Wertschätzung: „Logistik ist bunt, vielfältig und ein hochinteressantes Arbeitsfeld“
Nicht erst seit der Corona-Pandemie gilt: Die Logistik leistet einen wichtigen Beitrag für die Wirtschaft sowie zur Versorgung der Bevölkerung. Dahinter stecken hochkomplexe Leistungen, die im Alltag von Kund*innen aber meist erst Sichtbarkeit erlangen durch die fahrenden Transporter auf den Straßen sowie die Zusteller*innen an den Haustüren. Wie vielfältig Logistik wirklich ist – dies aufzuzeigen, um mehr Wertschätzung für die Logistik zu erreichen, hat sich die Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ zur Aufgabe gemacht. Wir sprachen dazu mit Frauke Heistermann, Sprecherin der Initiative „Die Wirtschaftsmacher“.
Wer sind „Die Wirtschaftsmacher“ und was ist das Ziel der Initiative? Welche Maßnahmen stehen dahinter, können Sie hier Beispiele geben?
Frauke Heistermann: Wir haben die Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ gegründet mit dem Ziel, Logistik in der breiten Öffentlichkeit sichtbarer zu machen und hierdurch mehr Wertschätzung für diesen wichtigen Wirtschaftsbereich zu erzielen. Dazu geben wir sehr anschauliche und gleichermaßen spannende Beispiele, was Logistik leistet: Konkret gehören dazu unsere Logistikheld*innen mit ihren besonderen Leistungen oder auch die Logistikgeschichten zu Bereichen, die in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen werden, beispielsweise Logistik im Gesundheitsbereich, bei Sportevents, für Textilien oder in der Kunst. Aktuell läuft unsere Videoaktion „Logistik ist da, wo ich bin“. Hier erklären junge Logistiker*innen anschaulich und begeisternd ihren Arbeitsplatz. 2021 setzen wir zudem einen Schwerpunkt auf die Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Systemrelevanz und Komplexitätsmanagement.
Was sind in puncto „Image“ aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die Branche? Wie kann die Logistik diesen begegnen?
Frauke Heistermann: Logistik wächst seit vielen Jahren in Folge (wenn wir einmal von der aktuellen Corona-Krise absehen) und übernimmt immer mehr Verantwortung im Management von globalen und lokalen Lieferketten. Dafür muss sie sehr umfassende, herausfordernde Aufgaben wahrnehmen, wie zum Beispiel Projektmanagement, IT-Innovationen, Einsatz neuer Technologien, Planung und Steuerung. Da ein Großteil der Logistik dabei aber unsichtbar für die öffentliche Wahrnehmung bleibt, wird unser Wirtschaftsbereich immer noch reduziert auf sehr stereotype Bilder wie Transport und Umschlag. Das hat zur Folge, dass wir als wachsender Wirtschaftsbereich unbedingt weitere Fachkräfte in den verschiedensten Bereichen brauchen, sich aber nicht genug qualifizierte Menschen bewerben. Logistik kann aber viel mehr, ist bunt und vielfältig und ein hochinteressantes Arbeitsfeld. Aber das müssen und wollen wir auch aktiv aufzeigen. Daher unsere Initiative: Wir möchten als Wirtschaftsbereich Logistik gemeinsam an diesem Ziel arbeiten, statt dass jedes Unternehmen nur alleine für sich aktiv wird. Wir möchten zeigen, wie unerlässlich Logistik für jeden einzelnen ist, um die Versorgung von Bürger*innen und Unternehmen sicherzustellen. Sie ist unverzichtbar in unserem Alltag und bietet viele verschiedene, zukunftssichere, interessante Arbeitsplätze. All dies müssen wir viel besser veranschaulichen.
Studien zeigen, dass die Corona-Pandemie die Wertschätzung sowie das Vertrauen in die Paketdienstleistung nachhaltig gestärkt hat. Gilt dies aus Ihrer Sicht für die gesamte Logistikbranche? Welche Bereiche stehen aktuell am stärksten im Fokus?
Frauke Heistermann: Eines hat die Corona Pandemie sicher erreicht: Der Öffentlichkeit ist nun viel klarer geworden, was Logistik in Gänze leistet. Natürlich zuallererst durch das gestiegene Volumen im Onlinehandel: Immer mehr Menschen bestellen bequem von zuhause aus und Logistik ermöglicht diese komfortable Versorgung auf höchstem Qualitätsniveau. Aber die Menschen haben nun auch besser verstanden, was hinter dem Management einer globalen Lieferkette steht, wie viele Grenzen und Schnittstellen Logistik überwindet, was es bedeutet, wenn der Lieferant in Asien sitzt und die Ware in Deutschland benötigt wird und wie flexibel und mit welche großem Einsatz Logistiker*innen täglich Lösungen für neue Herausforderungen finden.
Digitalisierung genauso wie Nachhaltigkeit haben eine zunehmend größere Bedeutung – natürlich auch in der Logistik. Welche Rolle spielen sie aus Ihrer Sicht auch für die Wahrnehmung der Logistik?
Frauke Heistermann: Logistik ist ein innovativer Wirtschaftsbereich und setzt umfassend und konsequent auf digitale Lösungen und Plattformen, um die Transportströme auch mit Informationsströmen zu synchronisieren. Der Einsatz neuer Technologien wie beispielsweise Künstliche Intelligenz oder Robotics interessiert junge Menschen sehr. Unser Themenheft „Die Zukunft der Logistik“, dass wir hierzu veröffentlicht haben, ist das am meisten nachgefragte Medium bei unserer Zielgruppe. Das gleiche gilt für Nachhaltigkeit. Hier wird Logistik leider in der Öffentlichkeit immer noch auf einen vermeintlich hohen CO2-Ausstoss reduziert. Dass Logistik – auch durch die Nutzung digitaler, intelligenter Lösungen – dazu beiträgt, CO2-Emmissionen zu vermeiden, mehr Produkte bei weniger Transportleistung zu befördern oder auch innovativ bei der Nutzung alternativer Antriebstechnologien mitwirkt, müssen wir noch deutlich besser erklären.
Zusammenfassend die Frage: Was sind die größten Assets der Logistik, die es gilt, noch viel sichtbarer zu machen? Was liegt Ihnen da persönlich ganz besonders am Herzen?
Frauke Heistermann: Mir persönlich liegt am Herzen, dass Logistik nicht abschätzig betrachtet wird, sondern wertschätzend, respektvoll und mit Interesse. Ich finde das auch wichtig für die vielen Logistiker*innen, die in unserem Wirtschaftsbereich hochmotiviert arbeiten. Hierzu finde ich es wichtig, zu zeigen wie vielfältig und abwechslungsreich Logistik ist, sowohl als Studien- und Ausbildungsbereich. Für mich ist Logistik ein ungeschliffener Diamant, den wir mit unserer Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ zum Strahlen bringen wollen.
Vielen Dank für das Interview!