zeitler und Claus Hornung

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